Der Professor im Unruhestand
DLR-Planetologe Gerhard Neukum widmet sich nun der Erde
Der gerade auf dem Mars gelandete Roboter „Curiosity“ weckt die Neugier des Planetologen Gerhard Neukum: „Wir freuen uns, dass im Vorfeld zur Analyse von möglichen Landestellen auch auf unsere HRSC-Daten zurückgegriffen wurde.“ HRSC ist die Abkürzung für die High-Resolution Stereo Camera, mit der die Raumsonde Mars Express der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) seit 2003 aktuelle Aufnahmen vom Nachbarplaneten zur Erde funkt. Das Auge an Bord der Raumsonde – das Planetenforschern den Blick auf den Mars ermöglicht und „Curiosity“ gewissermaßen den Weg geebnet hat – hat Professor Gerhard Neukum geschaffen. (...)
1997 wechselte Neukum von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München im Rahmen einer gemeinsamen Berufung als Direktor an das DLR in Berlin-Adlershof und an das Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin. Seit 2002 widmete sich Gerhard Neukum ausschließlich seinen Aufgaben als Professor, führte dabei aber viele seiner DLR-Projekte in Dahlem weiter. Nun hat er die Universität in Richtung Unruhestand verlassen: Auch jenseits der 65 will er seine Expertise im Bereich der Planetenforschung und Fernerkundung einbringen. Zu groß die Faszination der Himmelskörper, zu vielfältig die nach wie vor ungelösten Fragen am Firmament, um sich vollständig zurückzuziehen.
Aktuell arbeitet Gerhard Neukum an einer modifizierten Version „seiner“ Stereo-Farbbild-Kamera. Sie soll in Flugzeugen zum Einsatz kommen, um aus Aufnahmen und genauen Messbildern der Erdoberfläche exakte Karten und digitale Geländemodelle zu entwickeln. Ein Einsatz in Island ist geplant, bei dem Gerhard Neukum gemeinsam mit dem LMU-Geowissenschaftler Ulrich Münzer Geländeaufnahmen von unter Gletschern liegenden Vulkanen machen will. Etwa zehn Prozent der rund 30 aktiven Vulkansysteme auf Island sind unter mächtigen Eisflächen versteckt. Brechen die Vulkane aus, könnte es zu verheerenden Gletscherläufen kommen. Neukums Kamera könnte hier Oberflächenmodelle mit bislang unerreichter Genauigkeit ermöglichen und damit Veränderungen am Vulkan im Zentimeterbereich für ein Frühwarnsystem dokumentieren.