Von den Besten lernen
Für die Entwicklung des Lausitz Science Park dient auch der erfolgreiche Technologiepark Adlershof als Blaupause
Die Interessenten scharren schon mit den Hufen“, scherzt Michael Hübner, Vizepräsident für Forschung und Transfer an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). Er hat den Lausitz Science Park gemeinsam mit Gesine Grande, Präsidentin der BTU mitinitiiert – eines der herausragenden Projekte des Strukturwandels in der Lausitz. Auf 420 Hektar soll am nördlichen Stadtrand von Cottbus und in direkter Nachbarschaft zur BTU eine Innovationslandschaft mit internationaler Strahlkraft entstehen. Dafür hat Hübner sich Unterstützung ins Boot geholt, unter anderem die WISTA, Betreiber des größten Technologieparks Europas sowie die Stadt Cottbus.
Noch braucht es etwas Vorstellungskraft, aber bald sollen hier 10.000 Menschen arbeiten, exzellente Forschungseinrichtungen nach neuen Lösungen für Energiewende, Gesundheit oder die globalen Transformationsprozesse suchen, mehr als 200 Unternehmen beste Rahmenbedingungen für Innovation und Transfer finden, Wohnungen, Kitas und Gastronomie entstehen.
An Vorstellungskraft mangelt es Michael Hübner, Vizepräsident für Forschung und Transfer an der BTU, nicht. 2018 übernahm der promovierte Elektrotechnikingenieur den Lehrstuhl Technische Informatik. Vorausgegangen war ein Gespräch mit dem damaligen BTU-Präsidenten und heutigen Wirtschaftsminister Brandenburgs, Jörg Steinbach. Der hatte ihn gelockt, mit den Worten: „In der Lausitz tut sich etwas.“
Mit dem Beschluss zum Kohleausstieg 2038 sind neue Ideen für die Zukunft der Region gefragt. In deren Zentrum sollen Wissenschaft und Forschung, Hochtechnologie und die Ansiedlung wissenschaftsnaher Unternehmen stehen. Eine ausschlaggebende Rolle ist auch der BTU zugedacht. Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln sollten u. a. wegweisende Forschungsprojekte finanziert werden. Eine entsprechende Anfrage landete auch an Hübners Universität.
„Wir haben viele Ideen gesammelt, auch mit den Anforderungen aus dem Strukturstärkungsgesetz im Hinterkopf“, erzählt Hübner. „Eine Frage tauchte dabei immer wieder auf: Wie vermeiden wir Forschungsinseln ohne Kontakt zu- und Interaktion miteinander?“ Die Idee zum Lausitz Science Park wurde geboren. Die Forschung der BTU soll das Rückgrat des Parks werden.
„Zu dieser Zeit“, erinnert sich Hübner, „gab es bereits Gespräche zu einer weiteren Idee für den Strukturwandel – den Innovationskorridoren.“ Darüber sei man mit der WISTA Management GmbH aus Adlershof ins Gespräch gekommen. „Wir wollen von den Besten lernen“, sagt Hübner, denn die Parallelen zum Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof sind unverkennbar. Das Gelände, auf dem der Park entsteht, ist ein ehemaliger Flughafen. Geplant ist ein Campus, ähnlich dem Adlershofer, mit exzellenter Infrastruktur, der Arbeiten, Forschen, Wohnen und Leben vereint. Man sei sozusagen „umarmt“ worden, werde vollkommen uneigennützig unterstützt. „Das ist stark motivierend.“
Leute mit riesiger Expertise arbeiten an der Gestaltung des Lausitz Science Parks. Ein Verein fungiert als Brücke zu zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Bundesinstituten. Im nächsten Schritt gibt es Überlegungen, eine Gesellschaft – ähnlich der WISTA – zu gründen, die plant und entwickelt, Rechtliches, Vertrieb und Marketing betreut. „Geschwindigkeit ist der Knackpunkt“, sagt Hübner, es gäbe bereits hochinteressante Anfragen aus der Industrie. Gerade würden in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Cottbus die Bebauungspläne erarbeitet, in vier Jahren sollen hier die ersten Gebäude stehen. „Wir müssen das Momentum nutzen“, betont der BTU-Vizepräsident.
Schon gibt es erste konkrete Projekte. Mit der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) wurde ein Graduiertenkolleg zum Thema Wasserstoff aufgebaut. „Wir müssen etwas zusammen machen, so kam BAM-Chef Ulrich Panne auf die BTU zu“, erinnert sich Hübner. Die Verbindungen nach Adlershof – und auch zum DRESDEN-concept Science and Innovation Campus – sind vielfältig. Auch der Potsdam Science Park ist in die Entwicklung des Lausitz Science Park involviert. Aus der zunächst namenlosen Innovationsachse nach Südostbrandenburg ist inzwischen auch auf politischer Ebene das Pilotprojekt „Innovationskorridor Berlin-Lausitz“ geworden, an dessen Ende der Lausitz Science Park entsteht.
Und die erwarteten Effekte? „Wir wollen das Pendant zu Adlershof im Süden Brandenburgs werden.“ Der Park wird, davon ist Hübner überzeugt, einen „Riesenruck für Brandenburg“ bringen, aber auch das Berliner Umland attraktiver machen. Steuereinnahmen werden Wohlstand in die Region bringen, qualifizierte Arbeitskräfte, Wissenschaftler:innen, Studierende und Unternehmen angezogen. Und auch für die Universität erwartet Michael Hübner „wahnsinnig multiplikatorische Effekte“.
Rico Bigelmann für POTENZIAL
- Lausitz Science Park - BTU Cottbus-Senftenberg (b-tu.de)
- Vizepräsident für Forschung und Transfer - BTU Cottbus-Senftenberg (b-tu.de)