Boom-Sektor Photonik
Optik-Industrieverband SPECTARIS erwartet positive Branchenentwicklung für 2006
Nach einem erfolgreichen Jahr 2005 rechnen die deutschen Hersteller von Lasern und Optischen Komponenten auch in 2006 mit deutlich steigenden Umsätzen. Beim Inlandsumsatz wird ein Zuwachs von rund 5 Prozent auf einen Wert von knapp 1,6 Milliarden Euro erwartet. Für das Auslandgeschäft prognostizieren die Unternehmen eine Steigerung um etwa 8 Prozent auf einen Wert von über 3,5 Milliarden Euro. Die Exportquote läge damit erstmalig bei 69 Prozent und auch der Gesamtumsatz der rund 370 Betriebe würde mit einem Wert von über 5,1 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert erreichen. Die heute eröffnete Branchenmesse Optatec läuft noch bis zum 23. Juni in Frankfurt am Main.
Nicht nur aktuell zeigt sich ein positiver Branchentrend. Auch für die kommenden fünf Jahre prognostizieren die Firmen ein jährliches Umsatzwachstum von etwa 10 Prozent. Aufgrund dieser Entwicklung rechnen die Unternehmen mit klar positiven Impulsen für die Beschäftigungssituation der Branche. So wird für das laufende Jahr ein Beschäftigungszuwachs von rund 3 Prozent auf etwa 44.000 Mitarbeiter erwartet.
Die positive Branchenentwicklung basiert dabei maßgeblich auf der hohen Innovationskraft der Branche. Mit rund 11 Prozent liegt der Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Gesamtumsatz (F&E-Quote) deutlich über dem Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (weniger als 5 Prozent). Fast 20 Prozent der Beschäftigten sind im F&E-Bereich tätig. Dies zeigt, dass die Unternehmen den Erhalt und Ausbau des Wissensvorsprungs als zentralen Erfolgsfaktor für die internationale Konkurrenzfähigkeit und damit für die Zukunftsfähigkeit der mittelständisch geprägten Branche erkannt haben.
Die Industrie für Laser und Optische Komponenten weist dabei als Keimzelle und Teilmarkt der Zukunftsbranche Optische Technologien ein besonderes Marktpotenzial auf. So liegt der Weltmarkt für Optische Technologien bei über 150 Milliarden Euro. Mehr als 100.000 Beschäftigte sind alleine in Deutschland in diesem Bereich tätig. Den Beschäftigungseffekt entsprechend der Hebelwirkung der Branche kann man angesichts der Tatsache erahnen, dass bereits heute ca. 15 Prozent der Arbeitsplätze im Verarbeitenden Gewerbe durch Optische Technologien beeinflusst werden.
Nach allgemeinen Schätzungen hält die deutsche Industrie bei den Optischen Technologien einen Weltmarktanteil von rund 25 Prozent. Bei den Laserstrahlquellen für die Materialbearbeitung liegt dieser Anteil sogar bei 40 Prozent. Das hohe Potenzial der Optischen Technologien liegt darin begründet, dass deren Anwendungsfelder selbst Zukunftsmärkte sind. Wichtige Bereiche sind dabei unter anderem die Materialbearbeitung/Produktionstechnik, die Medizintechnik inklusive Biophotonik, die Optische Messtechnik, Sensorik und Bildverarbeitung, der Bereich Beleuchtung, Displays und Projektionssysteme sowie Optische Technologien im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien oder Fototechnik & Fernoptik.
Mit der positiven Prognose für 2006 knüpft die deutsche Industrie für Laser und Optische Komponenten nahtlos an das Ergebnis des Vorjahres an. Im Jahr 2005 lag der Gesamtumsatz der Branche mit einem Wert von 4,8 Milliarden Euro um 6,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Inlandsumsatz erreichte mit einem Plus von 1,8 Prozent einen Wert von 1,5 Milliarden Euro. Im Ausland konnten die Firmen ihren Umsatz sogar um 9,5 Prozent steigern und erwirtschafteten damit einen Auslandsumsatz in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Die Exportquote lag bei 68 Prozent. Der positiven Gesamtentwicklung entsprechend lag auch die Beschäftigtenzahl in den 364 Betrieben mit 42.660 Mitarbeitern über dem Wert des Jahres 2004 (0,7 Prozent).
Export und Import
Die Exportquote von inzwischen 69 % zeigt die hohe Bedeutung der internationalen Märkte für die deutsche Industrie für Laser und Optische Komponenten. Mit einem Anteil von 58,4 % am Gesamtexport war die Europäische Union im Jahr 2005 dabei die wichtigste Zielregion der deutschen Exporte. Sowohl in den alten Mitgliedsstaaten als auch in den neuen Beitrittsländern der EU konnten im vergangenen Jahr zweistellige Zuwächse verzeichnet werden. Von zunehmender Bedeutung ist daneben der asiatische Raum, auf den 12,4 % der Ausfuhren dieser Industrie entfielen. Wie in anderen Branchen auch, macht sich hier insbesondere das starke Wachstum der Volksrepublik China bemerkbar, wo eine Steigerung der Exporte von mehr als 45 % zu beobachten war. Mit einem Anteil von 12,2 % am Gesamtexport der Branche bleibt Nordamerika eine der wichtigsten Handelsregio-nen der deutschen Unternehmen.
