Japan testet Adlershofer Nanokapseln
Mobiler Prototyp einer Produktionsanlage der Capsulution NanoScience AG auf Hannover Messe
Mit Hilfe der Berliner Layer-by-LayerTechnology® lassen sich pharmazeutische Wirkstoffe in Nanokapseln verpacken, so dass sie sicher, schnell und effizient im Körper transportiert und aufgenommen werden können. Ein Jahr nach dem Lizenzvertrag zwischen dem Berliner Unternehmen Capsulution NanoScience AG und dem japanischen Anlagenbauer EBARA Corp. interessiert sich nun die japanische Pharmaindustrie intensiv für das patentgeschützte Verfahren: "Wir hatten Gespräche mit fast allen führenden Pharmaunternehmen in Japan und haben die ersten Verträge über Machbarkeitsstudien abgeschlossen", berichtet Dr. Jörg Mayer, Business Development Manager der Firma Capsulution.
Im Oktober 2005 entstand in Japan in Lizenz der erste mobile Prototyp einer Produktionsanlage. "Nach einer Machbarkeitsstudie erstellen wir für die Kunden eine Rezeptur, die sie dann auf der Anlage im eigenen Labor testen können.", so Mayer. Die Transportkapseln mit einem Durchmesser zwischen 200 nm und 50 µm sorgen dafür, dass die verabreichten Medikamente - Tabletten, Tropfen oder Atemsprays - kontrolliert im Körper dosiert und aufgenommen werden. Die Anfragen reichen von Cholesterinsenkern, Asthmasprays, Schlaganfallprävention und -behandlung bis hin zu Wirkstoffen für die Krebsbekämpfung.
Die Anlage wird im April auf der Hannover Messe 2006 vorgestellt und im Mai auf der Interphex- einer Pharmazeutischen Anlagenmesse - in Tokyo zu sehen sein.
Auf Grund der großen Nachfrage seitens der Industrie starten die Partner in diesen Tagen ein gemeinsames Entwicklungsprojekt, um die verbesserte Medikamentenaufnahme am lebenden Organismus nachzuweisen. "Dieser Nachweis senkt das Risiko für die Weiterentwicklung in den Pharmafirmen in den nachfolgenden klinischen Testphasen erheblich", erklärt Mayer.
"Wir richten uns vor allem an Pharmaziehersteller von Produkten mit abgelaufenem Patentschutz. Bei den Nachahmerprodukten, den sogenannten Generika, ist die Konkurrenz groß. Dann ist der Patentschutz der LBL-Technology® ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Außerdem lassen sich die Medikamente sich leichter und wirkungsvoller anwenden."
Bis zum Herbst wird in Japan eine zweite Anlage gebaut gemäß den strengen Richtlinien der Pharmazeutischen Verfahrenstechnik GMP (Good Manufacturing Practice), denn nur Wirkstoffe, die nach GMP hergestellt wurden, sind zu den anschließenden klinischen Testphasen und für den Endverbraucher zugelassen. "Ähnlich wie die ISO 9000 gibt der Standard vor, welche Bauteile eingesetzt werden dürfen, wie die Prozesse überprüft und die Produktion dokumentiert wird. "Beispielsweise müssen alle Ventile, die den Durchfluss verschiedener Flüssigkeiten regeln, so konzipiert sein, dass keine Flüssigkeiten in sogenannten Tot-Zonen stehen bleiben. Das würde die Reinigung erschweren und damit die Hygiene gefährden", erläutert Mayer.
Neben technischen Fragen haben die beteiligten Partner Capsulution und Ebara im vergangenen Jahr auch viel über die Vorteile der deutsch-japanischen Zusammenarbeit gelernt. "Ebara ist hervorragend organisiert", beschreibt Mayer seine Erfahrungen nach fünf Besuchen vor Ort. "Ich war außerdem angenehm überrascht über den entspannten Umgang miteinander." Gerüchte über das ausgeprägte Hierarchieempfinden in Japan kann er nicht bestätigen. "In Zukunft möchte ich zumindest die Grundkenntnisse in Japanisch lernen als Respekt gegenüber den zahlreichen Kunden in Japan. Allerdings werde ich kaum so weit kommen wie der Strategische Technologieberater von Ebara, Kan-ichi Itoh: Er konnte alle Patente von Capsulution auf Deutsch lesen und bewerten."
Quelle: Susanne Langer für BerliNews