„Der Zugang zu Informationen ist ein Grundrecht“
Das Start-up aureka ermöglicht es, mit künstlicher Intelligenz Archive zu durchsuchen
„Ich bin Historikerin und habe für meine Promotion viel mit audiovisuellen Medien in unzähligen Archiven geforscht“, erzählt Cecilia Maas. „Da habe ich gemerkt, dass die Erschließung und damit auch der Zugang sehr schwierig sind. Denn mal eben 4.000 Stunden Originalaufnahmen anzuhören, um einige wenige wichtige Stellen zu finden, war einfach nicht möglich.“
Zusammen mit dem Wirtschaftsinformatiker Felix Mertineit und einer Handvoll Gleichgesinnter hat die junge Frau eine Lösung gefunden. Und noch in diesem Jahr heben sie ihr gemeinsames Start-up aureka aus der Taufe. „Wir nutzen künstliche Intelligenz (KI), um Tonaufnahmen aller Art zu transkribieren und unsere Kunden bei der Erschließung zu unterstützen.“ Das funktioniert in etwa so: Ein Archiv lädt beispielsweise seine Aufnahmen von Radiosendungen aus den 1960er oder 1970er Jahren zu aureka hoch. Die KI verwandelt das gesprochene Wort in einen Text. „Dirty Transcript“ nennt Cecilia Maas das. Denn auch wenn die Spracherkennung in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht hat, ist sie doch noch nicht perfekt. Hier darf der Nutzende nach Belieben nachschärfen. Doch oft genügt es schon, die wissenschaftlich wertvolle Nadel im Heuhaufen zu finden. Und dabei hilft die KI ebenfalls. Denn sie erstellt automatisch einen Inhaltsüberblick, generiert eine Liste von Personen, über die gesprochen wurde, oder von Orten, die im Radiobeitrag vorkamen. „Das hilft unseren Nutzerinnen und Nutzern enorm, an den richtigen Stellen nach den gewünschten Inhalten zu suchen“, sagt Maas.
Mit ihrer Idee hat sie an einem Wettbewerb der Freien Universität Berlin teilgenommen. Dadurch entstand der Kontakt zur Gründungsförderung Profund Innovation und die Motivation, sich auf ein Stipendium zu bewerben und damit ihr Projekt aus der Forschung in die Wirtschaft zu transferieren. „In der Forschung wird zwar viel Software entwickelt, meist aber nur für ein spezielles Projekt. Und läuft die Förderung aus, werden die Programme oft nicht mehr gepflegt“, erzählt sie. „Wir wollten hingegen etwas, dass breit benutzt werden kann und das sich mit der Zeit immer weiterentwickelt. Wir wollen den Fortschritt der neuen Technologien auch in den Bereich der Wissensproduktion und des kulturellen Erbes bringen.“
Seine Kunden sieht das Gründungsteam überall dort, wo in großen audiovisuellen Medienbeständen recherchiert werden soll. Archive, Bibliotheken und Museen zum Beispiel. Aber auch Radio- oder Fernsehsender. Sogar die Politik könne ihrer Meinung nach davon profitieren – zum Beispiel, wenn sich Referentinnen und Referenten nicht mehr durch stundenlange Aufnahmen von Parlamentssitzungen hören müssen. Und natürlich steht die Wissenschaft ganz oben auf der Wunschliste der Gründerin. „Wer zum Beispiel für seine Abschlussarbeit viele Interviews geführt hat, wäre bei unserem Service gut aufgehoben“, sagt sie. „Natürlich wäre es toll, wenn die Universitäten Lizenzen für ihre Mitarbeitenden und Studierenden zur Verfügung stellen würden.“
Eine soziale Dimension, versichert Cecilia, sei schon von Anfang an ein fester Bestandteil von aureka. „Wir denken, dass der Zugang zu Informationen ein Grundrecht ist“, sagt sie. „Das wird in erster Linie durch Institutionen garantiert, aber Technologien können eine wichtige Rolle spielen. Mit unserem Unternehmen und unserem Produkt wollen wir die Institutionen bei den Herausforderungen unterstützen, die beim Zugang zu Informationen entstehen.“ Aktuell steckt das Team aus Geisteswissenschaftlern und Informatikerinnen noch mitten im Betatest. Der offizielle Launch ist für August angesetzt. Bis dahin wird auch der Gründungsprozess geschafft und aus dem Forschungstransferprojekt ein waschechtes Start-up geworden sein.
Kai Dürfeld für POTENZIAL
Kontakt:
aureka
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