Advanced Materials im Fokus
Wo Teams eine große Familie bilden – Adlershofer Graduiertenschule bietet Top-Qualifikation
„Advanced Materials“ – ein Thema am Puls der Zeit, denkt man an Bauteile wie Leuchtdioden, Solarzellen, Transistoren oder Speicherelemente, die auf modernsten elektronischen Materialien beruhen. Zwar sind die Produkte, die diese – so Norbert Koch – „fortgeschrittenen und neuartigen Materialien“ enthalten, noch nicht käuflich. Doch sieht der Professor am Institut für Physik und am IRIS Adlershof der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) „faszinierende Perspektiven mit organischen und zweidimensionalen Halbleitern, etwa für Informationstechnologie, Sensorik oder Energieversorgung“. Besondere Vorteile stecken laut Koch, der auch die „Gemeinsame Forschergruppe für Molekulare Systeme“ am Berliner Helmholtz-Zentrum leitet, in der extremen Miniaturisierung und konsequenten Energieeinsparung bei Herstellung und Betrieb.
Im „kochlab“, so die anschauliche Bezeichnung der international bunt gemischten Truppe um Koch, finden sich neben erfahrenen Wissenschaftlern, Postdocs und jungen Masterstudierenden auch Promovierende. Für Letztere ist der weitere berufliche Weg noch weitgehend offen. Soll es nach der Doktorarbeit weiter in Richtung Forschung gehen oder wird eine Industriekarriere angestrebt? Abhängig von der Wahl können während der Promotion Schwerpunkte gesetzt werden.
Hier setzt die neu gegründete Graduiertenschule „Advanced Materials“ an, die neben wissenschaftsbezogener Ausbildung auch außerfachliche Qualifikationen vermitteln will. Beteiligt sind neben der HU die Technische Universität Berlin, die Freie Universität Berlin sowie die Universität Potsdam. Beim Start am 1. April 2020 wurden 22 Graduierte aufgenommen, darunter Dominique Lungwitz mit einem HU-Masterabschluss. Die Physikerin beschäftigt sich in Kochs Team mit der Dotierung von organischen Halbleitern und untersucht speziell die elektronischen und optischen Eigenschaften dieser Systeme, etwa um den Wirkungsgrad von organischen Solarzellen und LEDs zu verbessern.
Da das Willkommenstreffen in der Graduiertenschule wegen Corona-Maßnahmen ausfiel, fand der Kontakt online statt. So konnte Dominique Lungwitz zu Hause die Workshops zu Themen wie Projektmanagement und Scientific Writing verfolgen. Im Homeoffice machte sich die junge Forscherin daran, ihre früheren Experimente auszuwerten. Nach knapp zwei Monaten Online-Arbeit war es ihr dann wieder möglich, zwei Tage pro Woche im Labor zu arbeiten. Die Gelegenheit, an der Graduiertenschule teilzunehmen, hatte Lungwitz gerne genutzt. Denn Weiterbildung auf Gebieten außerhalb der Promotion sowie den Kontakt zu anderen Arbeitsgruppen findet sie sinnvoll. Zudem würden Auslandsaufenthalte und Teilnahmen an Konferenzen unterstützt. „Es wäre schade gewesen, diese Chance nicht zu ergreifen.“
Das sieht auch Christos Gatsios so. Der Physiker mit einem Diplomabschluss von der Nationalen Technischen Universität Athen hat sich gezielt Berlin als Standort für die Promotion ausgesucht. Im „kochlab“ untersucht er mittels Photoelektronenspektroskopie den Ladungstransport in organischen Halbleitern. „Zum Glück bin ich in die Graduiertenschule aufgenommen worden“, sagt er. Hier sieht er gute Chancen zur Weiterbildung, etwa durch Kurse in organischer Physik oder für Soft Skills wie Präsentationen, Poster oder wissenschaftliche Texte. Im Homeoffice konnte er gewonnene Daten bearbeiten und – als das Labor wieder zugänglich war – seine Experimente weiterführen. An den komplexen, vakuumbetriebenen Maschinen arbeitet er oft mit Kollegen zusammen, ganz im Sinne seines Betreuers: „Am Schluss arbeiten alle Teams zusammen, sie bilden in der Graduiertenschule eine große Familie“, sagt Norbert Koch.
Von Paul Janositz für Potenzial – Das WISTA-Magazin