Wie klingt Adlershof?
An der Akustik orientiertes Bauen im Wohngebiet am Landschaftspark
Eine am Hören ausgerichtete Architektur bildete den Ausgangspunkt für das Projektseminar „Akustische Gestaltung Adlershof – Klangidentität, Architektur und Stadtplanung“ an der Berliner Universität der Künste (UdK). Nun ist das bereits 2003 initialisierte Bauvorhaben in Johannisthal/Adlershof realisiert worden.
Ländliche Idylle in der Stadt
Der erste Eindruck, der sich dem Besucher in der Wohnsiedlung „Lebens(t)raum“ am Rande des Landschaftsparks Adlershof aufdrängt, ist der einer Idylle. Die in Hufeisenform angelegte Bebauung wirkt wie eine Wagenburg, in deren Mitte sich eine mit Feldsteinen umrandete Feuerstelle und natürlich gedeihendes Pflanzenwachstum befindet. Zur Seite des Landschaftsparks befindet sich ein umzäuntes Gehege, in dem Schafe weiden.
Das alles hat durchaus System, ein an der Akustik ausgerichtetes. Auditive Architektur nennt das Institut für Neue Musik der UdK und der Hochschule für Musik „Hans Eisler“ die Entwicklung von Methoden und Konzepten zur klanglichen Gestaltung architektonischer Räume. Zu dem in Johannisthal/Adlershof realisierten Projekt gehört ein ganzer Maßnahmenkatalog an Empfehlungen zur akustischen Innen- und Außenraumgestaltung, die in Abstimmung mit den und nach der Befragungen der Bewohner vollzogen werden sollten. Die dichte Bebauung durch die U-Form der Wohnsiedlung stellt das erste Bollwerk gegen den Stadtlärm dar; Schafe auf der Weide dienen zur Herstellung einer ländlichen Atmosphäre; die Pflanzung von bei Wind geräuschintensiveren Bäumen, wie Birken und Pappeln, soll andere Lautquellen überdecken und Singvögel anlocken; Schallschutzwände entlang der Autobahn mindern das Rauschen des Verkehrs; Isolierfenster dichten die Innenräume der Häuser akustisch ab. Die Vorschläge der Architekten und Fachleute der Hochschulen für Kunst und Musik reichten von der äußeren Umgebung bis zur Türklingel, die durch das Betreten einer Schwelle vor der Tür betätigt wird. Die Geräuschkulisse in der Johannisthaler Siedlung wird größtenteils von den Bewohnern selbst hergestellt, durch spielende Kinder oder den Tieren auf der Koppel. So war das auch erwünscht: ländliche Wohnatmosphäre in der Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt Adlershof. Und nicht nur akustisch, auch optisch hebt sich die Wohnsiedlung Lebens(t)raum von dem ansonsten eher preußisch geordneten Umfeld ab.
Kontakt:
Irene Kletschke
Tel.: 3185-2701
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