Photonik in Bewegung: Interview mit Dr. Bernd Ludwig, Leiter Zentrum für Photonik und Optik Adlershof
ADLERSHOF SPECIAL: Es ist Bewegung im Photonikzentrum in Adlershof. Ist es mehr als das Auf- und Ab der Krise und des Aufschwungs?
DR. BERND LUDWIG: Es ist nicht so, dass es in unserem Bereich überhaupt keine Krise gegeben hätte. Unterm Strich sind die Umsätze der Unternehmen zusammen genommen stabil geblieben, im Verlauf dieses Jahres zog die Konjunktur spürbar an. Das Photonikzentrum mit seiner Gesamtfläche von 17.000 Quadratmetern ist seit Jahren ohne Leerstand. Trotzdem ist viel in Bewegung: Im letzten Jahr konnte ein Viertel der Flächen neu vermietet werden, weil langjährige Mieter sich eigene Unternehmenssitze gebaut haben: Die Verwaltung der Sulfurcell Solartechnik GmbH bezog ihren Neubau am Groß-Berliner Damm und einer der größten Mieter, die Sentech Instruments GmbH, hat jetzt ihr Domizil gegenüber vom Photonikzentrum. Im nächsten Jahr werden über 3.000 Quadratmeter frei, weil weitere Unternehmen aus dem Photonikzentrum rausgewachsen sind. Ich gehe davon aus, dass wir auch diese freien Flächen schnell neu vermieten.
Welche Gründe sehen Sie für diese Entwicklung?
Neben der allgemeinen konjunkturellen Erholung, ganz speziell die im Technologiefeld Photonik und Optische Technologien. Schätzungen gehen von einem jährlichen Wachstum der Branche zwischen acht und zehn Prozent aus. Wir haben vor kurzem einige der hier ansässigen Firmen befragt. Sie bestätigten die Prognose, weil sie Erweiterungen planen und teilweise sogar selber bauen wollen. Ich glaube, in den kommenden zehn Jahren verdoppeln wir unsere Flächen und verdreifachen wir den Umsatz. Dieses Wachstum können wir noch eine ganze Weile durchhalten.
Wie erklären Sie sich das kontinuierliche Ansiedlungsinteresse der Firmen?
Wir haben die verschiedenen Gründer- und Technologiezentren für Mieter; voll erschlossene Flächen in der notwendigen Größe für mittlere bis große Unternehmen und extrem motivierte und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Außerdem eine gute, mit dem Flughafen BBI auch internationale Verkehrsanbindung, sowie eine äußerst attraktive Umgebung – die Stadt Berlin und ihren Speckgürtel. Adlershof gründete sich ursprünglich auf Wissenschaft und Forschung. Mittlerweile kommen hier zwei Drittel der Budgets und Umsätze aus den Unternehmen. Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten eng zusammen – auch über die Grenzen von Technologiefeldern hinweg. Photonik und Optische Technologien sind klassische Querschnittstechnologien, mit engen Verbindungen beispielsweise zur Mikrosystemtechnik, IT oder Biotechnik und Medizintechnik. Inzwischen erzeugt der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Adlershof auch einen gewissen Magnetismus.
Inwieweit ist der Technologiepark Adlershof ein Begriff?
Ich habe früher immer Berliner Taxifahrer gefragt, ob ihnen Adlershof etwas sagt. Adlershof kennen sie mittlerweile alle. In Fachkreisen hat der Standort sowieso einen Ruf, in Deutschland und zunehmend auch international. Aber man muss es natürlich auch vermarkten. Wenn wir hier weiter so wachsen, muss das noch intensiver werden.
Das Gespräch führte Dr. Tina Heidborn