Ein guter Bürostuhl hält die Seele gesund
Das Start-up nuwo unterstützt Unternehmen mit einem Rundum-Service bei der Ausstattung von Arbeitsplätzen
Mal Hand aufs Herz: Wann habt ihr euch zum letzten Mal ganz intensiv mit euren Büromöbeln beschäftigt? Vielleicht beim Einzug ins CHIC? Ein Schreibtisch, ein Stuhl, fertig ist der Arbeitsplatz. Lisa Rosa Bräutigam weiß, dass unsere stummen Alltagsbegleiter im Office mehr sind als nur Sitzgelegenheit und Abstellfläche für Laptop und Kaffee. Mit ihrem Start-up nuwo unterstützt sie Firmen dabei, ihren Mitarbeitenden eine optimale Arbeitsumgebung zu bieten.
„Geht es um unsere Couch oder das Bett, sind wir oftmals wählerisch und schauen genau hin. Bei der Ausstattung unseres Arbeitsplatzes machen wir das nur in den seltensten Fällen“, sagt Lisa Rosa Bräutigam. „Dabei hängen Wohlbefinden und Gesundheit sehr stark davon ab, wie eben jener Arbeitsplatz gestaltet ist, an dem wir viele Stunden täglich sitzen.“ Schmerzlich zu spüren bekamen das viele Büroangestellte während der Coronakrise. „Viele meiner Freunde und Bekannten haben im Homeoffice relativ schnell unter Nacken- und Rückenschmerzen gelitten. Einfach, weil ihr Arbeitsplatz nicht ergonomisch ausgestattet war“, erinnert sie sich. „Sie haben auf der Couch gearbeitet, am Küchentisch, vom Bett aus – und mussten dafür recht schnell die Rechnung zahlen.“
„Ein schlecht ausgestatteter Büroarbeitsplatz belastet den Rücken und die Psyche.“
Als Lehrerin und stellvertretende Schulleiterin war der Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden für sie nichts Neues – und entsprechend gut ausgestattet. Doch Bräutigam fragte sich: Warum gibt es niemanden, der Unternehmen bei der Ausstattung der Mitarbeitenden im Homeoffice unterstützt? So etwas wie Büromöbel as a Service – ähnlich dem Jobrad, bei welchem das Fahrrad über den Arbeitgeber geleast werden kann? „Damit war die Idee gesetzt“, erzählt sie. „Ich habe meine Verbeamtung gelöst und nuwo gegründet – ein Unternehmen, bei dem Mitarbeitende über ihren Arbeitgeber gesunde und stylishe Büromöbel für zu Hause erhalten.“
Der Grundstein für einen gesunden Arbeitsplatz, da ist sich die Gründerin sicher, wird beim ergonomischen Stuhl gelegt. Das sei das relevanteste Stück am Arbeitsplatz. Der größte Feind für die Gesundheit und damit auch für das Wohlbefinden sei das statische Sitzen. Wer lange unbeweglich sitzt, wird es im Rücken spüren. Und in der Psyche. „Wir haben sehr viele Studien durchforstet und da ist mir eine Zahl sehr in Erinnerung geblieben“, sagt sie. „Ein schlechter Arbeitsplatz erhöht die Wahrscheinlichkeit, psychische Probleme zu erlangen, um 50 Prozent.“ Büromöbel haben also einen großen Impact auf das Leben aller, die am Schreibtisch ihr Geld verdienen. „Deshalb bieten wir auch ausschließlich ergonomische Produkte an; arbeiten nur mit Partnern zusammen, die eine langjährige Expertise auf dem Gebiet mitbringen; und achten auf eine nachhaltige und schadstofffreie Produktion.“
„Wir bieten Büromöbel aus einer Hand – egal wo in Deutschland Ihre Mitarbeiter sitzen.“
Dabei setzte die Gründerin von Anfang an auf eine digitale Lösung, was für die Büromöbelbranche nicht unbedingt selbstverständlich ist. Denn die sei sehr „undigital“ und regional fragmentiert, sagt sie. In jeder Region gäbe es einen Fachhandel, der das Gebiet betreut. Das stellt gerade große Unternehmen mit vielen Standorten vor Herausforderungen. Denn deren Mitarbeitende sind oftmals über ganz Deutschland verteilt. Allen einen Arbeitsplatz zu Hause einzurichten, wird damit zum Puzzlespiel. „Deshalb bieten wir alles aus einer Hand – von der Auswahl über die Bestellung, Lieferung und Montage bis zum After-Sales-Service“, bringt Bräutigam ihr Konzept auf den Punkt. Das sieht so aus: Kund:innen bekommen einen kuratierten firmeneigenen Webshop auf dem Portal von nuwo. „Dort findet die Mitarbeiterschaft Büromöbelpakete, die perfekt zum Unternehmen passen.“ Der Mitarbeitende wählt sein Set-up, legt es in den Warenkorb und klickt auf Bestellen. Im Hintergrund läuft dann der Genehmigungsprozess, bei dem sein Arbeitgeber das Paket freigibt. „Anschließend liefern wir die Möbel aus und bauen sie vor Ort auf.“ Die Auslieferung erfolgt über eines der 17 Logistikhubs, die nuwo in Deutschland aufgebaut hat. Sollte es doch mal Fragen zu Schreibtisch oder Bürostuhl geben, hilft das Customer Success Team weiter.
„Je größer das Unternehmen, umso größer der Schmerz beim Thema Büromöbel.“
„Durch diesen Ansatz sind wir relativ schnell zum digitalen Anbieter in einer sehr analogen Branche geworden“, sagt sie. „Als digitale Plattform statten wir heute noch die Homeoffice-Arbeitsplätze zahlreicher großer Konzerne aus.“ Doch dabei ist es nicht geblieben. Die Unternehmerin hat schnell gemerkt: Ihre digitalen Lösungen sind auch im Office-Segment gefragt.
„Wir arbeiten hauptsächlich mit Unternehmen ab etwa 300 Mitarbeitenden. Also vom klassischen Mittelstand bis hin zu großen Konzernen“, erzählt die Gründerin. „Je größer das Unternehmen, umso größer ist auch der Schmerz bei diesem Thema.“ Denn wer viele verschiedene Niederlassungen betreuen muss, kann schnell die Übersicht über seinen Büromöbelbestand verlieren. Ohne entsprechende Technologie ist nur noch schwer nachzuvollziehen, was an welchem Standort steht. Von den verschiedenen Lagern ganz zu schweigen. Denn dorthin verschwinden die Möbel für gewöhnlich nach wenigen Jahren. Sollen dann neue Büros ausgestattet werden, wird oftmals der Assetmanager auf die Suche nach passenden Tischen und Stühlen geschickt. Das kostet Zeit. Und viel Geld – auch durch vermeidbare Doppelbestellungen. „Deshalb haben wir unsere Technologie auf Bestandsmöbel erweitert.“ Dazu gehört nun auch eine Inventarisierung aller Büromöbel eines Unternehmens. Die lassen sich dann ganz bequem am Rechner suchen. „Mittlerweile haben wir uns zu einer digitalen Plattform für den Einkauf, die Verwaltung und auch die Finanzierung von Büromöbeln entwickelt.“
Kai Dürfeld für CHIC!