Antike Schriftrollen aus dem Museum of the Bible gefälscht?
BAM-Analyse der Qumran-Fragmente lässt Zweifel an deren Echtheit aufkommen
Das Museum of the Bible hat am 22. Oktober 2018 die Ergebnisse der Analyse ihrer fünf Qumran-Fragmente verkündet. Im Auftrag des Museums hatte die BAM eine Reihe von Untersuchungen an den Fragmenten durchgeführt. Die Analyseergebnisse der BAM lassen darauf schließen, dass die fünf Fragmente Materialeigenschaften aufweisen, die nicht konsistent sind mit jenen, die gesicherter Herkunft sind.
Im Bereich Kunst- und Kulturgutanalyse hat die BAM eine umfassende Expertise in der zerstörungsfreien Materialanalyse von Farbmitteln, Schreib- und Zeichenmaterialien sowie organischen Schriftträgern.
Hintergrund zur Untersuchung
Die BAM hat im April 2017 einen Prüfauftrag vom Museum of the Bible, Washington D.C., USA erhalten. Unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Ira Rabin vom Fachbereich Kunst- und Kulturgutanalyse an der BAM wurden fünf Fragmente untersucht, die den sogenannten Qumran-Rollen zugeordnet werden.
Bei einer Analyse werden meist unterschiedliche zerstörungsfreie Verfahren durchgeführt, um die Materialzusammensetzung der Tuschen und Pergamente festzustellen. Bei solchen Untersuchungen geht es in der Regel darum festzustellen, ob vorhandene Proben Gemeinsamkeiten oder Unterschiede mit Vergleichsproben aufweisen.
„Die naturwissenschaftliche Analyse kann eine Fälschung entlarven, wenn Materialien verwendet wurden, die erst nach dem Entstehungsdatum des vermeintlichen Originals verwendet wurden“, erklärt Prof. Dr. Rabin.
Kunst- und Kulturgutanalyse an der BAM
Prof. Dr. Oliver Hahn, Leiter des Fachbereichs Kunst- und Kulturgutanalyse: „Die BAM verfügt bei solchen Untersuchungen über jahrzehntelange Erfahrungen und die notwendige Expertise. So wurden beispielsweise Fragmente der Qumran-Rollen bereits 2006-2010 im Rahmen eines Forschungsvorhabens untersucht.“
Die Neu- und Weiterentwicklung zerstörungsfreier Analysemethoden macht die naturwissenschaftliche Untersuchung zum wertvollen Instrument für eine umfassende Charakterisierung der Materialzusammensetzung von Kunst- und Kulturgut. Materialwissenschaftliche Analysemethoden geben wichtige Hinweise zur Beantwortung von kulturhistorischen Fragestellungen, die mit geisteswissenschaftlichen Methoden alleine nicht zu lösen sind.
Darüber hinaus ist eine Charakterisierung umweltbedingter Materialschäden in vielen Fällen erforderlich, um geeignete Restaurierungs- oder Konservierungskonzepte zu erstellen. Die naturwissenschaftliche Begleitung von restauratorischen und konservatorischen Maßnahmen komplettiert die Arbeitsschwerpunkte des Fachbereichs Kunst- und Kulturgutanalyse der BAM.
Weitere Informationen zur Untersuchung für das Museum of the Bible sowie FAQs finden Sie hier.
Weiterführende Links
- Museum of the Bible
- Projekt "Die Schriftrollen vom Toten Meer" (N.i.Ke. Netzwerk zur interdisziplinären Kulturguterhaltung in Deutschland)
- „Von wegen biblisches Alter“ – Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 25.10.2018
Weitere Informationen
Venio Quinque
Leiter Referat Unternehmenskommunikation
BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Telefon: +49 30 8104-1002
E-Mail: Venio.Quinque(at)bam.de