Mobilitätswende braucht Verkehrsverlagerung und -vermeidung
Forschungsprojekt der Reiner Lemoine Stiftung zeigt auf, warum die deutsche Verkehrswendepolitik derzeit nicht auf Klimakurs ist
In einem neu veröffentlichten Impulspapier fasst der Verkehrs- und Energieökonom Marlin Arnz die Ergebnisse eines vierjährigen Forschungsprojekts zum Potenzial der Mobilitätswende zusammen. Maßnahmen, die auf Verlagerung und Vermeidung von Personenverkehr abzielen, werden demnach in der deutschen Verkehrswendepolitik derzeit untergeordnet behandelt oder vergessen. Dabei unterstützen sie nicht nur die schnelle Dekarbonisierung des Verkehrs, sondern bringen Lebensqualität für alle.
„Wir brauchen einen Wandel von autozentristischer Verkehrswende zu menschenorientierter Mobilitätswende“, bringt Marlin Arnz die Ergebnisse auf den Punkt. Dafür brauche es ganzheitliche Lösungen. Die Ergebnisse der Dissertation von Marlin Arnz können hier als Zielvision dienen. Sie bieten außerdem eine Sammlung an konkreten Handlungsempfehlungen, die zur Erreichung dieser systemischen Transformation nötig sind. Eine umfassende Mobilitätswende …
- könne den Endenergiebedarf des Personenverkehrs um mindestens zwei Drittel reduzieren;
- könne die Hälfte des Autoverkehrs auf öffentliche und aktive Verkehrsmittel verlagern;
- brauche einen ausgewogenen Mix aus push- und pull-Maßnahmen;
- sei von Politikmaßnahmen geprägt, aber von gesellschaftlichem Wandel zu Postmaterialismus getragen;
- führe zu mehr Lebensqualität für alle, was im Mittelpunkt stehen sollte.
Der Impuls „Die Mobilitätswende – Über das ungenutzte Potenzial der Verkehrsverlagerung und -vermeidung“ basiert auf einem Promotionsprojekt am EnergieSystemWende-Graduiertenkolleg der Reiner Lemoine Stiftung, an dem Marlin Arnz von 2020-2023 geforscht hat.
„Die Arbeit von Marlin zeigt sehr schön, dass wir für eine echte Mobilitäts- und Energiewende über den Tellerrand der technisch-ökonomischen Optimierung blicken müssen und mehr gesellschaftliche Dimensionen in die Forschung einbezogen werden müssen. Und ich freue mich, dass wir mit dem RLS-Graduiertenkolleg einen Rahmen geschaffen haben, der diese innovative Forschung ermöglicht“, sagt Philipp Blechinger, Leiter des RLS-Graduiertenkollegs.
Impulspapier herunterladen (PDF)
Rückfragen an Marlin Arnz unter: 0157 7285 2897
Über Marlin Arnz
Der Verkehrs- und Energieökonom Marlin Arnz hat seine Dissertation in den Bereichen Transportmodellierung und Energieökonomie am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik der Technischen Universität Berlin bei Prof. Christian von Hirschhausen mit der Bewertung summa cum laude abgeschlossen. Von 2020 bis 2024 wurde er im Graduiertenkolleg EnergieSystemWende der Reiner Lemoine Stiftung gefördert.
Seine Doktorarbeit umfasste die Entwicklung von quetzal germany, dem ersten open source Transportmodell auf nationaler Ebene. Die interdisziplinäre Entwicklung von Suffizienzszenarien und deren Simulation zeigt zum ersten Mal in disaggregierter und fundierter Form das maximale Potenzial von Suffizienz im Personenverkehr auf. Diese Szenarien und deren Kopplung mit einem Energiesystemmodell versprechen große Energiebedarfs- und Kostenreduktionspotenziale, sowie fairen Zugang zu Mobilität für alle.
Vor seiner Doktorarbeit hat Marlin Arnz Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Berlin studiert. Seine Masterarbeit hat er am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt über die techno-ökonomische Bewertung eines Hochgeschwindigkeits-Güterzugsystems geschrieben, was mit dem VDB Clean Mobility Award ausgezeichnet wurde.
www.reiner-lemoine-stiftung.de/kolleg/team/marlin-arnz
Über das RLS-Graduiertenkolleg
Die Reiner Lemoine Stiftung (RLS) hat seit ihrer Gründung im Jahr 2006 rund 100 Promovierende im Bereich Erneuerbare Energien gefördert. Im Januar 2020 hat das RLS-Graduiertenkolleg seine Arbeit aufgenommen. Das Team forscht praxis- und anwendungsorientiert in enger Kooperation mit dem Reiner Lemoine Institut und den betreuenden Lehrstühlen an Fragestellungen der EnergieSystemWende. Ziel des Kollegs ist es, systemische Hemmnisse der Energiewende besser zu verstehen und zielgerichtete Lösungen zu entwickeln, um ein Energiesystem mit 100 % Erneuerbaren Energien zeitnah möglich zu machen.
www.reiner-lemoine-stiftung.de/kolleg/
Pressekontakt:
Fabian Zuber
Vorstand | Reiner Lemoine Stiftung
+49 30 236 178 90
fabian.zuber(at)rl-stiftung.de
www.reiner-lemoine-stiftung.de
Pressemitteilung der Reiner Lemoine Stiftung vom 20.03.2024