Product-Sounddesign
Ein Unternehmensnetzwerk mit starker Basis in Adlershof
Kann man für einen ganzen Kontinent einen charakteristischen Klang finden? Vielleicht wäre das für Europa der Klang von Kirchenglocken. „Glocken Europas“ hieß ein kurzer Radio-Spot, der von einem bekannten deutschen Sender zur Jahreswende ausgestrahlt wurde – als Beitrag zur Identitätsstiftung ausschließlich mittels Sound. Die Glocke ist ein „Parade-Beispiel“ für Product-Sounddesign. Sie wird dafür entworfen, Sound abzugeben. Product Sounddesign spielt aber auch in ganz anderen Lebensbereichen eine große Rolle. Ein neues Netzwerk geht dem Hören von Produkten auf den Grund.
Irritationen durch „falsche Töne“
Meist sind wir uns gar nicht bewusst, wie stark uns Sound im täglichen Leben emotional beeinflusst, bei der Orientierung helfen kann oder auch schlicht unsere Gesundheit schädigt. Zwar gibt es Produkte, die von sich aus nie Schall abgeben, aber die meisten erzeugen bei Gebrauch Klang bzw. Geräusche. Die Glocken sowie alle Musikinstrumente sind eigens dafür geschaffen worden. Andere Produkte wie Schienenfahrzeuge, Automobile und Flugzeuge verursachen bei Nutzung viel unerwünschten Lärm. Daneben können Produkte auch durch „falsche Töne“ irritieren. Beispiele dafür sind als „knackig“ beworbenes Gebäck, das geräuschlos auf der Zunge zergeht, Türen, die beim Schließen mehrfach anschlagend, polternd ins Schloss fallen, ein als „Macher mit starkem Auftritt“ angekündigter neuer Partner, der auf „leisen Sohlen“ daherkommt, ein schicker Sportwagen, der sich beim Starten durch dumpfes Dröhnen selbst entzaubert.
Aufpassen, wo man hintritt
Nicht nur das Sehen, sondern auch das Hören eines Produktes spielt also eine große Rolle. „Während der optische Eindruck von Produkten und ihren Verpackungen schon immer ein wichtiger Aspekt des Produkt-Entwurfs war, ist das Design ihres Sounds ein noch relativ junges Fachgebiet.“, sagt Prof. Alfred Iwainsky, Geschäftsführer der IIEF Integrierte Informationssysteme für Engineering und Facility Management GmbH. Sein Unternehmen gehört zu einem neuen Unternehmensnetzwerk, das Geräusche untersucht, die der Mensch beim Laufen auf verschiedenen Untergründen erzeugt. „Es geht hier nicht nur um die Auswahl geeigneter Materialien für die Gestaltung von Verkehrsflächen in Bauwerken und ihrer Umgebung“, so Iwainsky, „sondern vorrangig um die Weiterentwicklung neuartiger akustischer Elemente, so genannter Sound-Matten“. Beim Betreten findet eine Verformung statt, bei der in Abhängigkeit von Material, Struktur und Geometrie charakteristische Geräusche erzeugt werden. Angefangen von Navigationshilfen für Sehbehinderte, über die akustische Kennzeichnung von Fluchtwegen bei Dunkelheit oder Rauchentwicklung, als akustische Barrieren z. B. in Museen und Ausstellungen vor wertvollen Exponaten, zur Warnung vor Gefahrenzonen bis hin zur akustischen Unterstützung von Corporate Identity finden sie vielfältigste Einsatzmöglichkeiten.
Sound-Netzwerk gegründet
Für Product-Sounddesign ist interdisziplinäre Kompetenz erforderlich, da kaum eine einzelne Institution über entsprechend weit gefächertes Wissen verfügt. Im Rahmen des Förderwettbewerbs NEMO des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) wurde daher ein neues Unternehmensnetzwerk SoundWay aufgebaut. (http://www.soundway.org) Als Pioniere im Product-Sounddesign gelten Unternehmen aus dem Erzgebirge. Dort hat die Herstellung von Musikinstrumenten eine lange Tradition. Aber auch Adlershof ist in diesem Netzwerk gut vertreten. Neben IIEF mit der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e. V. (GFaI), der Adlershof Facility Management GmbH (AFM) und der Gulde, Hengelhaupt, Ziebig & Schneider Patentanwälte GbR.
Kontakt:
Prof. Dr. sc. Alfred Iwainsky
Tel.: 6392-4500
E-Mail: iwainsky(at)iief.de