Rocket-Ventures meets Adlershof
Zwei Gründerszenen trafen aufeinander
Berlin ist Gründerhauptstadt. Mehr als 1.200 Start-ups gibt es hier. Träger des Booms ist die angesagte Szene in Berlins Mitte. Ganz vorn: Rocket Internet. Die Firmenschmiede hat neben dem Online-Versandhaus Zalando zahlreiche erfolgreiche Internetunternehmen auf der ganzen Welt aufgebaut. Doch daneben existiert eine weitere, „etwas andere, ebenso erfolgreiche Gründerszene“, wie sie das Branchenmagazin „gruenderszene.de“ nennt. Hierfür stehen die Adlershofer Start-ups. Mit Veranstaltungen wie der Breakfast-Session in Adlershof wollen sich beide besser verknüpfen.
EatFirst, ein Lieferservice für frisches, gesundes Essen in Berlin, der Online-Kreditmarktplatz Lendico sowie ZipJet, ein mobiler Reinigungs- und Wäscheservice für Berlin gehören zur Rocket-Internet-Familie. Das Unternehmen 5micron ist spezialisiert auf optische Messmethoden und Systeme; Greateyes entwickelt hochleistungsfähige Digitalkameras zum Beispiel für die Spektroskopie, Graforce Hydro arbeitet an einer neuartigen Technologie zur Wasserstofferzeugung und Ice Gateway bietet intelligente Beleuchtung mit Machine-to-Machine-Diensten im Außenbereich. Die letztgenannten vier stammen aus und wachsen im Technologiepark Adlershof.
Business-to-Consumer (B2C) – also Produkte und Dienstleistungen für private Konsumenten als Geschäftsfelder auf der einen und Business-to-Business (B2B) – hochtechnologische und hochspezialisierte Angebote für Geschäftskunden und Industrieunternehmen auf der anderen Seite. Hier schnelles Wachstum, großflächige Marktdurchdringung mit enormem Kapitaleinsatz und web-basierte Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), dort langfristiger Unternehmensaufbau in ganz neuen Technologien. Kann das trotz aller Unterschiede zusammengehen?
Anfang Oktober 2015 wagten die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH und die WISTA-MANAGEMENT GMBH einen Versuch und luden zum gemeinsamen Pitch nach Adlershof ein. Zwei Ergebnisse: Die Produkte der Adlershofer sind deutlich erklärungsbedürftiger und Rocket-Gründer sprechen ihre Kunden stärker emotional an. Sie nutzen jede Chance, bekannt zu werden.
Christoph Samwer, Co-Founder und Geschäftsführer von Lendico, brachte die Unterschiede auf den Punkt: „Wir fokussieren auf grundsätzliche Kundenbedürfnisse wie etwa Essen oder Waschen. Wir digitalisieren und vereinfachen gelernte Prozesse.“ Hightech-Gründer hingegen sind geprägt vom wissenschaftlichen Arbeiten und in Nischenmärkten aktiv. Sie stellen hochspezialisierte Produkte her. Schnellstmögliches Skalieren steht nicht im Vordergrund. Ihnen geht es nicht darum Marken-, sondern Technologieführer zu werden.
Die Entwicklungsschritte technologiegetriebener Unternehmen sind oft zeitaufwändig. Sie bekommen daher erst spät Feedback vom Markt. Ganz anders die ITK-Firmen. „Unsere Kunden sind unsere Sparing-Partner“, sagt Samwer und ergänzt: „Fail fast“ als Devise. Das bedeutet, man solle Fehler schnell machen. „Wir bauen Feedbacksysteme auf, um zu wissen, was machen wir richtig, was falsch, was können wir verbessern.“ Im Fokus steht immer die Frage: Was bringt es dem Kunden? Da können sich die Hightech-Unternehmen bestimmt noch einiges abschauen.
Einig waren sich am Ende der Veranstaltung alle: Anknüpfungspunkte zwischen beiden Gründerszenen gibt es. Kombiniert man das Wissen über das technisch Mögliche mit Ideen für innovative Produkte, kann man sich gegenseitig beflügeln. Dafür muss man voneinander wissen. Ein Anfang durch gegenseitiges Kennenlernen ist gemacht.
Von Sylvia Nitschke für Adlershof Special
www.greateyes.de
5micron.de
www.graforce.de
www.ice-gateway.com