Gründen auf der Überholspur
Der neue „Adlershofer Beschleuniger“ fördert Jungunternehmer aus mehreren Branchen
Akzelerator-Programme gibt es quer durch Europa. Sie verhelfen Start-ups in Rekordzeit zum Markteintritt. Dabei fokussieren nationale, aber auch internationale Unternehmen stark auf Berlin: Die Bundeshauptstadt ist die deutsche Akzelerator-Hauptstadt. Der neue „Adlershofer Beschleuniger“ fördert Jungunternehmer aus gleich mehreren Branchen.
Neben einem guten Produkt war für Thomas Grandoch am Beginn seiner Unternehmerkarriere vor allem eines wichtig: Kontakte. Der Absolvent der Universität der Künste Berlin (UdK) und seine Partner hatten 2013 die erste Version einer Software entwickelt, mit der Firmen genau dann Suchmaschinenwerbung schalten können, wenn ein Fernsehspot einen ähnlichen Artikel anpreist. Beim Akzelerator-Programm des ProSiebenSat1-Konzerns traf Grandoch mit seinem Team von der storyfeed GmbH auf Geschäftsführer der Sendergruppe. „Für Start-ups ist es gewöhnlich sehr schwer, Kontakt zu diesen potenziellen Kunden und Investoren herzustellen“, sagt Grandoch.
Es sind vor allem die exzellenten Gelegenheiten zum Networking, die Akzeleratoren von klassischen Gründerzentren oder Inkubatoren abheben. Die Teilnehmer erhalten zudem ein intensives Coaching. Die Produktentwicklung mit potenziellen Kunden und die kompakte Struktur beschleunigen die Gründung. „Wenn man wöchentlich über seine Fortschritte berichten muss, erzeugt das viel positiven Druck“, berichtet Philipp Stelzer, Geschäftsführer des Berliner Start-ups Task 36 GmbH. Er und seine Kollegen haben bei einem Accelerator des Massachusetts Institute of Technology (MIT) eine Software zur Projektsteuerung entwickelt, die auf künstlicher Intelligenz basiert und zeitfressende Planungsschritte automatisiert. Wie storyfeed ist Task 36 im Frühjahr in das neue Charlottenburger Innovations-Centrum (CHIC) gezogen.
Berlin hat sich zur inoffiziellen deutschen Akzelerator-Hauptstadt gemausert. Fast monatlich eröffne ein neuer Inkubator, Akzelerator oder ein Digitallabor, heißt es aus der Senatsverwaltung für Wirtschaft. Die Adlershofer WISTA-MANAGEMENT GMBH startet Anfang des neuen Jahres den eigenen Akzelerator „Adlershofer Beschleuniger“. „Er wird Start-ups mehr Unabhängigkeit geben als vergleichbare Angebote, denn die Teilnehmer müssen keine Firmenanteile abtreten. Träger ist nicht etwa ein einzelner Konzern, sondern mehrere Mittelständler, die die gesamte Wertschöpfungskette einer Branche abbilden – somit werden ein tiefes Branchenverständnis und wertvolle Kontakte vermittelt“, sagt WISTA-Geschäftsführer Roland Sillmann.
Die erste Programmlinie des „Adlershofer Beschleunigers“ wird Gründern aus der Energiewirtschaft offenstehen. Als Projektpartner wurden die GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft, die Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft mbH, die Stromnetz Berlin GmbH und der Bundesverband Neue Energiewirtschaft gewonnen. Die Projektpartner finanzieren den Gründern für die Dauer des Programms Büro- und Wohnflächen und sorgen für ein intensives Mentoring. Ziel ist z. B. ein Prototyp, den die Start-ups durch ein renommiertes Institut prüfen lassen können, oder ein erstes Referenzprojekt mit einem der Partner.
Die Programmdauer von bis zu sechs Monaten wird an die jeweilige Branche angepasst, der Energie sollen Optik, Medizintechnik und das Internet der Dinge folgen. Die WISTA ist überzeugt, dass sich durch den „Adlershofer Beschleuniger“ viele Gründer aus Deutschland und später aus ganz Europa für den Standort Berlin entscheiden werden.
Von Manuel Berkel für Adlershof Special