Koordinierter Wissenstransfer
Rawad Chammas und Mirjam Landowski bringen wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis und treiben die Transferprojekte der WISTA voran
„Der Technologietransfer ist in der DNA des Technologieparks Adlershof fest verankert“, sagt Rawad Chammas. Die Ur-Idee war es, technologisches Know-how aus der Akademie der Wissenschaften Ost in junge Unternehmen zu überführen. Bis heute sind die Wege des Wissens zwischen den Forschungsinstituten und den gut 1.200 Unternehmen am Standort kurz. Chammas und seine Kollegin Mirjam Landowski geben sich damit nicht zufrieden. Sie sind dabei, den koordinierten Transfer von State-of-the-art-Wissen aus der Forschung in die WISTA-Praxis ans Laufen zu bringen. Beide sind bei der WISTA Management GmbH tätig – sie als Referentin der Geschäftsführung, er als Referent für Technologietransfer – und treiben parallel ihre Promotionen voran.
Beide warten nicht mehr ab, dass das Wissen den Weg zum Standort findet, sondern holen es direkt im Wissenschaftsbetrieb ab. Bei Mirjam Landowski sprudeln die Ideen für solche Transferprojekte: Wie wandelt sich die Arbeitswelt seit Corona? Wie gehen Studierende die aktuelle Idee eines Innovationskorridors auf der Achse Berlin – Lübben/Lübbenau – Cottbus an? Landowski hat dazu mit ihrem Team zwei Projekte aufgesetzt, in denen ein Lehrstuhl für Stadt- und Regionalentwicklung der Technischen Universität Berlin mitwirkt. Studierende haben ähnliche Korridore in aller Welt gesucht, analysiert und die Vorbilder auf Berlin übertragen, um konkrete Ideen für die Verbindung zur Lausitz zu entwickeln. Vieles ist eingeflossen: lebenswerter Wohnraum, Schulen, Verkehrsanbindung sowie ein neuer Technologiepark in Cottbus und wohnortnahe Coworking-Spaces auf der Strecke. Darin könnten Adlershofer Unternehmen flexible Büroflächen mieten, damit ihre Beschäftigten auf dem Land leben – aber dennoch kurze Wege haben und enge Verbindung halten können.
In anderen Transferprojekten wird nach Ideen für die Digitalisierung des Handwerks gesucht und dafür der Status quo in Handwerksbetrieben analysiert. So werden sperrige Begriffe wie „Mensch-Technik-Interaktion“ zur konkreten Hilfe für Praktiker:innen, deren eng getakteter Alltag kaum Zeit für Blicke über den Tellerrand lässt. Landowski, die Psychologie und Wirtschaftsingenieurwesen studiert hat, berichtet von weiteren Projekten: Hier geht es um Smart City in Adlershof, da stellt sie Überlegungen zu physischen, psychologischen und architektonischen Aspekten des hybriden Arbeitens an. Es geht nicht allein um den Transfer, sondern darum, diesen Transfer für alle Beteiligten gewinnbringend zu gestalten. „Die Studierenden arbeiten an Themen, für die sie brennen und schärfen ihr theoretisches Wissen an der Realität. Und die WISTA lässt das generierte Wissen in Projekte einfließen, die ohnehin geplant sind“, sagt sie. Im Zuge der Projekte entstehen Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten. Und zugleich werden aus Studierenden praxiserprobte Expertinnen und Experten, von denen so manche in die Reihen der WISTA wechseln.
Die Pandemie war in einigen Fällen – wie der hybriden Arbeitswelt 4.0 oder dem Innovationskorridor – ein Katalysator. Doch laut Maschinenbauer Chammas hat sie sich meist als Transferbremsklotz erwiesen. Er sucht systematisch neue Pfade und Formate, die dem Wissensaustausch auf die Sprünge helfen. Es geht ihm um die soziale Dimension von Forschung, um das Spannungsfeld zwischen Intrapreneurship in Instituten und Unternehmen auf der einen Seite und dem Trend zu Ausgründungen auf der anderen. Wissen springt dabei von Instituten in Unternehmen, aber immer auch von Kopf zu Kopf. In einer Zeit, in der junge Forschende zuhauf Spin-offs gründen, zerfällt der Elfenbeinturm. Grenzen zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und vermarktbarem Know-how schwinden. Doch nicht allen Forschenden liegt das Unternehmer:innentum. Wer im Wissenschaftsbetrieb bleiben möchte oder noch studiert, kann Wissen in Partnerschaften mit Start-ups teilen. Der Transfer würde so neben der Lehre, Forschung und Beratung zur starken vierten Säule der Wissenschaft. Und zudem wird die Arbeit an den Instituten aufgewertet, wo Intrapreneurship neue Karrierechancen und Entwicklungsperspektiven schafft.
Chammas‘ technischer Hintergrund versetzt ihn in die Lage, auf Augenhöhe mit Forschenden und Technologie-Start-ups zu sprechen. Es möchte Köpfe für den Transfer begeistern, Bewusstsein für ungenutzte Potenziale schaffen, Start-ups und etablierte Unternehmen am Standort beflügeln. „Es gibt keinen Königsweg. Wir werden experimentieren, um passende Formate, Räume und Architekturen für den kreativen Austausch zu entwickeln“, erklärt er.
Von Peter Trechow für POTENZIAL
Kontakt
Mirjam Landowski
Referentin der Geschäftsführung
WISTA Management GmbH
+49 30 6392-2398
landowski(at)wista.de
Rawad Chammas
Referent für Technologietransfer
WISTA Management GmbH
+49 170 4433148
chammas(at)wista.de