Wir sind die Neuen
Das Start-up TVINN bietet großen Industrieunternehmen eine Softwarelösung für komplexe Produktionsplanungsprozesse
Für viele Start-ups ist das CHIC längst zur vertrauten Heimat geworden. Andere sind auf dem besten Wege, es dazu zu machen. Und dann gibt es noch jene, die gerade erst die letzten Umzugskartons in ihre neuen Büros im Center getragen haben – wie das Team um TVINN, das wir in der CHIC-Familie willkommen heißen und euch hier vorstellen.
Ende vergangenen Jahres waren Simon Zarnitz und seine drei Mitgründer auf der Suche nach neuen Büros für ihr Start-up TVINN. „Wir hatten uns schon drei Locations angeschaut, bevor Matthieu Voss uns hier durchs Center führte“, schildert er seinen Eintritt in die Welt des CHIC. „Danach wollten wir nur noch eines wissen: Wann können wir hier einziehen?“
„Wir bilden die Produktionsplanung in seiner gesamten Komplexität ab. Das unterscheidet uns von unseren Wettbewerbern.“
Das Team um Simon und seine Mitgründer Benno Gerlach, Mohamed Ali Abdulmalik und Simon Harck entwickelt Software für die Produktionsplanung, die auf große Industrieunternehmen abzielt. Denn die stünden jeden Tag vor einer kniffligen Herausforderung, erklärt er. „Kunden ändern ihre Nachfrage gern recht kurzfristig“, sagt Simon. „Darauf muss die Produktion dann reagieren.“ Doch das sei gar nicht so einfach. Denn um beispielsweise tausend Getriebe mehr zu produzieren, braucht es einiges an Materialien und Halbzeugen. Die Lieferanten eben dieser Dinge haben aber in der Regel sehr lange Durchlaufzeiten. Man muss schon Wochen im Voraus bestellen. „Um flexibel auf veränderte Nachfrage reagieren zu können, baut sich die Produktionsabteilung also Materialbestände in eigenen Lagerhäusern auf“, spinnt Simon den Faden weiter. „Doch das Management des Unternehmens sieht das Geld lieber kurzfristig verfügbar auf dem Konto liegen, als es im Lager langfristig zu binden.“ Um den Spagat zwischen kurzfristiger Produktionssteigerung und geringer Kapitalbindung zu schaffen, setzen er und sein Team auf Algorithmen und haben eine Planungssoftware entwickelt. „Damit bilden wir das Thema in seiner gesamten Komplexität ab und stellen den Produktionsplaner in den Mittelpunkt unserer Softwareentwicklung“, hebt Simon die Alleinstellungsmerkmale seines Ansatzes hervor. „Allein im letzten Jahr haben wir 180 User-Interviews geführt und über 80 User-Tests an zehn verschiedenen Produktionsstandorten auf drei Kontinenten. Der User ist im Mittelpunkt unserer Softwareentwicklung. Und das unterscheidet uns von unseren Wettbewerbern.“
„Unser Team ist stark gewachsen. Da wurde es im alten Büro zu eng.“
Wie das funktioniert, haben Simon und Benno bereits einige Jahre lang an der TU-Berlin erforscht. Produktionsnetzwerke mit Algorithmen zu optimieren, war zentraler Teil ihrer Promotion. Dort ist dann auch die Idee zu TVINN entstanden. „In meiner Forschung habe ich gesehen, dass eine solche Software große Potenziale in der Industrie hat“, erzählt Simon. „Also habe ich das Thema vorangetrieben und im letzten Jahr meiner Promotion die richtigen Leute zusammengesucht.“ Dass er mal ein Unternehmen gründen würde, war ihm schon länger klar. Anfang 2023 stand der Entschluss dann endgültig fest und bis zum Sommer war das Gründungsteam zusammengeschweißt. Ende 2023 folgte ein Exist-Gründerstipendium und im vergangenen März war TVINN dann offiziell geboren.
Seither ist einiges passiert. „Wir haben bereits fünf große Konzerne als Kunden, mit denen wir gemeinsam das Produkt entwickeln und testen. Wir sind also sehr nah an der Industrie und den Nutzern“, sagt Simon. „Der eigentliche Markteintritt mit Investitionen in Marketing und Sichtbarkeit haben wir uns für Anfang 2026 auf die Agenda geschrieben.“ Und auch das Team ist im vergangenen Jahr stark gewachsen. Elf Mitglieder zählt es heute. Da wurde es im alten Büro, das TVINN am Zentrum für Entrepreneurship der TU Berlin bezogen hatte, doch sehr eng. Für ihr neues Domizil hatte das Team auch ganz konkrete Vorstellungen. „Wir wollten wirklich helle, große Räume. Die zentrale Anbindung ist ebenfalls ein Faktor gewesen. Genauso wie der Preis. Ich meine, Start-ups haben kein Geld“, sagt er lachend. „Und wir wollten Flexibilität.“
„Ich finde es gut, zu wissen, was die anderen tun. So lassen sich viel leichter Synergien finden.“
Die, so versichert er, hätten sie am CHIC von Anfang an zu schätzen gelernt. „Es ging alles einfach schnell“, mein Simon. „Wir haben besichtigt, zwei Tage später den Mietvertrag bekommen und nach zwei Wochen durften wir bereits mit unseren Umzugskartons anrücken.“ Das war kurz vor Weihnachten. Bis Anfang des neuen Jahres war alles erledigt. Das begeistert Simon immer noch. „Wir hatten kaum administrative Aufgaben zu lösen. Wir mussten nur den Umzug organisieren, denn die ganze Infrastruktur war schon da“, sagt er. „Ich meine, du kommst hier hin, bekommst einen Router in die Hand gedrückt und hast direkt Internetzugang. Du bist schon vom ersten Tag an arbeitsfähig. Das ist sehr komfortabel.“
Mittlerweile hat sich das TVINN-Team in seiner neuen Heimat eingelebt. Ihre Unternehmenskultur, erklärt er, würde dem Ansatz von Netflix ähneln. Für jeden Mitarbeiter gäbe es klar definierte und messbare Ziele. Wann und wo man diese erledigt, sei dabei nicht wichtig. Trotzdem findet sich das Team sehr oft persönlich im Büro zusammen. „Wir arbeiten gern miteinander“, sagt Simon. „Jetzt wäre es noch super, wenn wir auch die anderen Start-ups in irgendeiner Form persönlich kennenlernen könnten.“ Sicher, man begegnet sich im Fahrstuhl, stellt sich kurz vor, wechselt vielleicht ein paar Worte. Doch dem Gründer schwebt da etwas anderes vor. „Schöner wäre ein strukturiertes Netzwerken, wenn es zum Beispiel Events gäbe. Gern in einem nicht so steifen und formalisierten Rahmen“, sagt er. „Ich finde es gut, zu wissen, was die anderen tun. So lassen sich viel leichter Synergien finden.“
Von Kai Dürfeld für CHIC!
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