Kein leichtes Spiel für Zweifler
Risikobereitschaft zahlt sich aus
Glücksspiel ist Überzeugungssache. Wer sich sicher ist, ein Spiel unter Kontrolle zu haben, geht ein höheres Wagnis ein. Zu diesem Ergebnis kamen Valentin Umbach und seine Mitstreiter vom Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Ein Patentrezept fürs Gewinnen ist die Risikobereitschaft allerdings nicht.
Die Adlershofer Psychologen hatten die Besucher in der „Langen Nacht der Wissenschaften“ 2008 eingeladen, ihr „Glück im Spiel“ zu machen. Doch die studentischen Mitarbeiter des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie spürten nicht dem Schlüssel zum Erfolg im Glücksspiel nach. Sie wollten vielmehr die Risikobereitschaft der Teilnehmer untersuchen. Damit stießen die Studenten in noch unbekannte Forschungsgefilde vor, denn „zu diesem Problem gibt es bisher keine Literatur“, so Umbach. Er hatte die Idee, der Frage mithilfe eines Kartenspiels auf den Grund zu gehen.
Dabei zieht ein Spieler eines von vier verdeckten Assen. Anschließend muss er Geld darauf setzen, ob die Farbe der obersten Karte des restlichen Spiels mit der des Asses übereinstimmt. Die Studenten teilten die über 50 Besucher in zwei Gruppen. Für die Spieler der ersten Gruppe gab ein Spielleiter die Karten aus. Die Teilnehmer der Zweiten durften die Karten selbst mischen und aufnehmen. Mittels eines Fragebogens untersuchten die Studenten, wie stark die Besucher davon ausgingen, ihr Leben selbst zu kontrollieren.
Das Ergebnis: Menschen, die daran glauben, Entscheidungen eigenständig zu treffen, setzten mehr Geld, wenn sie die Karten selbst mischen durften, als die Spieler, die davon ausgehen, ihr Leben sei weitgehend durch äußere Umstände geprägt. „Wir konnten einen Zusammenhang zwischen der sogenannten Kontrollüberzeugung und dem Risikoverhalten nachweisen“, sagt Umbach und fügt lachend hinzu: „Wer Glück im Spiel hat, ist damit natürlich noch nicht gesagt.“
Der 27jähringe nimmt das Spiel ernst. Und wenn er Glück hat, eröffnet es ihm die Chance, schon als Student eigene Forschungen betreiben zu können. Lehrstuhlinhaber Prof. Peter Frensch hatte seinen studentischen Mitarbeitern freie Hand gelassen, ein eigenes Programm für die „Lange Nacht“ auf die Beine zu stellen. Wenn er jetzt an weiteren Ergebnissen interessiert ist, könnte Valentin Umbach das Unterhaltungsprogramm als Experiment fortsetzen und die ersten Forschungsergebnisse seiner jungen wissenschaftlichen Karriere veröffentlichen.
Ist das Leben nun Glücks- oder Willenssache? Auf diese Frage hat Umbach selbst keine eindeutige Antwort. „Aber ich glaube daran, dass man zu einem gewissen Teil seine Entscheidungen selbst treffen kann“, entgegnet er.