Nachwuchssuche bei Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge
Wie das Marzahner Unternehmen um Auszubildende wirbt
Monatelang haben sie gedreht, gefräst und gefeilt, um Ersatzteile für die historische S-Bahn aus den 1930er Jahren anzufertigen. Nun fährt sie wieder und nahm die Auszubildenden der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH mit auf eine Dankeschöntour auf der Stadtbahnstrecke: Alexanderplatz, über die Museumsinsel bis zum Hauptbahnhof. Auf dem Social-Media-Kanal Instagram ist die Story zu sehen, erhält viel Zustimmung. Vielleicht bringt sie auch neue Bewerbungen für das kommende Ausbildungsjahr. Das hofft Nicole Hanusch, die Ausbildungsleiterin bei dem Marzahner Unternehmen ist.
Es ist gewachsen, rund 1.000 Mitarbeitende sind dort inzwischen tätig. „Wir entwickeln und fertigen Bremssysteme für Hochgeschwindigkeitszüge wie Shinkansen und ICE, aber auch für S-Bahnen und Trams“, sagt Hanusch. Hinzu kommen Teile für hydraulische Systeme, Steuerplatten sowie ein Servicecenter, in dem Bremsanlagen überholt werden.
Ausgebildet werden Zerspanungsmechanikerinnen, Industriemechaniker, Mechatronikerinnen und Fachkräfte für Lagerlogistik, derzeit sind es 37 junge Leute über alle Lehrjahre hinweg. Anders als von manchen Unternehmen zu hören, kommen genügend Bewerberinnen und Bewerber zur „Knorr-Bremse“. Mehr als 200 seien es zuletzt gewesen, berichtet Hanusch. „Auch wir beobachten, dass sich deren Profil verändert.“ Zeugnisnoten, Fehltage – da frage sie sich bei einigen schon, ob sie den Anforderungen bei Knorr-Bremse gewachsen sind. „Wir stellen sicherheitsrelevante Systeme her, dafür benötigen wir verantwortungsbewusste Kolleginnen und Kollegen.“
In den vielfach zu hörenden Chor, dass früher so vieles besser gewesen sei, auch die Bewerbenden, möchte sie aber nicht einstimmen. „Dafür sind viele heute wesentlich kulturoffener.“ In Teams mit Menschen aus verschiedenen Nationen ist das hilfreich. Auch bei IT-Themen seien junge Menschen gewandter. Selbst für Mechaniker:innen ist es unabdingbar, digital zu kommunizieren, zu planen und zu dokumentieren.
Für die meisten ist das selbstverständlich – daher wirbt das Unternehmen auch gezielt auf diese Weise um Nachwuchs: etwa in den einschlägigen Online-Plattformen sowie der Recruiting-App „Dein erster Tag“, die auf junge Menschen zugeschnitten ist. Hinzu kommen Ausschreibungen auf der Homepage, in der IHK-Lehrstellenbörse und bei der Arbeitsagentur, in der Marzahner Bezirksbroschüre und persönliche Kontakte auf Azubi-Messen. „Außerdem betreiben wir unseren Azubi-Instagram-Account, auf dem sich die drei Standorte Berlin, München und Aldersbach in Bayern zusammengetan haben“, sagt Hanusch.
Vor knapp 20 Jahren hatte sie selbst eine Ausbildung als Mechatronikerin in dem Marzahner Unternehmen abgeschlossen und kennt die Bedürfnisse beider Seiten. Das hilft, geeigneten Nachwuchs zu finden und zu halten. „Wir möchten, dass gute Absolventinnen und Absolventen eine langfristige Perspektive bei uns haben.“ Es gebe eine einjährige Übernahmegarantie für alle, die die Abschlussprüfung bestehen, wer sehr gute Noten erzielt, erhält einen unbefristeten Vertrag. Hinzu kommen Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie eine betriebliche Altersvorsorge und Zuschüsse zu Fahrtkosten oder Fachliteratur bei Azubis.
Auch für langjährige Kolleginnen und Kollegen hat das Unternehmen Vorteile geschaffen, um das Arbeiten hier angenehmer zu machen. Dazu gehören Ladesäulen für E-Autos auf dem Gelände, eine Jobrad-Finanzierung, Homeoffice-Regelungen und die Option eines Sabbaticals.
„Ein weitere Option, um neue Mitarbeitende zu finden, ist die Vermittlung von Bekannten und Freundinnen, die bei erfolgreichem Match prämiert wird“, sagt Hanusch. Damit es auch künftig leistungsfähige Teams gibt, die fachlich und menschlich gut zusammenpassen.
Ralf Nestler für POTENZIAL