Kühlzwerge vom Fließband
Deutsch-russisches Unternehmen produziert thermoelektrische Mikromodule
Sie können die Wasserzeichen markierter Diamanten sichtbar machen oder in Präzisionsdetektoren eingesetzt werden. Der Trend zur Miniaturisierung bringt leistungsstarke Kühler im Mikrobereich hervor. Für viele neue Anwendungen. In Adlershof sollen die Kühlzwerge künftig vom Band laufen.
Der russische Entwickler Tim Gromov holt ein Display nach dem anderen aus der Glasschauvitrine. Bestückt sind sie mit winzigen thermoelektrischen Bauelementen, sogenannten Peltiers. Diese regeln z. B. in Labor-Messgeräten, Infrarotsensoren oder Diodenlasern die Temperatur. Mehr als 500 verschiedene Typen von ein- bis mehrstufig haben sie im Angebot, erzählt Gromov in seiner Muttersprache. Sein deutscher Geschäftspartner Alexander Hoferichter, der in Moskau geboren ist und fließend Russisch spricht, übersetzt. Gemeinsam haben Gromov und Hoferichter vor eineinhalb Jahren in Adlershof das deutsch-russische Unternehmen Tec Microsystems gegründet. Sie vertreiben exklusiv thermoelektrische Mikromodule des russischen Herstellers RMT Ltd. für Europa. Momentan bauen sie eine Fertigungslinie auf, die auf die Montage von TECs (thermoelectric cooler) in verschiedene Gehäuse ausgerichtet ist.
Kunden vor der Haustür
„Es gibt keinen Peltier-Hersteller in Zentraleuropa, der auf traditioneller Herstellungstechnologie basiert“, sagt Betriebswirt Hoferichter und ergänzt: „Adlershof ist dafür der perfekte Standort.“ Warum? Die Transportwege zu den Kunden – im Technologiepark zählen dazu Bruker, EZconn, C2Go, opTricon und eagleyard Photonics – sind extrem kurz. „Wir liefern hier noch persönlich aus“. Schnelleres Reagieren sei so möglich. Zum Service gehört auch die Montage der Peltiers in Kundengehäuse mittels Löttechnik. Das reduziert bei Abnehmern, die bisher die TECs mit Epoxidklebern befestigt haben, die Ausfallquote und bietet ihnen eine hundertprozentige Endkontrolle. Zurzeit hat das Unternehmen vier Mitarbeiter.
„Daneben wollen wir von Anfang an Entwicklungsprojekte und Forschungsvorhaben begleiten“, so Hoferichter. „Da unterstützen wir auch mal mit kostenlosen Mustern wie kürzlich bei den Physikern der Humboldt-Universität.“
US-Markt im Visier
Konkurrenzlos sei man gegenwärtig noch mit einer Serie thermoelektrischer Module mit doppelter Pellet-Dichte, die eine höhere Kühlleistung im Vergleich zu den Standard-TECs gleicher Größe erreichen. Neben den europäischen Kunden haben die TEC-Spezialisten jetzt den US-Markt im Visier. Aber auch nach Japan richtet sich der Blick. Sein Japanologie-Studium dürfte Hoferichter dafür nützlich sein.
Kein Vorbild für die automatisierte Tec-Montage
Bevor die Produktion anlaufen kann, sind aber noch ein paar Hürden zu meistern. Gromov ist gerade mit dem „Business Immigration Service“ der IHK in Kontakt, um eine ständige Aufenthaltserlaubnis für Deutschland zu bekommen. Vor Ort kann er die Entwicklung der geplanten automatisierten Fertigungslinie besser vorantreiben. Dafür gibt es bisher kein Vorbild, da die Montage von TECs in verschiedene Gehäuse traditionell Handarbeit ist. Und beim Anlagenbau könnte Büronachbarfirma ATN dann vielleicht einsteigen.