Analog ist im Technologiepark ein Auslaufmodell
Vom Wandel der Unternehmenskommunikation und Datenverarbeitung im Zeitalter der Digitalisierung
Die digitale Transformation macht auch vor Adlershofer Unternehmen nicht halt. Natürlich. Doch der Wandel vollzieht sich je nach Geschäftsfeld unterschiedlich und bringt nicht nur Erleichterungen mit sich.
"Wir haben in der Firma mehr Rechner als Mitarbeiter“, lacht Alexander Schmidt, Geschäftsführer der Chromicent GmbH. Das 15-Mitarbeiter-Unternehmen entwickelt für die Pharmaindustrie Analytikmethoden, womit das Start-up der Arzneimittelgesetzgebung unterliegt. Das bringt strenge Auflagen mit sich, die mittlerweile ohne Datenverarbeitung nicht zu bewältigen sind. „Der Aufwand ist derart hoch, dass er von kleinen Unternehmen gar nicht zu leisten ist, weswegen wir unsere gesamte IT an einen Dienstleister ausgelagert haben“, berichtet Schmidt. „Alles, was wir machen, wird erfasst und die Daten müssen 30 Jahre rückverfolgbar sein.“
Dass nun aber durch die Digitalisierung weniger Papier die Büros flutet, hat sich leider als Illusion erwiesen: „Wir drucken mehr denn je aus, weil alles Mögliche in Papierform dokumentiert werden muss“, erzählt Schmidt. So auch die Beweisführung, dass die 17. Nachkommastelle von Messwerten für das Geschäft von Chromicent nicht relevant ist – denn Excel erlaubt sich da Ungenauigkeiten. Erst wenn das hinreichend validiert ist, darf die Firma Excel-Tabellen verwenden.
„Digitalisierung und die damit verbundene Software sollte stets dem Nutzer assistieren und ihn nicht bei der Arbeit behindern“, meint Björn-Frederic Limmer, Managing Director der Limmer Laser GmbH. Die Digitalisierung wirke sich intern, etwa beim teilautomatisierten Bestellwesen, als auch extern in der Zusammenarbeit mit Kunden, Partnern und Lieferanten aus: „So wird beispielsweise von unseren Kunden eine engere Zusammenarbeit eingefordert, was dann im Idealfall durch gemeinsame (digitale) Schnittstellen für einen schnelleren und fehlerfreieren Datenaustausch stattfindet.“ Außerdem würden durch die Digitalisierung Informationen jederzeit verfügbar. Limmer: „Unternehmen müssen enger zusammenrücken und die Umsetzung gemeinsamer Vorhaben effizienter gestalten.“ Kleine und mittlere Firmen seien aufgrund ihrer Wendigkeit dafür bestens gerüstet. Limmer Laser hat unter anderem eine spezielle Software entwickelt, die die komplette Warenwirtschaft abbildet und im Bereich Entwicklung, Fertigung und Vertrieb deutlich effizienter funktioniert als Standardlösungen. Generell sollte man vor dem digitalen Wandel „keine Angst haben“, sagt Limmer, „aber die Umsetzung mit der nötigen Intelligenz steuern.“
Das ist ein Satz, den Holger Wenschuh unterschreiben kann.
Er ist Geschäftsführer des Biotechnologieunternehmens JPT Peptide Technologies GmbH, das sich auf peptidbasierte Dienstleistungen und Produkte in der biomedizinischen Forschung spezialisiert hat, vor allem in den Bereichen Immuntherapie und Proteomics. „Wir prozessieren rund 3.500 Aufträge für Biotech- und Pharmaunternehmen im Jahr. Kein Auftrag ist wie der andere“, berichtet Wenschuh. Auch hier helfen digitale Abläufe: Im Bereich der individualisierten Krebstherapie etwa übermitteln Pharma- und Biotechkunden elektronisch das exakte Anforderungsprofil an jeden Auftrag. Wesentlich ist die Qualitätssicherung: „Wir unterhalten hierfür aufwendige digitale Qualitäts- und Labormanagementsysteme, so dass die Aufträge jederzeit bis ins Detail nachverfolgt werden können“, erklärt Wenschuh. Etwa wann welcher Stoff für was verwendet wurde und woher dieser stammt. Dabei kommen schnell riesige Datenmengen zusammen – ohne IT nicht händelbar. Heißt auch: Ohne schnelle Datenleitungen und sichere Cloudlösungen läuft hier nichts. „Der Kunde muss jederzeit die für ihn und JPT relevanten Daten schnell hochladen können“, betont Wenschuh. Und: Was früher auf Papier ausgedruckt und später auf DVDs gebrannt wurde, wie Rohdaten, Qualitäts- und Analysezertifikate, wird jetzt vorwiegend und künftig ausschließlich auf Servern zum Download abgelegt.
Die Adlershofer Firma plant, Kunden direkten Zugriff auf das Labormanagementsystem zu gewähren, so dass diese immer und von jedem Ort aus online den Status der Analysen abrufen können. Eigene Systeme zu öffnen, kann riskant sein. Das weiß Wenschuh: „Auch wenn nicht gern darüber gesprochen wird, steigt das Risiko eines Angriffs auf Systeme oder die Gefahr von Industriespionage. Daher ist die IT-Sicherheit für uns enorm wichtig geworden“, sagt der Chef, der für sichere Netzwerke und die Abwehr von Cyber-Angriffen einen externen Dienstleister beschäftigt. Insgesamt überwiegen aber die Vorteile der Digitalisierung, meint Wenschuh, vor allem, weil sie die Kundenzufriedenheit erhöht. Nebenbei hat sich die gesamte Kommunikation mit Kunden und Kooperationspartnern gewandelt: „Telefoniert wird kaum noch.“
Von Chris Löwer für das Adlershof Journal
www.chromicent.de
www.limmerlaser.de
www.jpt.com