Ein Ort für persönlichen Austausch
Matthieu Voss möchte das Charlottenburger Gründungszentrum zu einem Public Space entwickeln
Kürzlich gab es einen Wechsel in der Leitung des Charlottenburger Gründungszentrums CHIC. Matthieu Voss ist mit seinen Ideen eingezogen. Wer ist der Neue und welche Vision verfolgt er mit dem CHIC?
Seinen Job habe er bewusst ohne Erwartungen angetreten, verrät der neue Chef des CHIC. In der klassischen Unternehmensberatung sei das eine typische Herangehensweise. „Begegne jedem neuen Projekt unvoreingenommen und beginne mit einer Bestandsaufnahme“, sagt Matthieu Voss. „Schau an, was gut funktioniert und was nicht. Erschaffe daraus eine Vision.“ Die Basis seiner Vision für das Zentrum ist Innovation. Und die kann seinem Verständnis nach nur im persönlichen Austausch entstehen.
„Es ist ein riesiger Unterschied, ob sich Menschen mit anderen anonym auf irgendeiner Plattform treffen oder von Angesicht zu Angesicht austauschen“, bringt er seine Philosophie auf den Punkt.
Zu einem solchen Ort des persönlichen Austauschs will Matthieu das CHIC nun machen. Noch vor dem Jahreswechsel hat er das erste Puzzleteil auf dem Weg bereits gesetzt: eine Pop-up-Cafeteria. Möbel wurden bei einem großen schwedischen Einrichtungshaus um die Ecke besorgt.
„Start-ups sind bereit, alte Wege zu verlassen und etwas Neues aufzubauen.
Das fasziniert mich jedes Mal.“
Nun laden gemütliche Sessel zum Verweilen ein. „Wir haben über 50 innovative Unternehmen. Hier können unsere Gründerinnen und Gründern gemütlich bei einem Kaffee miteinander ins Gespräch kommen“, freut er sich.
Wie Start-ups ticken und was ihnen unter den Nägeln brennt, weiß er genau. Bereits während seiner Promotion hat der Politikwissenschaftler in verschiedenen Beratungsunternehmen gearbeitet. Zuerst im Public Sector, also der regierungsnahen Beratung. Später richtete er den Fokus auf Themen wie Finanzierung und Organisation. Und begann damit, junge Unternehmen zu beraten. „Als Freelancer habe ich Hunderte von ihren ersten Tagen an begleitet“, sagt er. „Auch als Programmdirektor und Lead Coach der Berlin Startup School war ich für die Jungunternehmer:innen da.“
An Start-ups fasziniert ihn vor allem das Brechen mit Altem und das Erschaffen von Neuem. „Ich hatte in meiner früheren Beratungstätigkeit sehr viel mit dem öffentlichen Dienst zu tun“, sagt er. „Daher weiß ich, wie es ist, in starren Strukturen zu verharren.“ Gründer:innen hingegen sind bereit, alte Wege zu verlassen. Oft fangen sie bei null an. Schaffen etwas Eigenes und manchmal etwas noch nie Dagewesenes. „Dass jemand nach dem Studium oder der Ausbildung nicht den doch recht sicheren Angestelltenjob mit festem Gehalt wählt, sondern etwas Neues aufbaut, das gefällt mir und fasziniert mich.“
„Wir werden aus dem Center in gewisser Weise einen Public Space machen.“
Die Pop-up-Cafeteria werde erst der Anfang sein, meint er. Bei Pizza und Bier wird es alle drei Monate Gelegenheit geben, sich zwanglos auszutauschen. Auch Meetups mit externen Gästen sollen das Leben im CHIC bereichern. „Wir werden aus dem Zentrum in gewisser Weise einen Public Space machen“, sagt Voss. Dass dies natürlich nur mit dem gesamten Team im Rücken geht, weiß er genau. Deshalb begann das neue Jahr auch gleich mit einem Strategieworkshop. Vision und Mission standen auf der Tagesordnung. „Was ich da vorhabe, ist schon ein ziemlicher Kulturschock. Und praktisch auch ein Organisationsschock“, sagt er. „Da muss ich das Team hinter mir wissen.“
Kai Dürfeld für POTENZIAL
WISTA-Innovations- und Gründungszentrum CHIC