Grips und Tricks - wie intelligent sind Tiere?
100 Jahre Diskussion über Intelligenzleistungen bei Tieren seit dem "Klugen Hans"
Pressemitteilung Humboldt-Universität zu Berlin, Nr. 219
Ein Pferd, das zählen und rechnen kann? Das durch Nicken oder Kopfschütteln anzeigt, dass es eine an ihn gerichtete Frage verstanden oder nicht verstanden hat? Die Leistungen des "Klugen Hans" vor mehr als 100 Jahren waren ähnlich spektakulär wie die Aufsehen erregenden Fähigkeiten denkender Hunde, Schimpansen und Tauben, die in jüngster Zeit in der Presse beschrieben wurden.
Der "Kluge Hans" war ein Pferd, das um die Jahrhundertwende einige Jahre lang von einem pensionierten preußischen Mathematiklehrer, Wilhelm von Osten, wie in der Elementarschule unterrichtet worden war. Obwohl sicherlich quälend für Tier und Lehrer, sollte das erstaunliche Ergebnis den Aufwand rechtfertigen: Es schien möglich, einem Pferd Fremdsprachen, den abstrakten Zahlbegriff und Grundprozesse des Denkens beizubringen.
Damals wie heute wurde die Frage nach den Eigenschaften der "Thierseele" lebhaft und kontrovers diskutiert. Einerseits hatte die Theorie der Entstehung der Arten durch natürliche Selektion in der Darwinschen Version auch den Menschen in die Kontinuität lebender Arten eingereiht und in Großbritannien zur Entwicklung einer Vergleichenden Psychologie geführt. Einer unbefangenen Anerkennung der Darwinschen Evolutionstheorie stand jedoch die europäische Geistestradition entgegen, die die Evolution psychischer Leistungen nicht auf den Menschen ausdehnen mochte.
Eine "Hans-Kommission" hielt im Jahr 1904 eine wissenschaftliche Untersuchung der Leistungen von "Hans" für angezeigt und beauftragte damit Prof. Carl Stumpf, Mitglied der preußischen Akademie der Wissenschaften und Direktor des Psychologischen Instituts der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Der Auftrag selbst und das Ergebnis sind Sternstunden der Experimentellen Psychologie, die nachweisen konnte, dass der "Kluge Hans" von subtilen, dem oberflächlichen Blick vollständig verborgenen Signalen des Lehrers gesteuert wurde.
Symposium und Demonstration
Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der "Entlarvung" veranstaltet das Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ein Symposium. Einige der renommiertesten Wissenschaftshistoriker, Kognitions- und Tierpsychologen der Bundesrepublik konnten zu Vorträgen gewonnen werden.
Die Veranstaltung beginnt mit einer praktischen Demonstration der Tiertrainer Astrid und Gerd Harsch, in der das Pony "Einstein" einige "Tricks" des "Klugen Hans" zeigt. Es wird beschrieben, wie Trainer vorgehen, um Tieren gewünschte Verhaltensweisen - z.B. für die Arbeit in Filmen - beizubringen.
10. Dezember 2004, 12 Uhr - 18:30 Uhr
Erwin-Schrödinger Zentrum, Berlin-Adlershof, Rudower Chaussee 26
Veranstalter: Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin und Deutsche Gesellschaft für Psychologie
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Peter A. Frensch
Tel.: (030) 2093-4922
E-Mail: peter.frensch(at)psychologie.hu-berlin.de