Garantiert Frischfleisch
Wie mit einer Pistole zielt der Kontrolleur mit seinem Scanner auf den Schweinebraten. Der kleine aber feine Unterschied: Er wird kein Loch im Fleisch hinterlassen. Stattdessen reflektiert das Laserlicht und enthält dabei eine Fülle von Informationen über den Zustand des rohen Bratens.
Längst ist eine solche Szene keine Zukunftsvision mehr. Unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) haben Forscher in dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekt FreshScan einen Frischfleischscanner entwickelt. Einen entscheidenden Anteil hat das Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik in Adlershof (FBH). Martin Maiwald und seine Kollegen haben dort zwei winzige Laserlichtquellen für den Scanner entwickelt – robust und energiesparend für den täglichen Einsatz. Mit dem Licht spezieller Wellenlänge sind die Forscher von FreshScan den chemischen Veränderungen auf der Spur, die zum Beispiel in den Eiweißen bei Reif- und Alterungsprozessen des Fleisches ablaufen. “Für Schweinefleisch funktioniert das schon gut”, sagt Maiwald. Nun sind die Forscher dabei, das auch auf andere Sorten zu übertragen.
Auf ähnliche Weise lässt sich auch die Frische von Obst und Gemüse messen, ihr Reifegrad beurteilen und wichtige Inhaltsstoffe bestimmen. „Dank der Mikrosystemtechnik werden solche Geräte billiger und handlicher und können künftig auch mobil zur zerstörungsfreien Kontrolle in Produktionsbetrieben eingesetzt werden“, sagt Martin Geyer, Leiter der Abteilung Technik im Gartenbau am Leibniz-Institut für Agartechnik Potsdam-Bornim e.V. Lichtquellen, die früher ganze Tische füllten, sind heute nicht größer als eine Büroklammer. Kleine Sensoren mit Funk- und Speichereinheit können sogar in Früchte eingepflanzt werden, um beispielsweise die Stoßbelastung auf dem Weg vom Baum zum Verbraucher zu analysieren. So können der Transport optimiert und Qualiätseinbußen vermieden werden. „Diese Entwicklungen können potenziell die gesamte Produktionskette überwachen“, sagt Geyer. Bereits bei der landwirtschaftlichen Produktion könnten sie den Wasser- oder Düngemittelbedarf erkennen. Und als intelligente Etiketten an Lebensmittelverpackungen sollen sie Lager- und Transportbedingungen wie Feuchtigkeit und Temperatur lückenlos registrieren. Damit Gammelfleischskandale der Vergangenheit angehören.
Dr. Uta Deffke