Virtuelle Welten und der Nachfolger des Barcodes
IKIPSI bedeutet nichts, klingt aber gut. IKIPSI ist ein Projekt des Adlershofer Unternehmens Software Achkar. Es soll Kindern in Japan helfen, Englisch zu lernen. Auch in Museen haben moderne Informations- und Kommunikationstechnologien das Spektrum musealer Präsentationsformen erweitert.
Bereits im Kindesalter hat das Englisch-Lernen in Japan einen hohen Stellenwert. Doch Lernen funktioniert hier etwas anders als in Deutschland. Mehr als 160 Inseln gehören allein zur Präfektur Okinawas im Südenwesten Japans. Nicht jede Insel hat eine eigene Schule. Deshalb sollen die Kinder – nicht nur in Japan – künftig im virtuellen Klassenraum lernen. Das Berliner Unternehmen Software Achkar bietet hierfür eine Plattform. Die 1987 in Karlruhe gegründete Softwareschmiede arbeitet anfangs für die Industrie, später zunehmend für Behörden und Regierungen und ist spezialisiert auf plattformunabhängige Software mit Fokus auf Datensicherheit und Datenschutz. Daher versuchen Mitarbeiter im Zuge der Sicherheitsprüfung auch die Netzwerke der Kunden zu „hacken“. Die Ergebnisse der Attacken gehen an die Kunden, wie Siemens, Thyssen-Krupp oder die Westaustralische Regierung. Das Unternehmen hat Niederlassungen in Australien und Japan.
Schule im Netz
Auch bei IKIPSI nutzen Najib Achkar und seine Mitarbeiter diese Erfahrungen. In den virtuellen Welten von IKIPSI sollen sich Kinder treffen, lernen und spielen. Erste Tests auf einer Messe in Kobe, Japan, verliefen sehr erfolgreich. Im virtuellen Klassenzimmer können Kinder sich für bestimmte Fächer registrieren und mit anderen Kindern aus der ganzen Welt gemeinsam an Lehrveranstaltungen teilnehmen. Der Unterricht findet in Echtzeit statt. Jedes Kind und auch die Lehrer können ihren eigenen Avatar gestalten. Während des Unterrichts interagieren die Schüler mit dem Lehrer, können sprechen, lesen, schreiben. Und da Kinder spielend lernen, gehören Kunstgalerien, Kino, Theater und Sportstätten zu jeder virtuellen Welt. Eine Welt im Cartoondesign, das in Australien entsteht, in zartem Prinzessinnenrosa oder als Dino-Welt. Marken wie Disney, Barbie oder die Simpsons könnten in Lizenz eigene Welten entwickeln. Die Lernmodule werden in Berlin und Japan entwickelt.
Überliefertes digitalisiert
Die staatlichen Museen Berlin, die Adlershofer Gesellschaft für angewandte Informatik e.V. und die EVA Conferences International veranstalten ein jährliches Forum, das Einblicke in praxisnahe Verfahren der Informationstechnik bietet. Hier geht es um Museen und Hypermedia, Datenbanken und Archive, um Rekonstruktion, Bewahren und Erhalten. Museen, Bibliotheken und Archive sind heute Achsen einer überwiegend digital codierten Überlieferung. In Service, Forschung und Verwaltung begegnen sie den Anforderungen mit breitem Einsatz elektronischer Informations- und Kommunikationstechnologien.
Virtueller Museumsguide
Das Projekt „Poseidon“, an dem die Arbeitsgruppe „Informatik in Bildung und Gesellschaft“ der Humboldt-Universität beteiligt ist, arbeitet an der Entwicklung verschiedener RFID-basierter Lösungen, die in Museen und öffentlichen Einrichtungen mit großem Besucherverkehr eingesetzt werden können. Poseidon steht für „Positions- und kontextsensitive Informationssysteme für Museen zur Demonstration des Potenzials der RFID-Technik“. RFID bedeutet „Radio Frequency Identification“ und ermöglicht die Identifizierung von Gegenständen, ohne dass sie berührt werden müssen oder in Sichtweite sind. Mit der neuen Technik wird das Erfassen und Speichern von technischen Daten erheblich erleichtert.
RFID gilt als potenzieller Nachfolger der Barcodes und kann wesentlich mehr Informationen speichern. So könnte das Audio-Guide-System eines Museums weiterentwickelt werden. Wer heute in Museen einen Audio-Guide ausleiht, kann in der Regel Einspielungen in einer bestimmten Reihenfolge abhören. Eines der Ziele des Poseidon-Projekts ist, dass das Gerät selbst erkennt, wo ein Besucher steht und welches seine „Bedürfnisse“ sein könnten.
Rico Bigelmann
Links:
www.software-achkar.de
www.gfai.de
www.eva-conferences.com
www2.informatik.hu-berlin.de/~blunk/pdf/ps_poseidon.pdf