Die Regenmacher – blühende Balkone für eine grünere Stadt
In Adlershof entwickelt ein Gründungsteam ein smartes Bewässerungssystem für den Balkon
Das Start-up Plances – gefördert in der Gründungswerkstatt Adlershof (GWA) – bringt Mietenden in der Stadt das wertvolle Nass punktgenau auf den Balkon. Seine Mission: eine grünere, lebenswertere Stadt, in der sich jede:r eine eigene grüne Oase erschaffen kann. Dabei setzt Plances auf ein zirkuläres Nachhaltigkeitsmodell.
Doch von vorn. Die beiden Ideengeber von Plances kennen sich bereits aus dem Kindergarten. Christopher Liebau hat Medizintechnik studiert, Tim Schröder Elektrotechnik. Was sie einte, war die Liebe zur Natur, zu Pflanzen und zu einer lebenswerten Stadt.
Die beiden leidenschaftlichen Balkongärtner hatten ein Problem, mit dem sie offensichtlich nicht allein waren: „Immer, wenn wir oder unsere Kommiliton:innen aus dem Urlaub zurückkamen, war alles verdorrt“, erzählt Schröder. Sie suchten nach Lösungen und – wunderten sich, dass es noch kein perfektes Bewässerungssystem zu kaufen gab.
„Wir dachten uns, wo viele Hürden sind, ist auch viel Potenzial“, sagt Liebau. Aus eigenen Ersparnissen bauten sie zehn Prototypen eines automatisierten Bewässerungssystems. Freunde und Bekannte testeten es und waren begeistert. Das System besteht aus einem Wassertank in verschiedenen Designvarianten, einem Solarpanel und einer smarten Steuerungseinheit.
Wetterdaten und Daten von Sensoren im Boden der Pflanzen laufen bei Plances zusammen. Eine eigene Cloud steuert die tagesaktuelle Bewässerung, für die Kund:innen ihren Standort, außerdem Arten und Anzahl der jeweiligen Pflanzen hinterlegen.
Dabei unterscheidet das System nicht nur, ob es ein trüber, regnerischer, sonniger, kalter oder heißer Tag ist, sondern auch, ob es sich um Tomatenpflanzen, Frühlingsblumen oder kleine Bäume handelt und ob eine Pflanze einmal viel oder mehrmals wenig Wasser braucht.
„Jeder Balkon ist anders“, sagt Schröder, „mit oder ohne Überdachung, Nord- oder Südausrichtung, kleine Kräutertöpfe oder großer Sichtschutz zu den Nachbar:innen – alles muss bedacht und im Balkonkonzept umgesetzt werden.“ Dazu kommen große Dachterrassen, die beim Wasservorrat und der zu überwindenden Strecke vom Anschluss bis zur Pflanze andere Ansprüche haben.
Für ein Jahr haben die Macher von Plances den Zuschlag für das Berliner Start-up-Stipendium bekommen. Inzwischen sind es mit Design, Softwareentwicklung, Gartenbau und Marketing sechs Leute. In dieser Zeit wollen sie 250 ihrer Bewässerungssysteme bauen und das Produkt zur Marktreife bringen. Die Kundschaft bestellt und bekommt alles in einem Paket geliefert. Einfacher Selbstaufbau garantiert.
Nun gilt es Käufer:innen zu gewinnen und umfassendes Feedback zu sammeln. Dank des modularen Designs und der Reparierbarkeit hat das Bewässerungssystem eine lange Lebensdauer und kann bei Bedarf einfach aufbereitet werden. Die nachhaltige Kreislaufwirtschaft ist den Köpfen von Plances wichtig. Erste Kund:innen, die auf Messen gewonnen wurden, reichen von interessierten Botanikern bis zu Großstädterinnen vom Typ „schwarzer Daumen“, berichten Liebau und Schröder.
Sie sind sich sicher: „Mit unserer Bewässerung trauen sich viele eher an die Begrünung.“ Die Gefahr, dass an einem einzigen heißen Tag oder einer Urlaubswoche gleich alle Arbeit, Investition und die grüne Oase dahin sind, ist gebannt.
Über weitere Förderungen und durch die Unterstützung von Business Angels soll eine Anschlussfinanzierung erreicht werden. Tim Schröder hat derweil selbst die ersten Kiwibäume auf seinem Balkon – und die sind immer perfekt versorgt.
Kathrin Reisinger für Adlershof Journal
Hier gehts zum System: www.plances.de/vorbestellen