Feinstes Gehör für alles, was strömt
Die Marzahner FLEXIM GmbH ist Marktführer auf dem Gebiet der berührungslosen Durchflussmessung mittels Ultraschall
Bei hochpräzisen Durchflussmessungen mit Ultraschall spielt die FLEXIM Flexible Industriemesstechnik GmbH international in der ersten Liga. Das Marzahner Unternehmen ist seit seiner Gründung vor 30 Jahren von vier auf über 400 Mitarbeitende gewachsen – und ist heute sogar in der Lage, Gase, Druckluft oder Dampf berührungslos per Ultraschall zu messen.
Vier junge Kerle, frisch von der Universität und eine Erdgeschosswohnung im Friedrichshain. So begann vor 30 Jahren, was mittlerweile zu einem weltweit gefragten Spezialisten für die eingriffsfreie Messung von Stoffströmen mit 420 Mitarbeitenden gereift ist. Allein hier im schmucken Hauptsitz gehen tagtäglich 250 Flexim-Beschäftigte ein und aus. Die beiden drei- und vierstöckigen Gebäudequader mit hölzerner Fassade sind ein echter Hingucker im Gewerbepark Marzahn.
Geschäftsführer Jens Hilpert gehörte im April 1990 zum Gründerteam. „Wir haben das Unternehmen noch mit Ostmark gegründet“, erzählt er. Ein Jahrzehnt lang hatten sie an ihren Unis in Rostock und Berlin ein Verfahren zur berührungslosen Durchflussmessung mit Ultraschall entwickelt.
Die Firmengründung gab ihnen in der turbulenten Wendezeit eine Richtung – auch wenn Hilpert sich damals nicht hätte träumen lassen, was aus dem Start-up im Friedrichshainer Erdgeschoss geworden ist. „Wir haben ohne große Planung einfach losgemacht und hatten erst nur den ostdeutschen Markt im Blick“, schmunzelt er. Heute ist FLEXIM ein globaler Marktführer im Bereich Durchflussmessung.
Was seit den Anfängen geblieben ist, ist die Spezialisierung auf Ultraschallmessungen strömender Medien. Das können Flüssigkeiten, Gase oder neuerdings auch Dämpfe sein. Die von außen an Rohren befestigten Ultraschallsensoren ermitteln unabhängig von der Durchflussrichtung, von Druckspitzen, Verwirbelungen oder pulsierenden Durchflüssen präzise, welche Menge eines Mediums den Messpunkt passiert.
Hauptabnehmer ist der Energiesektor. Das Anwendungsspektrum reicht hier von der Öl- und Gasförderung über Raffinerie-, Lager- und Transportprozesse fossiler Brennstoffe bis hin zum Einsatz in solarthermischen Kraftwerken. Allerdings arbeitet Flexim an der Diversifizierung der Zielmärkte. „Das Öl- und Gasgeschäft ist ausgesprochen volatil – und mittelfristig steht der Umstieg auf erneuerbare Energien an“, erklärt Hilpert. Längst hat sein Unternehmen in weiteren Branchen Fuß gefasst. Nahrungsmittel, Pharma, Papier und Zellstoff, Halbleiter – und jüngst ist im Zuge der Corona-Pandemie die Nachfrage im Gesundheitssektor sprunghaft gestiegen. Kliniken installieren die Flexim-Messtechnik an Sauerstoffleitungen, um Echtzeit-Verbrauchsdaten zu ermitteln und die verfügbare Menge an Sauerstoff optimal verteilen zu können. Da von außen gemessen wird, droht dabei keinerlei Kontamination des medizinischen Sauerstoffs.
Während es hier um Leitungsdurchmesser im Millimeterbereich geht, hat Flexim jüngst bei einem Wasserversorger in Manila auf den Philippinen bewiesen, dass die Ultraschall-Messtechnik auch Rohren anderer Kaliber gewachsen ist: Durch 20 Zentimeter starke Betonwände eines Rohres von 3,20 Metern Innendurchmesser haben vier Sensoren der Marzahner präzise gemessen, wie viel Trinkwassermenge es durchströmt. Größenordnung: 200 Millionen Liter pro Tag.
Damit die Durchflussmessung der Fluide, Gase und Dämpfe auch unter schwierigsten Bedingungen präzise Werte liefert, kommt es darauf an, jegliche Störgeräusche und den Einfluss der Strömungsprofile zu erfassen, um sie aus den gemessenen Signalen heraus zu rechnen. „Um dabei immer besser zu werden, treiben wir Forschungsprojekte mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt voran“, erklärt Hilpert. Deren Charlottenburger Durchflussnormalprüfanlage biete dafür in Verbindung mit moderner laseroptischer Messtechnik optimale Bedingungen. Hier – man hört es leicht heraus – schlägt sein Herz höher. Als Messtechniker liegt Hilpert an Präzision. „Unser Ziel ist es, die Technologie weiterzuentwickeln. Das Geld ist nur Mittel zum Zweck“, sagt er. Es muss genau diese Denke sein, die aus Viermannbuden globale Technologieführer macht.
Von Peter Trechow für Potenzial – Das WISTA-Magazin