Ein Label mit hervorragendem Klang
Optische Technologien „Made in Germany“ dieses Label hatte und hat einen hervorragenden Klang. Präzisionsoptik hat in Deutschland eine große Tradition, u.a. verbunden mit Namen wie Carl Zeiss. Viele Innovationen in der Präzisionsoptik oder der Kameratechnik stammen von hier. In neuerer Zeit haben in Deutschland entwickelte Optikprinzipien den Anstoß gegeben zu vielen Entwicklungen, z.B. in der Quantenoptik. Die Lasertechnik besetzt, nicht zuletzt durch eine sehr konzentrierte und systematische Förderung durch die Bundesrepublik, einen hervorragenden Platz in der Welt. Zudem genießen deutsche Ingenieurtechnik, Wissenschaft und Produktion hohes Ansehen.
Ein Gespräch mit Dr. Bernd Weidner, Geschäftsführer von OpTecBB, einer Initiative von Firmen und wissenschaftlichen Einrichtungen in Berlin und Brandenburg zur Erschließung und Nutzung der optischen Technologien.
Adlershof Special: Optische Technologien „Made in Germany“ – was macht den Klang dieses Labels heute aus?
Bernd Weidner: Ganz klar die Lasertechnik. Sie ist sozusagen ein Synonym geworden für moderne Optik. Sowohl in der Grundlagenforschung, als auch im Produktionsprozess. Selbst hoch industrialisierte Länder wie Japan, die USA oder Kanada schauen auf Deutschland und den enorm hohen Standard dieser Technik und deren Einsatz in der Produktion. Da ist Deutschland Weltmarktführer.
Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen prägen die Branche?
Das ist ein generelles Merkmal dieser Branche. Konzerne machen in diesem Bereich nur 15 bis 25 Prozent aus. Der überwiegende Teil sind kleine und mittelständische Unternehmen, oft eigentümergeführt, sehr innovativ. Die Berliner Glas KGaA mit etwa 900 Mitarbeitern ist da schon fast die Ausnahme, in der Regel sind das 10 bis 200 Mitarbeiter. Kleinere Firmen sind flexibler, Veränderungsprozesse sind sehr zügig umzusetzen, man kann sich schnell umorientieren. Große Unternehmen, wie etwa Siemens machen eher eine Art „Technologie-Scouting“: Sie schauen, wo Innovationen entstehen, um diese entweder zu implementieren oder was nicht selten ist, sie kaufen diese kleinen Unternehmen.
Wir sind noch nicht am Ende der Krise. Wo steht die Branche?
Es wird sicher auch in unserer Region die eine oder andere Insolvenz geben, aber insgesamt sind wir außergewöhnlich stabil. Vor der Krise war ein Wachstum zwischen acht und zehn Prozent keine Seltenheit. Die Branche ist gewachsen, da sie sehr divers, sehr innovativ und überall in der Welt unterwegs ist. Einige Bereiche hat es härter getroffen, wie die Zulieferer und Dienstleister der Automobilindustrie. Viele Unternehmen nutzen die Zeit, um zu entwickeln. Wir sprechen ja über eine Querschnittstechnologie. Das heißt, viele Unternehmen strecken die Fühler nach neuen Anwendungsbereichen für ihre Produkte aus.
Welche Anwendungsgebiete werden in der Region Berlin-Brandenburg besonders verfolgt?
Lasertechnik, die teilweise hier entwickelt oder für den Massenmarkt konfektioniert wird. Medizin ganz klar, Kommunikations- und Verkehrstechnik. Die Kameratechnik ist ein hochentwickelter Bereich und Anwendungen für die Photovoltaik werden immer wichtiger. Hier in Adlershof und der Region gibt es viele Anwendungsbeispiele für den Einsatz optischer Technologien in der Materialuntersuchung, Oberflächenanalytik, Material- oder Effizienzprüfung für die Photovoltaik.
Im Vergleich zu anderen Regionen, worin sehen sie die Stärken der Region?
Wir haben mit der Berliner Glas KGaA einen der größten Präzisionsoptikbetriebe, aber auch leistungsfähige Unternehmen, die optische Analytik und optische Komponenten anbieten. Hinzu kommt eine Reihe von Unternehmen, die sich mit optischen Fasern befassen. Auch für medizinische Anwendungen, eine starke Optoelektronik- Industrie und Mikrosystemtechnik mit komplementärem Know-how für die Entwicklung und die Produktion. Die optische Kommunikationstechnik ist ein Highlight in Berlin. Nicht zu vergessen, dass Rathenow wieder ein wichtiger Standort für die Augenoptik geworden ist. Wir haben ein sehr breites Spektrum.
Welche Rolle spielt Adlershof?
Adlershof ist inzwischen ein Paradebeispiel für mutige und weitsichtige politische Entscheidungen. Auch gegen Widerstände wurde hier ein Wissenschafts- und Technologiepark aufgebaut, mit systematischer Förderung und aktiver Standortpolitik. Die Humboldt-Universität und zahlreiche Forschungsinstitute sind hier angesiedelt. Hinzu kommen das studentische Umfeld und die Geschichte des Standortes. Das macht die besondere Vitalität des Technologieparks aus. Zahlreiche Weltmarktführer arbeiten heute in Adlershof. Hier wird Vielfalt geschaffen und das Zusammenwirken organisiert mit hervorragender Kommunikation und internationalem Netzwerk.
Wo sehen Sie besonders spannende Entwicklungen?
Umwelttechnik und Energieeffizienz sind die Herausforderungen und die Frage, wie Technologie dazu beitragen kann, die großen Probleme der Gesellschaft zu lösen: Die Energieversorgung sichern, den Umweltschutz wahren, das Leben lebenswerter machen, Unterstützung für Alltagprozesse schaffen, Lebensmittel sicherer machen.
Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?
Lange spielte die Nachwuchsfrage keine so große Rolle. Berlin ist attraktiv. Inzwischen beobachten wir aber, dass z. B. in Schulen der naturwissenschaftliche Unterricht sehr zurückgefahren wurde, viele Schüler wählen diese Fächer einfach nicht mehr. Hier versuchen wir über Partnerschaften zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen mit den Schulen, das Interesse beim Nachwuchs zu wecken. Denn hier ist eine innovative Arbeitswelt entstanden, die eine Zukunft bietet. Zwar herrscht bei den naturwissenschaftlichen Fachrichtungen an den Universitäten großer Andrang, aber aufgrund der oft schlechten Voraussetzungen kommen nur wenige bis zur Diplom- oder Masterarbeit. Exzellente Wissenschaft zieht Köpfe an. Aber auch die Besoldung muss stimmen, wenn Spitzenkräfte aus dem Ausland geholt und gehalten werden sollen. Junge Wissenschaftler schauen nach Spitzenwissenschaft, aber auch nach guten Finanzierungsbedingungen für Wissenschaft.
Das Gespräch führte Rico Bigelmann
Über OpTecBB
OpTecBB e.V. gehört zu den sieben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten regionalen Kompetenznetzen auf dem Gebiet der Optischen Technologien. Der Verein fördert Forschung, Wissenschaft, Entwicklung und Ausbildung auf diesem Gebiet, insbesondere durch regionale Förderung geeigneter, auch interdisziplinärer Kooperationen von Kompetenz-, Wissens- und Ressourcenträgern in der Forschung und zum Transfer in die Praxis.
Link: www.optecbb.de