Adlershofer DLR-Planetenforscher Prof. Jürgen Oberst leitet Labor in Moskau
Russische Raumsonde Phobos Grunt holt Proben vom Marsmond
Die russische Raumsonde Phobos Grunt hat ihre Reise zum Mars begonnen. Im Februar 2013 soll die Sonde auf dem Marsmond Phobos landen und dort Proben der Oberfläche sammeln. An der Mission beteiligen sich auch Wissenschaftler des DLR. Das Team um den Berliner Planetenforscher Prof. Jürgen Oberst beschäftigt sich seit längerem nicht nur intensiv mit dem Mars, sondern auch mit Phobos, dem größeren der beiden Marsmonde. Die wichtigste Datenquelle der Wissenschaftler sind Bilder, die von der vom DLR betriebenen Stereokamera HRSC (High Resolution Stereo Camera) an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express zur Erde übertragen werden. Mithilfe dieser Bilder konnten die DLR-Planetenforscher die bislang ungenauen Umlaufbahnen von Phobos präzisieren. Die in den vergangenen Jahren gesammelten Daten erlaubten eine genaue Kartierung und Vermessung dieses geologisch außergewöhnlichen planetaren Körpers. Bis August 2014 sollen die Proben des Mars-Mondes in einer Kapsel zurück zur Erde kommen. Phobos Grunt ist die erste Raumsonde, die seit 1996 von Russland aus gestartet ist.
An Bord der Sonde ist zudem der kleine chinesische Satellit Yinghuo-1 ("Glühwürmchen"), der "Huckepack" zum Mars befördert wird. Er soll ein Jahr lang das Schwerefeld des Roten Planeten vermessen. Phobos Grunt hat aber auch die Marsumgebung fest im Blick: 15 Instrumente sind dazu an Bord, darunter mehrere Kameras, Spektrometer und ein Radar. "Bevor Phobos Grunt landen kann, wird die voraussichtliche Landestelle auf der Mars abgewandten Seite von Phobos nochmals genau vermessen. Dazu folgt das Raumschiff zunächst dem Mond auf seiner Bahn um den Mars. Für die Landung selbst sind nur 40 Minuten vorgesehen. Bei diesem komplizierten Manöver werden Laser, Radar und Kameras den Landeapparat leiten", berichtet DLR-Planetenforscher Oberst. Zum Einsammeln der Proben mit dem Roboterarm bleiben gerade einmal 17 Minuten. "Nur in dieser kurzen Zeit sind die Beleuchtung der Landestelle und gleichzeitig der Kontakt zur Erde gewährleistet. Danach hebt die Rückkehrkapsel mit rund 200 Gramm Probenmaterial von der Oberfläche ab und macht sich auf den Rückweg zur Erde", erläutert der Experte.
DLR-Planetenforscher leitet Phobos-Forschungslabor in Moskau
Jürgen Oberst ist Leiter des neu gegründeten "MIIGAik Extraterrestrial Laboratory" (Mexlab) an der Moskauer Staatlichen Universität für Geodäsie und Kartographie (MIIGAiK. Der 56-jährige Wissenschaftler wird während der Mission regelmäßig in der russischen Hauptstadt tätig sein. Das Mexlab hat 40 Mitarbeiter und wird unter anderem die Daten der Phobos-Grunt-Mission sammeln und kartographisch verarbeiten. Der Aufbau des Forschungslabors wurde durch den Gewinn einer Ausschreibung des russischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft über 150 Millionen Rubel (ca. 3,75 Millionen Euro) möglich, die im Zeitraum 2010 bis 2012 in das Projekt fließen. Hinzu kommt ein Zuschuss der Helmholtz-Gemeinschaft, die den Austausch mit russischen Wissenschaftlern fördert. "Das ist eine einmalige Chance", freut sich Jürgen Oberst auf seine neue Aufgabe. Er wird zwischen Moskau und Berlin pendeln. Zudem leitet der DLR-Wissenschaftler eine internationale Expertengruppe. Diese trifft sich jährlich am International Space Science Institute in Bern und unterstützt auch die neu gebildete "Helmholtz Russia Joint Research Group Geodesy, Cartography, and Exploration of Phobos and Deimos”.
DLR-Raumfahrtmanagement fördert Spektrometer an Bord von Phobos Grunt
Mit Phobos-Grunt fliegt auch eine miniaturisierte Version des so genannten Mössbauer-Spektrometers MIMOS II des Instituts für Anorganische und Analytische Chemie der Universität Mainz zum Mars-Trabanten. Das Instrument wurde unter der Leitung von Dr. Göstar Klingelhöfer mit finanzieller Unterstützung durch das DLR-Raumfahrtmanagement entwickelt und gebaut. Mit ihm soll die chemische Zusammensetzung des Phobos-Gesteins untersucht werden.
Kontakt:
Prof. Jürgen Oberst
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Planetenforschung, Planetengeodäsie
Tel.: +49 30 67055-336
Fax: +49 30 67055-402