Auf der Suche nach dem Hit
Junge Berliner Firma entwickelte ein neues Verfahren und eine neue Messgeräte-Familie für biochemische Wirkstofftests und die medizinische Diagnostik
Mit einer neuen Generation fluoreszenzoptischer Messgeräte für die biochemische Analytik und die medizinische Diagnostik will die IOM Innovative Optische Messtechnik GmbH aus Berlin am weltweiten Boom bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe, Medikamente und Medizintechniken partizipieren. Das Adlershofer Technologie-Unternehmen beabsichtigt, sich mit dem wachsenden Absatz solcher Hightech-Messsysteme in Europa und Übersee in den nächsten Jahren weitere Marktanteile zu sichern und an seinem Standort in Adlershof zu expandieren.
Grundlage für die in mehreren Leistungsklassen und für unterschiedliche Anwendungen gefertigten Geräte ist ein bei IOM entwickeltes, neues und nach Firmenangaben besonders sicheres Messverfahren der Laser-Kurzzeitspektroskopie: die so genannte Realtime-Multifluoreszenz-Detektion (RMFD).
In der Pharmaforschung, wo im Schnitt mehrere Millionen Einzeltests nötig seien, um einen neuen Medikamenten-Wirkstoff zu finden, werde beständig nach schnelleren und genaueren Test- und Auswertungsverfahren gesucht, erläuterte IOM-Geschäftsführer Karsten Stein. „An diese Forderung und Entwicklung knüpfen wir mit unserer Technologie an.“
Beim Screening, dem vollautomatischen Testen und Auswerten einer großen Zahl von Wirkungsreaktionen, werden postkartengroße Mikrotestplatten benutzt. Sie tragen bis zu 1536 winzige Gefäße, in denen die Einzeltests stattfinden und chemische sowie biologische Substanzen miteinander reagieren. Messgeräte in den industriellen Screening-Anlagen erfassen die in jedem einzelnen Gefäß ablaufende Bindungsreaktion - zum Beispiel die eines künstlichen Antigens mit einem Antikörperserum. Eine besonders starke Reaktion, ein so genannter Hit, der sehr selten auftritt, weist dann auf den gefundenen neuen Wirkstoff hin.
Beim Einsatz moderner Fluoreszenz-Messgeräte sind die Proben kurzen, aber energiestarken Laserlichtimpulsen ausgesetzt. Anhand des emittierten Lichts kann die Reaktion des getesteten Wirkstoffs bestimmt werden. „Doch mit RMFD und einer sehr komplexen Software wird nicht wie bisher die Stärke, sondern im Mikro- und Nanosekundenbereich erstmals die Lebensdauer der Fluoreszenz gemessen, woraus die Aktivität des getesteten Wirkstoffs ablesbar ist“, sagte Stein. Das modifizierte Messverfahren verbessere deutlich die Effizienz der meist Wochen oder Monate dauernden Testreihen: Beim technologischen Ablauf können mehrere Arbeitsschritte - u.a. das zwischenzeitlich erforderliche Waschen und Trocknen der Mikrotestplatten - eingespart und so Fehlerquellen minimiert werden. Die automatische Auswertung von 100 Proben dauert noch etwa drei Minuten.
„Mit den Messsystemen der Fluoreszenz-Lifetime-Generation lassen sich die Produktionsabläufe in den Testlabors der Pharmaunternehmen vereinfachen“, wirbt der Geschäftsführer für die neue IOM-Hightech zum Stückpreis von 50.000 bis 200.000 Euro. Er zeigte sich davon überzeugt, dass sich RMFD in den nächsten Jahren in den Pharmagroßlabors durchsetzen wird, „auch wenn veränderte Produktionsabläufe zu Investitionen in neue Technik zwingen. Das wird aber seine Zeit brauchen.“
Laut Stein will die Adlershofer Firma insgesamt mehrere hundert RMFD-Mess-systeme vor allem nach Westeuropa und nach Übersee verkaufen und dort ihren Marktanteil spürbar erhöhen. Zu den ersten Abnehmern der neuen Geräte zählte die Hoffmann-La Roche AG, Basel. „Dort sind wir auch während einer wichtigen Branchenmesse im Frühsommer auf großes Interesse beim Fachpublikum gestoßen.“
Für die weltweite Vermarktung der neuen Produkte ist IOM eine strategische Partnerschaft mit der international agierenden CyBio AG, Jena, eingegangen. Dieser börsennotierte Hersteller von automatisierten Laboranlagen für die Wirkstoffsuche wird sich laut abgeschlossenem Kooperationsvertrag am Vertrieb der Laserfluoreszenz-Messgeräte beteiligen. Zugleich erwarb er mit der Vereinbarung das Recht, diese IOM-Erzeugnisse in seine Anlagentechnik zu integrieren. „Als kleine Firma ist es für uns allein sehr schwierig, in solche sensiblen Vermarktungsbereiche vorzudringen“, sagte Stein.
IOM war 1996 aus dem Laserlabor Adlershof e.V. ausgegründet worden. Seither entwickelte und fertigte das Unternehmen vorrangig medizintechnische Forschungsmessgeräte zur Analyse von Stoffwechselveränderungen in Geweben. Die notwendigen Laserstrahlquellen für ihre Erzeugnisse bezieht die junge Firma von einem gleichfalls am Standort tätigen Hightech-Produzenten. IOM will sich jetzt vom im Auftrag der Pharmaindustrie tätigen Ingenieurbüro zu einem leistungsstarken Mittelstandsbetrieb profilieren und mit zunehmendem Absatz der neuen Gerätegeneration in gut zweistelliger Zahl Arbeitsplätze schaffen.
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