Gründen in Adlershof
Adlershof bietet den perfekten Standort für Hightech-Gründer, die langfristig planen und nachhaltig wachsen wollen
Je präziser die Oberfläche einer Flugzeugtragfläche gefertigt ist, desto weniger Turbulenzen treten auf. Der Treibstoffverbrauch sinkt. Die optischen Messinstrumente des Berliner Start-ups 5micron können Flugzeugtragflächen bis auf fünf Mikrometer genau vermessen; nicht auf dem Versuchsstand, sondern im laufenden Betrieb – in der Luft. „Wir können winzige Verformungen der Oberfläche während des Fluges dokumentieren“, erläutert Ute Franke. Die Mitgründerin von 5micron residiert seit Frühjahr 2015 im Innovations- und Gründerzentrum in Adlershof. Als Standort für ihr Start-up sei die Wissenschaftsstadt perfekt, so Franke: „Wir erhalten hier sehr gute Unterstützung, außerdem sind wir umgeben von einem Netzwerk ähnlich ausgerichteter innovativer Technologiefirmen. So sind wir stets am Puls der technischen Entwicklung.“
Mit der Start-up-Szene von Berlin-Mitte haben Gründer in der Wissenschaftsstadt Adlershof nicht viel gemein. Schon die Zielgruppe ist eine völlig andere: Sie produzieren nicht für Endkonsumenten, sondern sind Technologieführer in einem Spezialbereich und suchen die enge Zusammenarbeit mit der Industrie. „Wer im B2B-Bereich arbeitet, muss andere Ziele verfolgen als expansives Wachstum und einen schnellen Buy-Out“, erklärt Roland Sillmann, Geschäftsführer der Innovations-Zentrum Berlin Management GmbH (IZBM) in Adlershof und seit kurzem auch Geschäftsführer der WISTA- MANAGEMENT GMBH. „Adlershofer Gründer wollen in der Regel nachhaltig und langfristig wachsen.“
Start-ups, so die gängige Definition, sind kürzer als fünf Jahre am Markt und verfügen über ein innovatives Geschäftsmodell. Die Zahl solcher Firmen am Standort schätzt Roland Sillmann auf 150 bis 200, das entspricht einem Anteil von zehn bis 15 Prozent. „Etwa die Hälfte kommt aus Berlin, ein Viertel aus Deutschland und ein weiteres Viertel aus dem Ausland.“ Wer möchte, findet Unterstützung in zwei Gründer-Hubs: Das Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) ist Ansprechpartner für junge Firmen, aber auch für bereits bestehende Unternehmen. Das international ausgerichtete OWZ kümmert sich um international agierende Unternehmensgründer.
Die Gründerzentren kommen jungen Unternehmern mit flexiblen Mieten für Büros und Laborräume entgegen, dazu bieten sie vielfältige Beratungsangebote. Dabei geht es vorrangig um Alltagsprobleme. „Wenn jemand nicht weiß, wie es mit dem Zoll funktioniert“, erklärt Sillmann beispielhaft. „Oder wir helfen bei der Vorbereitung einer Produktpräsentation bei einem Konzern.“ Seine Kollegen und er knüpfen ein Netzwerk der Start-ups und bauen Kontakte zu Mittelständlern auf, vernetzen in Sachen Produktentstehung, Finanzierung und Vertrieb. Vielen Start-ups ist noch ein weiterer Faktor wichtig, so Sillmann: „Junge, unbekannte Unternehmen auf der Suche nach Kooperationspartnern und Kunden haben mit Adlershof schon einmal eine renommierte Adresse, die für Hochtechnologie steht.“
Von Mirko Heinemann für Adlershof Special