Adlershofer Chemieexpertise
Süd-Chemie Tochter setzt auf Zeolithspezialisten vom Wissenschaftscampus
Die reinste Alchemie betreibt Wolfgang Lutz, Adlershofer Spezialist in der Zeolith-Forschung. In seinem Labor testet und entwickelt er für die Süd-Chemie Zeolites GmbH neue Zeolithe. Zeolithe, das sind mikroporöse Silikate, die in der Stofftrennung und Stoffwandlung als Adsorbentien und Katalysatoren eingesetzt werden. Eine der wohl häufigsten Verwendungen ist als Wasserenthärter in Waschmitteln. Aber z. B. auch in der Petrolchemie beim Cracken und Isomerisieren von Kohlenwasserstoffen, als Kältemittel oder als biologischer Dünger werden sie eingesetzt.
Akribie und Ausdauer von Nöten
Geduld, Fingerspitzengefühl und vor allem Erfahrung in der Zeolith-Forschung sind nötig, um herauszufinden, warum z. B. ein Material stabiler ist als ein anderes oder wann ein Katalysator die Reaktion in die gewünschte Richtung entfaltet. Der Zusammenhang verschiedener Einflussfaktoren ist so komplex, dass man trotz Modellierung der Zusammenhänge nicht auf Versuche verzichten kann. „25 Stunden bei 700 oder 900 Grad Celsius und zehn Prozent Luftfeuchtigkeit dauern die Standardtests.“, erzählt Lutz und ergänzt: „Zwei Drittel der Versuche sind in den Sand gesetzt“. Mühsam tastet sich Lutz heran bis das Ergebnis überzeugt und wieder „ein Stück Natur erkannt ist“.
Erste deutsche Zeolithe aus Bitterfeld
Chemiker Lutz hat seine Wurzeln auf dem Adlershofer Wissenschaftsstandort: Seit 1970 ist er hier in der Zeolith-Forschung aktiv. Erst in den Instituten für physikalische Chemie und anorganische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, wo er maßgeblich zum Prozess der Erdgasentschwefelung gearbeitet hat. Aus dieser Zeit stammen auch seine engen Kontakte zum Chemiekombinat Bitterfeld, wo er auch an der Entwicklung des PAREX-Verfahrens – zur Gewinnung von hochwertigem Benzin – mitgewirkt hat. Später arbeitete Lutz im Institut für Angewandte Chemie und in der WITEGA, bevor er 2003 zur Tricat Zeolithes GmbH kam. Das amerikanische Unternehmen wurde Ende der 90er Jahre auf historischem Boden aufgebaut. Die Entwicklung und Fertigung zeolithischer Adsorbentien und Katalysatoren ging bereits auf die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Es war die Arbeitsgruppe von Prof. Friedrich Wolf an der Martin-Luther-Universität in Halle, die die ersten Zeolithe auf deutschem Boden synthetisierte und im Chemiekombinat Bitterfeld zur Produktionsreife führte. Diese Pilotanlage erweiterte sich später in eine beachtliche Fabrik zur Herstellung industriell hergestellter Zeolithe, die in bedeutenden Verfahren Anwendung fanden. 1995 übernahm Tricat die Zeolith-Fabrik des Chemiekombinats und ersetzte sie durch eine neue moderne Produktionsanlage.
Süd-Chemie Niederlassung in Adlershof
Ende des vergangenen Jahres erwarb die Süd-Chemie AG, ein börsennotiertes, weltweit tätiges Chemieunternehmen mit Sitz in München, die Tricat Zeolites GmbH. Für die Herstellung eines neuen zeolithischen Katalysators suchte die Süd-Chemie AG einen Produktionsstandort und fand diesen im Chemiepark Bitterfeld. Lutz ist damit Teil des Konzerns mit knapp 5.000 Mitarbeitern, der 2006 einen Umsatz von insgesamt über einer Milliarde Euro erzielte. Süd-Chemie Zeolites Chef Dr. Alois Waldburg-Zeil ist überzeugt, dass die Synergien, die der Technologiepark Adlershof an Wissen und Methoden durch seine über 400 ansässigen innovativen Firmen und Institute sowie die Humboldt-Universität zu Berlin bietet, neue Möglichkeiten der Anwendungsforschung für Zeolithe eröffnen.
Kontakt:
Dr. Wolfgang Lutz
Tel.: 6392-4425
E-Mail: wolfgang.lutz(at)sud-chemie.com