Werkstoff-Schutzschicht, die sich selbst heilt
Otto von Guericke-Preis wird in Berlin Adlershof an den Werkstoffwissenschaftler Prof. Dr. Michael Schütze verliehen/AiF-Tagung mit Wahl zum Vorstand des Wissenschaftlichen Rates
Der Otto von Guericke-Preis 2004 der in Köln ansässigen Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) wird am 16. November dieses Jahres im Wissenschafts- und Technologiepark Berlin Adlershof an Prof. Dr. Michael Schütze vom Karl-Winnacker-Institut der Dechema Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V., Frankfurt am Main, verliehen.
Der 1952 geborene Werkstoffwissenschaftler erhält die mit 5.000 Euro dotierte Ehrung für die Entwicklung eines hochwirksamen Oxidationsschutzes für Hochtemperatur-Leichtbauwerkstoffe. Seine Arbeitsergebnisse sind technologisch und wirtschaftlich von herausragender Bedeutung für die Anwendung solcher Werkstoffe sowohl in der Luft- und Raumfahrt als auch im Automobilbau, teilte die AiF mit. So entwickle die Automobilindustrie mit Hilfe dieser Werkstoffe deutlich sparsamere und leisere Motoren für Großserien-Fahrzeuge.
Die Preisverleihung findet im Rahmen der 77. Tagung des Wissenschaftlichen Rates der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. bei der WISTA-MANAGEMENT GMBH (Bunsensaal, Rudower Chaussee 17, 12489 Berlin) statt. Zum Auftakt der eintägigen Veranstaltung werden die Teilnehmer den Vorstand des Wissenschaftlichen Rates der AiF wählen. Außerdem erhalten sie zuvor die Gelegenheit, renommierte Forschungseinrichtungen innerhalb der Adlershofer Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien zu besichtigen: den Elektronenringbeschleuniger BESSY II, Labore der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V. (GFaI) sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR).
Die 1954 gegründete AiF versteht sich als Kompetenzzentrum zur Förderung angewandter Forschung und Entwicklung zugunsten kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU). Sie verknüpft nach eigener Aussage die Aktivitäten von über 100 industriellen Forschungsvereinigungen mit rund 50.000 KMU in einem Innovationsnetzwerk, wirkt als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Staat und vergibt in dieser Funktion jährlich etwa 250 Millionen Euro öffentliche Fördermittel.
Der diesjährige Guericke-Preisträger, Prof. Dr. Michael Schütze, studierte Werkstoffwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg und promovierte 1983 an der Rheinisch-Westfälischen TH Aachen, wo er sich 1991 auch habilitierte. Seit 1996 ist er Institutsleiter Werkstoffe am Karl-Winnacker-Institut der Dechema in Frankfurt am Main.
Sein Oxidationsschutz-Verfahren, das die Einsatzgrenzen bestimmter neuer Werkstoffe deutlich erweitert, beruht auf dem so genannten Halogeneffekt. Dabei werden Halogene (Fluor, Chlor, Brom, Jod) in die Oberfläche von Motoren- und Turbinenbauteilen aus Hochtemperatur-Leichtbauwerkstoffen (Titanaluminide, TiAl, gelten als Zwitter zwischen Metallen und Keramiken) implantiert, so dass diese selbst nach längeren Betriebszeiten und bei Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius nur wenige Mikrometer Metall durch Oxidation verlieren. Ohne diesen Schutz würden diese Werkstoffe bereits ab 700 Grad Celsius stark in Mitleidenschaft gezogen.
Werden jedoch relativ geringe Mengen Halogene mittels Ionenimplantation oder Flüssigkeits-Tauchprozess in die äußere Werkstoffzone übertragen, so tritt ein Oxidationsschutzeffekt auf. Es bildet sich eine hauchdünne keramische Schutzschicht aus festem Aluminiumoxid. Weil sie gasdicht ist, versperrt sie der umgebenden Atmosphäre den Zutritt zum Werkstoff. Sollte die Schicht abplatzen oder Löcher bekommen, so wächst sie wie menschliche Haut nach. TiAl soll in den nächsten Jahren verstärkt zum Bau von Fahrzeugmotoren aber auch Turbinenschaufeln in Flugzeugtriebwerken eingesetzt werden. Weitere Anwendungen sind zum Beispiel stationäre Gasturbinen und Abgasturbolader.
Hinweis für Redaktionen: Mit Ausnahme der Mitgliederversammlung des AiF-WR zwischen 12 und 13 Uhr sind alle anderen Programmteile für Journalisten zugänglich. (Programm-Nachfrage: Silvia Behr) Das Besichtigungsprogramm (Forschungseinrichtungen in Adlershof) beginnt um 10 Uhr, Treffpunkt Foyer Adlershof con.vent. (WISTA-Gebäude). Laut AiF steht Prof. Dr. Schütze für Interviews und Anfragen zur Verfügung.
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