Überbrückungshilfe bei Herzstottern
Schrittmacherhersteller Osypka Medical baut in Adlershof
Millionen Menschen können ohne ihn nicht mehr leben. Ihr Herz schlägt nicht regelmäßig oder es ist zu schwach. Seit 50 Jahren gibt es implantierbare Herzschrittmacher. Für die Notfallversorgung und die Behandlung postoperativer Herzrhythmusstörungen sind daneben temporäre Schrittmacher unentbehrlich. Ende 2008 kommen solche externen Lebensretter auch aus Adlershof, denn der Berliner Schrittmacherhersteller Osypka Medical baut momentan im Technologiepark seinen neuen Firmensitz.
Neues Gebäude
Der Rohbau an der Albert-Einstein- /Ecke Volmerstraße wächst. „Wenn es keine Bauverzögerungen gibt, werden im November die ersten temporären Herzschrittmacher in Adlershof produziert“, sagt Thilo Thümecke, Fertigungsleiter der Osypka Medical GmbH. Da die bisherigen Mietflächen des Medizingeräteherstellers in Tempelhof gekündigt wurden, entschied sich die Unternehmensführung für den Neubau eines eigenen Büro- und Fertigungsgebäudes im Technologiepark. Bereits im letzten Jahr hatte Osypka Medical das 5.000 Quadratmeter große Eckgrundstück gekauft, das zur Hälfte bebaut werden darf, der Rest muss für Grünflächen vorgehalten werden. Ausschlaggebend waren die verkehrsgünstige Lage und die gut ausgebaute Infrastruktur. Thümecke verbindet mit dem Standort daneben noch etwas anderes: Er war bereits Ende der 1980er Jahre Adlershofer, als er hier am Heinrich-Hertz-Institut seine Ausbildung gemacht hat.
„Mit 1.200 m² Nutzfläche in dem dreistöckigen Haus haben wir wesentlich mehr Platz als am alten Standort“, freut sich Thümecke und ergänzt, dass noch genügend Reservefläche für eine mögliche spätere Erweiterung um ein gleich großes Gebäude vorhanden ist. Das Unternehmen prognostiziert Wachstum – nicht nur beim Umsatz, sondern auch bei der Beschäftigtenzahl von heute 17 Mitarbeitern, die deutlich steigen soll. Gerade hat Thümecke zwei Stellenanzeigen in der Adlershofer Jobbörse unter www.adlershof.de/jobs platziert, da er jetzt schon neue Mitarbeiter sucht.
Sicheres Verfahren auch für Kinderherzen
Grund dafür ist nicht nur die große Nachfrage nach temporären Schrittmachern, die Osypka Medical für weltweit führende Schrittmacherhersteller wie z. B. SJM St. Jude Medical, USA, herstellt und die unter deren Label vertrieben werden. Seit einem Jahr hat Osypka auch den ersten externen Dreikammer-Schrittmacher für Patienten mit Herzinsuffizienz im Programm.
Zweites Standbein des Unternehmens sind nichtinvasive Kardiometriegeräte. Diese Geräte messen über vier Elektroden das Herzzeitvolumen und berechnen daraus das Schlagvolumen eines Herzschlages. Normal werden 70 bis 100 Milliliter Blut bei einem Herzschlag vom Herzen ausgeworfen. Ein erniedrigtes Schlagvolumen findet sich bei Herzinfarkten, bei Herzmuskelerkrankungen und bei Herzklappenerkrankungen. Das sei eine Technologie, die es schon länger gibt, die sich aber nicht durchgesetzt hat, da bisherige Methoden nichtinvasiver Messungen zu ungenau waren. So ist das Verfahren z. B. für Kinder gar nicht zugelassen. Aber auch für dicke Patienten funktionieren die bisherigen klassischen Geräte nicht. „Wir greifen dabei auf das Verfahren der klassischen Bioimpedanz zurück“, sagt Thümecke. Der Unterschied liege aber in der Interpretation der Messsignale. Firmenchef Markus Osypka hat zum Thema Impedanzkardiografie promoviert und entwickelte eine neue Herangehensweise bei der Berechnung des Schlagvolumens. Aesculon heißt die Neuentwicklung von Osypka Medical. Das Gerät kann auch mit nichtinvasiver Sauerstoffsättigung und nichtinvasiver Blutdruckmessung aufgerüstet werden, kommt aber vorwiegend zu Forschungszwecken in Universitätskrankenhäusern zum Einsatz. Die hohen Anschaffungskosten ließen Anästhesisten, Kinderärzte oder die Notaufnahme von Kreiskrankenhäusern beim Kauf bisher zögern, so dass Osypka Medical seit vier Wochen den kleinen Bruder von Aesculon als Prototypen vorliegen hat. „Icon“ ist ein kleines handliches Gerät mit den gleichen Funktionen, aber nur für Anschaffungskosten im einstelligen Tausend-Euro-Bereich.
„Wir sind der einzige Hersteller, der sowohl Schrittmacher als auch Kardiometriegeräte herstellt“, so Thümecke. Durch die Kombination beider kann die Herzstimulation optimiert werden. Zukünftig einmal wird es Geräte geben, wo das Impedanzgerät im Schrittmacher integriert ist, ist sich Thümecke sicher.
Guter Service entscheidet
Unternehmensphilosophie ist es, so viele fertige Komponenten wie möglich einzukaufen und nur die Endmontage und Endkontrolle selbst durchzuführen. „Unsere Stärken sind die Forschung und guter Service“, so Thümecke. Daher hat das Unternehmen auch eine Niederlassung in San Diego, Kalifornien, um beispielsweise auf Serviceanforderungen von Großkunde SJM schnell reagieren zu können.