Europaweites Projekt zur Entwicklung moderner Freie Elektronen Laser
BESSY koordiniert Forschung an supraleitenden Beschleunigereinheiten
In fünf europäischen Ländern wird derzeit der Bau von Freie Elektronen Lasern (FEL) geplant, um Europa weiterhin eine führende Position in naturwissenschaftlicher Forschung und Entwicklung zu sichern. Diese komplexen Anlagen werden ultrakurze Lichtpulse im UV- und Röntgenbereich mit laserähnlichen Eigenschaften erzeugen und sind unverzichtbar für die Aufklärung grundlegender Prozesse in Physik, Chemie und Biologie.
Die neusten Designkonzepte für besonders effiziente und vielseitige FEL erfordern allerdings noch theoretische und experimentelle Studien, in denen die benötigten Komponenten optimiert und getestet und die erforderlichen Prozesse aufeinander abgestimmt werden müssen. Diese Voruntersuchungen unter dem Titel "EUROFEL" fördert die Europäische Kommission mit knapp neun Millionen Euro. Das Projekt startet heute, am 17.1.2005, unter der Beteiligung von 16 führenden Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Schweden. Die Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung, kurz BESSY, koordiniert eines von sechs Teilprojekten, in dem es um Untersuchungen an supraleitenden Beschleunigereinheiten geht. Das Fördervolumen dafür beträgt 1,3 Millionen Euro. Die Gesamtkoordination von "EUROFEL" liegt bei DESY in Hamburg.
Grob vereinfacht wird bei einem FEL zunächst ein Elektronenstrahl in einem Linearbeschleuniger auf nahezu Lichtgeschwindigkeit gebracht und durchläuft dann einen Undulator. Undulatoren bestehen aus einer Abfolge von Dipolmagneten, die ein alternierendes Magnetfeld erzeugen, das die Elektronen auf eine wellenförmige Bahn zwingt. Dabei strahlen sie Licht ab. Bei der richtigen Wahl aller Parameter werden die Elektronen veranlasst, im "Gleichtakt" – d.h. kohärent – Licht extrem hoher Intensität in einem sehr schmalen Wellenband auszusenden. Um diesen Prozess genau regeln zu können, wird parallel zu den Elektronen ein nur wenige Femtosekunden langer Laserpuls eingestrahlt (eine Femtosekunde ist der millionste Teil einer Milliardstel Sekunde). Im Einzelnen werden an jede Komponente des FEL – angefangen von der Einheit, die den Elektronenstrahl erzeugt, bis hin zu der Synchronisation aller Systeme mit einer Genauigkeit von 100 Femtosekunden – extreme Anforderungen gestellt. In dem von BESSY geleiteten Teilprojekt geht es vor allem um die Optimierung der supraleitenden Hohlraumresonatoren, (wie der bei DESY entwickelten supraleitenden TESLA Cavities) in denen die Elektronen erzeugt bzw. beschleunigt werden. Diese Cavities sind röhrenförmige Strukturen aus dem supraleitenden Metall Niob. Damit die Elektronen nahezu Lichtgeschwindigkeit erreichen, müssen sie zahlreiche hintereinander gekoppelte Hohlraumresonatoren durchlaufen, in die über Mikrowellensender ein hochfrequentes Wechselfeld eingespeist wird. Um die für die Beschleunigung erforderlichen Felder zu erzeugen, ist normalerweise eine Leistung von vielen Kilowatt nötig. Gekühlt mit flüssigem Helium sinkt die Temperatur der Cavities aber auf dicht über den absoluten Nullpunkt, wo sie supraleitend werden und die benötigte Leistung sich um Größenordnungen reduziert. Untersucht werden in dem Teilprojekt z.B. wie die Felder in den Hohlraumresonatoren genau eingestellt werden können oder Fragen, die die Kopplung zwischen den Sendern und den Cavities betreffen.
Als einer von sieben Einrichtungen in Europa, die den Bau eines FEL planen, kommen BESSY die Ergebnisse aus "EUROFEL" direkt selbst zugute. Der von BESSY konzipierte Freie Elektronen Laser soll quasi-kontinuierliche (einige zehntausend ultrakurze Pulse pro Sekunde) kohärente Strahlung im UV- und weichen Röntgenbereich liefern und wäre damit komplementär zu dem von DESY geplanten XFEL, der im harten Röntgenbereich arbeiten und zehn Pulse pro Sekunde liefern wird. Das technische Konzept des BESSY-FEL wird derzeit vom Wissenschaftsrat begutachtet.
Weitere Informationen:
Dr. Jens Knobloch
BESSY GmbH
Albert-Einstein-Str. 15
12489 Berlin
Tel: +49 30 6392-4883
Fax: +49 30 6392-4972
E-Mail: jens.knobloch(at)bessy.de
Pressemitteilung BESSY vom 17.1.2005