Die Wunderkügelchen
Mikropartikel als Kontrastmittel in der Lebertherapie
Sie sind winzig, fast unsichtbar. Doch sie haben es in sich. Die Produkte der Firma microParticles sind vielseitig einsetzbar.
Mit bloßem Auge sind die Produkte der Adlershofer Firma „microParticles“ meist nicht sichtbar. Unterm Elektronenmikroskop kann man jedoch Kügelchen erkennen, die alle gleich groß sind. Die Herstellung solcher „monodispersen“ Teilchen vom Nano- (milliardstel Meter) bis zum Mikrobereich (millionstel Meter) ist eine Kunst, die nicht viele beherrschen. Der „microParticles“-Geschäftsführer Karl-Heinz Lerche hat die Kunst in der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR gelernt und verfeinert. Als Kolloidchemiker war er auf kleine Teilchen spezialisiert und hatte noch zu DDR-Zeiten mit westdeutschen Firmen zusammengearbeitet. Nachdem sein Institut abgewickelt worden war und er eine Zeit lang vergeblich einen adäquaten Job gesucht hatte, wagte Lerche vor 14 Jahren die Existenzgründung. Der Erfolg gab ihm Recht. Neun Mitarbeiter sind heute in den lichten Labors des Adlershofer Umwelttechnikzentrums beschäftigt. Von Anfang an habe man schwarze Zahlen geschrieben, betont der heute 64-jährige Chef.
Es entstehen Kügelchen mit einer Gleichförmigkeit, von der die Konkurrenz nur träumen kann
Ausgangspunkt der kleinen Partikel sind Suspensionen oder Emulsionen. Sie enthalten Monomere – die Bausteine der Kügelchen. „Zunächst müssen Keime gebildet werden, dann kommt die Reaktion in Gang“, sagt Lerche. Die Polymer-Kügelchen beginnen zu wachsen. Wenn sie die gewünschte Größe erreicht haben, soll der Vorrat an Substanz zu Ende sein und die Reaktion stoppen. Zum microParticles-Know-how gehört es, diesen Vorgang durch richtige Auswahl der Substanzmengen und durch geschickte Verfahrensbedingungen wie Temperatur oder Säuregrad optimal zu steuern. So entstehen Kügelchen mit einer Gleichförmigkeit, von der die Konkurrenz nur träumen kann. Die Abweichung in der Größenverteilung liege bei drei bis fünf Prozent, während die Produkte anderer Firmen um 20 bis 30 Prozent differierten, sagt Lerche. So dienten die Adlershofer Kügelchen als Standard, um Analysegeräte eichen zu können, mit denen Größe und Anzahl von Nano- oder Mikropartikeln bestimmt werden.
Neben der Analytik zählt Lerche als Anwendungsgebiete die Biochemie, Molekularbiologie, Chromatografie, medizinische Diagnostik, Pharmazie oder Mikroelektronik auf. Dafür müssen die Kügelchen oft noch zusätzliche Funktionen wie Radioaktivität, Fluoreszenz oder Magnetismus bekommen. Denkbar sei es, spezielle Moleküle, Antikörper etwa, einzubauen, die sich an Krebszellen festhaken. Per Magnet könne man die Kügelchen samt Anhang aus dem Blut fischen und die Krebszellen vernichten, meint der Forscher.
Die Adlershofer Kügelchen sind mit fluoreszierenden Farbstoffen versehen
Auch in der Lebertherapie zeichnen sich Anwendungen ab. Da zu wenig vollständige Organe zur Verfügung stehen, entwickelt ein Team um den Mediziner Igor Maximilian Sauer an der Charité ein Verfahren zur Transplantation von Leberzellen. Dabei ist es wichtig zu erkennen, wie viele injizierte, gesunde Zellen sich in der Leber angesiedelt haben. Für die Untersuchung im Magnetresonanztomografen müssen die Leberzellen magnetisch markiert werden. „Unsere etwa 1,5 Mikrometer großen magnetischen Eisenoxid-Partikel dienen als Kontrastmittel“, sagt Lerche. Die Adlershofer Kügelchen sind zudem mit fluoreszierenden Farbstoffen versehen. Unterm Mikroskop leuchten dann die Leberzellen rot oder gelb auf und signalisieren farbenfroh neue Hoffnung für die Patienten.
von Paul Janositz
Kontakt:
microparticles GmbH
Volmerstraße 9 A
12489 Berlin
Ansprechpartner
Herr Dr. Karl-Heinz Lerche
Telefon: +49(0)30 6392 2565
Telefax: +49(0)30 6392 2555
E-Mail: info@microparticles.de
Internet: www.microparticles.de