Von Staujägern und Verkehrslenkern
Fahrzeuge, die miteinander kommunizieren, Staumelder, die Ortsdaten aus Mobiltelefonen in Echtzeit verarbeiten, elektronische Vogelscheuchen für die Flugsicherheit – ohne Telematikanwendungen stünden alle Räder still.
Ralf-Peter Schäfer weiß, wie man Autofahrer glücklich macht: mit dem persönlichen Staureporter. Integriert in das portable Navigationsgerät HD Traffic von TomTom warnt er auch in Nebenstraßen vor stockendem Verkehr und präsentiert in Sekundenschnelle alternative Routen. Er ist seit Ende 2008 auf dem Markt und deckt bereits sieben Länder ab.
Staufrei ans Ziel
Schäfer ist Forschungsleiter am TomTom Entwicklungszentrum in Berlin-Adlershof, das er seit 2006 aufgebaut hat. Der Clou am neuen Gerät: Es nutzt nicht nur historische Daten, die bisher schon aus GPS-basierten Verkehrsinformationen bereit stehen. „Wir verknüpfen das mit aktuellen Messdaten, die Verkehrsflüsse in Echtzeit abbilden“, erläutert Schäfer. Dafür nutzen die Entwickler von TomTom anonyme Ortsdaten, die die Simkarten von Handys mit ihrer Basisstation austauschen. In einem Netzwerk aus 30 Millionen Vodafone-Kunden können sie die aktuellen Beweglichkeiten feststellen und Rückschlüsse auf mögliche Staus ziehen. Etliche Terabytes an Daten kommen so zusammen und die müssen zugriffbereit gespeichert und prozessiert werden. Dafür haben Schäfer und seine Mitarbeiter ausgeklügelte statistische Methoden entwickelt, die die Daten zuverlässig auswerten. Und auch Komprimierungsverfahren, damit die ans Navi zurückgesendeten Informationen dort möglichst wenig Platz einnehmen. „Bei einem Massenprodukt wie diesem kommt es auf jedes Megabyte an“, betont Schäfer.
Grüne Welle für den Krankenwagen
Auf eine etwas andere Art der Kommunikation setzt die Lesswire AG. Mit dem Datenaustausch zwischen Autos soll die Sicherheit beim Fahren erhöht werden. Und die Carto-Infrastructure-Kommunikation kann Echtzeitimpulse zur Verkehrslenkung geben. Zum Beispiel eine „Grüne Welle“ schalten für den Krankenwagen auf dem Weg zur Unfallstelle. „Wir haben in internationalen Kooperationen dazu beigetragen, die dafür nötigen Funkstandards zu entwickeln“, sagt CEO Ralph Meyfarth. Dazu mussten die Funkfrequenzen definiert und die Regeln der Kommunikation festgelegt werden, damit sich möglichst viele Geräte aller Hersteller gut verstehen. Auch dürfen die knapp bemessenen Bandbreiten zur Datenübertragung nicht verstopfen und es muss gewährleistet sein, dass niemand unbefugt dazwischenfunken und den Verkehr manipulieren kann.
Vogelfreie Starts und Landungen
Dass Telematikanwendungen nicht nur auf den Straßenverkehr beschränkt sind, beweist die Adlershofer Firma TSI Telematik Solutions International. Eines der aktuellen Projekte: die Abwehr von Vogelschwärmen auf Flughäfen. Mit genauer Ortsmessung bei den Schreckschüssen können wirksame Strategien entwickelt werden, die die Vögel dauerhaft fernhalten. Auch für Landwirtschaft und Logistik entwickelt TSI Lösungen, denn präzise Ortsangaben in Echtzeit helfen, den Einsatz der Fahrzeuge effektiver zu gestalten.
Uta Deffke