Dr. Ulrich Eichmann
Der Projektleiter am Max-Born-Institut erforscht fundamentale Mechanismen bei der Ionisationsdynamik von isolierten Teilchen in starken und stärksten Laserfeldern
Ulrich Eichmann, geboren im westfälischen Münster, studierte Physik zunächst an der Technischen Universität Berlin, verließ die geteilte Stadt jedoch nach dem Vordiplom, um sein Studium an der Universität Freiburg im Breisgau fortzusetzen. Nach erfolgreichem Abschluss 1984 und einem Forschungsaufenthalt 1986 an der University of Virginia, USA, promovierte er im Jahre 1990 mit neuartigen Ergebnissen zur laserspektroskopischen Untersuchung fundamentaler Drei-Körper-Coulomb-Systeme. Er setzte diese Arbeiten als wissenschaftlicher Assistent (C1) und Projektleiter im Sonderforschungsbereich 276 der Universität Freiburg fort.
In den Jahren 1992 bis 1993 forschte er im Rahmen eines DFG-Forschungsstipendiums am National Institute of Standards and Technology (NIST) in Boulder, Colorado, USA in der Gruppe von Dr. David Wineland. Er untersuchte einzelne gespeicherte und lasergekühlte Ionen mit dem Ziel, Antworten auf fundamentale Fragestellungen der Quantenmechanik zu finden. Eines der interessantesten Ergebnisse aus dieser Zeit ist die Beobachtung des Young'schen Interferenzeffekts im Fluoreszenzlicht zweier einzelner lokalisierter Ionen.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland folgte er einem Angebot von Prof. W. Sandner an das neu gegründete Max-Born-Institut in der nunmehr ungeteilten Stadt Berlin, wo er als Projektleiter seine Forschung in Richtung atomare Mehrelektronensysteme in starken Laserfeldern erweiterte. Er habilitierte sich im Jahre 2001 an der TU Berlin zum Thema Licht-Materie-Wechselwirkung und ist seit 2002 auch Privatdozent am Institut für Optik und Atomare Physik der TU Berlin, wo er seither regelmäßig Vorlesungen hält.
Seine Forschungsschwerpunkte
Dr. Eichmann beschäftigte sich in den letzten Jahren mit der Erforschung fundamentaler Mechanismen bei der Ionisationsdynamik von isolierten Teilchen in starken und stärksten Laserfeldern, einem der zentralen Themen im Höchstfeld-Laserlabor des Max-Born-Instituts. Eichmanns neueste Forschungen zeigen, dass trotz intensivster eingestrahlter Laserfelder Atome nicht notwendigerweise ionisieren, sondern zu einem überraschend großen Teil neutral und in angeregten Zuständen zurückbleiben können.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen konnten er und seine Gruppe als vorläufigen Höhepunkt einen neuen Beschleunigungsmechanismus demonstrieren, der neutrale Atome im fokussierten Laserstrahl beschleunigt mit bis zu 1015 m/sec2. Die Kraft des Laserlichts auf ein neutrales Atom übertrifft damit die Anziehungskraft der Erde um das Hundert-Billionenfache. Daraus resultiert die bislang höchste im Labor (und damit auf der Erde) erzielte Beschleunigung von neutraler Materie. Die Ergebnisse wurden in der Ausgabe der Zeitschrift Nature vom 29. Oktober 2009 publiziert, die auch im Titelbild Bezug nimmt auf den neuen Beschleunigungsmechanismus und dort die Ablenkung von Heliumatomen nach Wechselwirkung mit einem starken Laserfeld zeigt.
Kontakt: Dr. Ulrich Eichmann, E-Mail, Tel.: +49-(0)30-6392-1371, www.mbi-berlin.de