Bei den Importen war im Jahr 2005 ein deutlicher Rückgang der Einfuhren aus den Ländern der EU zu beobachten, auf die rund 30 % der Gesamtimporte von Lasern und Optischen Komponenten nach Deutschland entfielen. 32,5 % der Einfuhren stammten aus Asien. Noch dominieren dabei die Importe aus Japan, doch während diese im vergangenen Jahr rückläufig waren, konnte bei den Einfuhren aus China ein zweistelliges Wachstum ver-zeichnet werden. Die Einfuhren aus Nordamerika lagen in 2005 mit einem Anteil von 24,6 % etwa auf dem Vorjahresniveau. Seit einigen Jahren überwiegen die deutschen Exporte die amerikanischen Importe von Lasern und Optischen Komponenten und auch dies zeigt die hohe Konkurrenzfähigkeit deutscher Produkte.
Trends der Photonik-Industrie
Optische Verfahren sind in allen wichtigen Innovationsfeldern ein wesentlicher Treiber. Laser und optische Sys-teme sind erwachsen geworden und für viele Nutzer weniger präsent als noch vor Jahren. Nutzer denken an Lösungen, konzentrieren sich auf die Aufgabe, und dabei gehören optische Systeme zunehmend zur Normalität. Mit dem System selbst muss sich der Nutzer weniger beschäftigen, weil "Plug & Play" auch hier an der Tages-ordnung ist. Der Markt definiert die Anforderungen für eingeführte Systeme. Firmen sind vom System- zum Lösungsanbieter geworden.
Ein wichtiges Wachstumsfeld sind Diodenlasersysteme. Steigerungen der Lebensdauer stehen im Fokus der weiteren Entwicklung. Hersteller verlassen sich dabei immer weniger auf Zulieferer von Halbleiterelementen, sondern decken die gesamte Wertschöpfungskette im eigenen Haus ab. Mit der Verbreitung und Erschließung neuer Anwendungen für Diodenlaser gewinnt der Bereich Mikrooptik zunehmend an Bedeutung. Neue Anbieter erscheinen im Markt und besonders die Verfahren, die auch für Massenproduktionen geeignet sind, werden an die hohen Anforderungen der ultrapräzisen Bauteile angepasst. Die führende Stellung der deutschen Hersteller im Bereich Mikrooptik muss durch innovationsbegleitende Nor-mung flankiert werden. Weitere spannende Felder sind diffraktive Optiken, die es ermöglichen, komplexe Funktionalitäten in ein einzelnes nanostrukturiertes Bauteil zu übertragen.
Industrielle Gemeinschaftsforschung
Die industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) hat nach aktuellen Planungen weiter an Bedeutung gewonnen. Das Instrument, das bisher nur von wenigen Branchen genutzt wurde, steht vor großen Veränderungen. Erstmalig werden Gelder in diesem Jahr im freien Wettbewerb der Projekte vergeben. Optische Technologien müssen davon in besonderer Weise profitieren, weil Deutschland hier auf eine gute wissenschaftliche Basis aufbauen kann. Das Instrument IGF ist aber nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht hochinteressant. Die Projekte der Forschungsvereinigung Feinmechanik, Optik und Medizintechnik (F.O.M.) des Industrieverbandes SPECTARIS beispielsweise werden durchschnittlich von ca. 10 Firmen fachlich begleitet. Treffen dienen also immer auch dem fachlichen Austausch der Industriepartner. Die F.O.M. konnte in diesem Jahr bereits drei neue Projekte beginnen. Der rege Zulauf mit einer Verdopplung der Mitgliederzahl seit dem Neustart im Jahr 2004 belegt eindrucksvoll das große Interesse der Industrie.
Finanzierungsfragen
Mit dem Wachstum der Branche eng verbunden ist das Thema Finanzierung. Ob Startup-Finanzierung, Venture Capital oder Börsengang - nur eine solide Finanzierungsbasis garantiert langfristig das Wachstum dieser High-Tech-Industrie. Um der Finanzwelt das große Potenzial der Optischen Technologien vor Augen zu führen, veranstaltet SPECTARIS in Kooperation mit der Deutschen Börse und der DZ Bank am heutigen Tag daher zum zweiten Mal eine Analysten- und Investorenkonferenz für diesen Bereich. Im Rahmen der Veranstaltung "Deutsche Börse Spotlights: Unternehmen der Photonik-Industrie stellen sich vor", präsentieren sich sieben börsennotierte Unternehmen der Branche Optische Technologien im Rahmen der OPTATEC 2006 vor zahlreichen Vertretern der Finanzwelt. Abgerundet wird der Event durch Fachvorträge zu den Zukunftsaussichten relevanter Teilmärkte. Da zum Beispiel bei der Kreditvergabe die Beurteilung des allgemeinen Branchenumfeldes in die Bewertung mit einfließt, ist diese Veranstaltungsreihe nicht nur ein wichtiger Schritt für die größeren Unternehmen, sondern kommt letztlich auch den vielen kleinen und mittelständischen Herstellern zu Gute.
Quelle/Kontaktadresse:
Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS)
Markus Saga, Leitung, Kommunikation
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