Der Vogelkundler
Chemieprofessor Hans Schick mit Ornithologieleidenschaft
In der Wissenschaftsstadt sind auch Dohlen, Mauersegler, Turmfalken, Waldschnepfen oder die äußerst seltenen Steinschmätzer zu Hause. Ganz genau weiß das Hans Schick – im Hauptberuf Chemieprofessor und Geschäftsführer der ASCA GmbH.
Die Ornithologie sei nur ein Hobby, betont Schick. Seine zahlreichen Exkursionen, Teilnahmen an Zählungen, die eigene Website mit tausenden fotografierten und dokumentierten Vögeln lassen eher auf einen Fulltime-Job schließen. „Ich sehe halt nicht fern“, sagt er. Seit 60 Jahren hält die Begeisterung für die gefiederten Wirbeltiere nun schon an. Auf der Insel Poel beobachtete er damals mit seinem Bruder überwinternde Vögel aus Skandinavien. Sie sammelten Federn und bestimmten, zu wem sie gehörten. Das macht Schick auch heute noch, nur geht es indessen darum, nachzuweisen, welche Arten wo vorkommen und ob es Veränderungen in den Populationen gibt. So sieht er die zunehmende Altbausanierung kritisch: „Gebäudebrüter, wie der Haussperling oder der Mauersegler finden gerade in Berlin immer weniger Möglichkeiten zum Nestbau.“ Drei Nistkästen hat Hans Schick auch im Technologiepark Adlershof angebracht, weil er vermutete, dass hier Turmfalken und Dohlen vergeblich nach einem Ort zum Brüten suchten. Und er erinnert sich daran, dass einer davon sogar schon mal einer Entenfamilie als Wohnung diente – in ungewöhnlich luftiger Höhe.
Es begann mit Schwarzpulver
Die Liebe zur Chemie entdeckte Schick frühzeitig im Labor eines Mitschülers. Hier stellte er Schwarzpulver her und experimentierte mit Natronlauge und Wasserstoffperoxid. Schließlich führte ihn sein Wissensdrang zum Chemiestudium, über Stationen als Direktor des Zentralinstituts für Organische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, die Leitung der Abteilung Organische Synthese im Institut für Angewandte Chemie Adlershof bis zum heutigen eigenen privatwirtschaftlichen Unternehmen und etwa 120 Patenten.
Weg der Vögel
Die gleiche Portion an Freude, Disziplin und Präzision, die er für seine wissenschaftliche Arbeit einsetzt, scheint der jugendlich wirkende 71-Jährige noch einmal für sein Hobby übrig zu haben. Während einer seiner letzten Exkursionen in Spanien fotografierte er einen Flamingo, der ursprünglich in Sizilien beringt wurde. Spannend sei, dass man anhand der abgelesenen Zahlen und des regen Austauschs mit Ornithologen weltweit feststellen könne, welche Wege Vögel zurücklegen. Innerhalb der Berliner Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft beteiligt sich Prof. Schick an den jährlich stattfindenden Programmen, etwa zu zählen, wie viele Nachtigallen in der Stadt singen oder welche Wasservögel es an den Berliner Seen gibt. Und dann fällt es ihm leicht, Anzug und Büro gegen eine zünftige Ornithologenkluft mit Hut, Profikamera und Stativ zu tauschen.