Studierende aus Singapur besuchen die HU
Austausch und Kooperation im Rahmen der Profilpartnerschaft mit der National University of Singapore
Ein Tag auf dem Campus Adlershof und ein halber Tag im Campus Mitte und dann gleich wieder über Istanbul nach Singapur zurück. Um diesen Parforceritt haben 13 Studierenden aus Singapur und ihr Professor T. Osipowicz ihre dreiwöchige Exkursion nach München und Göttingen ergänzt, um auch das Institut für Physik an der Humboldt-Universität kennenzulernen.
Im Rahmen der Profilpartnerschaft haben die Physik-Professoren N. Koch und E. List-Kratochvil im Februar des Jahres in Singapur gemeinsame Projekte besprochen und dabei von der Lehrexkursion nach München und Göttingen erfahren. Mit ein wenig Umplanung und der Unterstützung des Internationalen Büros der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie des Sonderforschungsbereichs 951 der Humboldt-Universität wurde dann schon dieses Jahr im Juni die Reise nach Adlershof ermöglicht, die eigentlich erst für das nächste Jahr in das Exkursionsprogramm aufgenommen werden sollte.
In Adlershof erwartete die Studierenden ein abwechslungsreiches und vielfältiges wissenschaftliches Programm. Führende ProfessorInnen der Humboldt-Universität zu Berlin hielten Kurzvorträge zu den aktuellen Forschungsaktivitäten am Institut für Physik, u.a. im Bereich der Nanophotonik, der Synthetisierung funktioneller molekularer Systeme sowie zu den neusten Entwicklungen in der Quantenfeld- und Stringtheorie. Eine ausführliche Führung durch moderne Spektroskopielabore sowie AFM- und TEM-Laboren am Institut für Physik rundete das Programm ab.
Jenseits des wissenschaftlichen Tagesprogramms wurden die Studierenden auch durch die Geschichte und Entwicklung des Wissenschaftsstandort Adlershof geführt. Die Studierenden konnten so die Standortentwicklung auf anfänglich fast freien Flächen im Gegensatz zur Entwicklung innerstädtischer Institute in München und Göttingen vergleichen. Da Singapur sehr große und klar fokussierte Wissenschaftsentwicklungsprojekte anstrebt, knüpfte auch dieser Aspekt an die Erfahrungen aus Singapur an.
Am Ende eines bereichernden, wenn auch kräftezehrenden Tages waren die Studierenden sehr erfreut nach Berlin gekommen zu sein. Der Besuch hat ihnen die Möglichkeit gegeben, drei historisch bedeutsame deutsche Universitätsstädte der Physik miteinander vergleichen zu können. Auch die Geschichte der Universität und der Kaiser-Wilhelm-Institute für Physik und Chemie in Berlin wurde Thema des Besuches bei einem Spaziergang durch den Campus Mitte, wo die erzählende Statue der Physikerin Lise Meitner oder auch das fehlende Portrait des Chemikers Adolf Butenandt in der Galerie der Nobelpreisträger zu interessierten Nachfragen führten.
Ebenso konnte die Entlassungen von 250 jüdischen Professoren und Angestellten einem Drittel der Berliner Mitarbeiter nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums (1933) mit der Physik verknüpft werden, da die damalige „Deutsche (Arische) Physik“ Quantenmechanik und Relativitätstheorie verwarf, weil sie zu mathematisch-theoretisch und zu „jüdisch“ sein sollten. Diese Anti-semitischen awissenschaftlichen Pöbeleien der „Deutschen (Arischen) Physiker“ machten die Geschichte der Berliner Universität im Nationalsozialismus auch für Physik-Studierenden aus Singapur etwas verständlicher.
Der Besuch klang aus mit einer Kurzdarstellung der Profilpartnerschaft der National University of Singapore (NUS) und der Humboldt-Universität. Im Rahmen dessen realisieren N. Koch und E. List-Kratochvil zwei physikalische Q-Teams, die auf eine enge Forschungskooperation mit der NUS angelegt sind, aber durch Kaskaden-Lehre auch für BSc- und MSc-Studierende Bedeutung haben sollen. Die beiden Physik-Professoren haben dabei das Konzept Q-Kolleg zum forschenden Lernen in internationaler Kooperation des bologna.labs an die Bedingungen der Forschung in der Physik adaptiert.
Die Q-Teams der Physik bestehen jeweils aus mindestens einer ArbeitsgruppenleiterIn, mindestens zwei DoktorandInnen und idealerweise auch aus wenigen fortgeschrittenen BSc- und MSc-Studierenden an jeder der beiden Partner-Universitäten. Sie definieren gemeinsam eine Forschungsfrage, die sie in den nächsten 6-12 Monaten lösen und publizieren wollen. Die Studierenden sollen dabei, unterstützt durch die AG-LeiterIn, die wesentliche Organisation und Koordinationsarbeit leisten. Der Austausch zwischen den Standorten soll durch (zwei-)wöchentliche Videokonferenzen und durch Kurzvisiten gewährleistet werden. Neben dem Effet für die wissenschaftlichen Ergebnisse bedingt diese Forschergruppe für die beteiligten DoktorandInnen und u.U. auch für die MSc-Studierenden eine frühe Erfahrung von Projektmanagement und Betreuung von BSc- bzw. MSc-Studierenden.
Die Exkursion der 13 Studierenden aus Singapur war in diesem Kontext ein winziger Baustein, aber mit dem Einblick in Adlershof haben die Studierenden eine bessere Entscheidungsgrundlage dafür, ob sie anstreben, in diesen Q-Teams zwischen NUS und HU mitarbeiten zu wollen und dabei u.U. einen Teil ihrer Studienzeit in Berlin zu verbringen. Eine Rückkehr nach Deutschland konnten sich alle ExkursionsteilnehmerInnen gut vorstellen. Da die Physik-Studierenden in Singapur mehrwöchige „Labormitarbeiten“ auf das Curriculum anrechnen lassen können, war das für einige eine sehr konkrete Idee, als sie auf dem Weg zum Flughafen waren.
Weitere Informationen:
Dr. Nadine Weber
Referentin für Internationales/Erasmus
Telefon: 030-2093 8045
E-Mail: nadine.weber(at)hu-berlin.de
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