Ministerin in virtueller Realität angekommen
Renate Schmidt besuchte Fraunhofer FIRST in Adlershof
Am 3. November 2004 besuchte die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Renate Schmidt, das Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST in Adlershof. Im Rahmen des Besuchs fand ein Rundgang durch die Labore des Instituts statt, bei dem FIRST-Wissenschafter das 3-D-Labor (X-Rooms(tm)), das Berlin Brain-Computer Interface (BBCI), sowie ein interaktives Netzwerk zur Unterstützung der Kinderbetreuung (BestFriends), demonstrierten. Anlass des Besuchs war das Interesse der Ministerin am gegenwärtigen Forschungsstand im Bereich der Informatik. "Seit ich vor rund 25 Jahren den Beruf der Systemanalytikerin gelernt habe, hat sich dieser Bereich in einer unglaublichen Geschwindigkeit entwickelt", so Bundesministerin Renate Schmidt. "Ohne die Bahn brechenden Neuerungen im Bereich der Computertechnologien sähe unser Alltag anders aus: Wir würden weder Internet noch E-Mails so selbstverständlich nutzen, weder Reisen noch Bücher im Internet kaufen, keine hoch spezialisierten Programme in allen wissenschaftlichen Bereichen kennen und erst recht nicht unsere Steuererklärungen elektronisch machen."
Auf ihrem Rundgang stieg die Ministerin zunächst dem Reichstag aufs Dach - zum Glück nur virtuell. Möglich ist dies im 3-D-Labor von Fraunhofer FIRST, einer der wenigen Installationen in Deutschland, die mit fünf Projektionswänden einen kompletten virtuellen Raum darstellen können und so einen realitätsgetreuen Eindruck ermöglichen. "Wir sind stolz darauf, dass wir als eine der ersten Forschungseinrichtungen eine komplett PC-basierte Virtual-Reality-Umgebung entwickelt haben und VR damit auch in kleine und mittelständische Unternehmen bringen können", erläuterte FIRST-Institutsleiter, Prof. Dr. Stefan Jähnichen.
Highlight des Rundgangs war das Berlin Brain-Computer Interface - eine innovative Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer. Mittels eines herkömmlichen EEGs, wie es im klinischen Alltag verwendet wird, werden Gehirnströme ausgewertet und in Steuersignale, z. B. für die Bewegung eines Cursors auf dem Bildschirm umgewandelt. Die Fraunhofer-Forscher präsentierten, wie Versuche im BCI-Labor von Fraunhofer FIRST durchgeführt werden und wie z. B. zwei Versuchspersonen mit Hilfe des BCIs gegeneinander einfache Computerspiele (sog. Brain-Pong) spielen können. Anwendungsmöglichkeiten für das BCI liegen im medizinischen Bereich, z. B. in der Entwicklung von Kommunikationsgeräten für Schwerkranke oder in der Prothesensteuerung - darüber hinaus in der Steuerung von Computerspielen oder in Sicherheitstechnologien im Automobil.
Nicht zuletzt stellten Wissenschaftler des Instituts ihre Vision für ein interaktives Netzwerk zur Unterstützung der Kinderbetreuung vor. "Den richtigen Babysitter oder die richtige Betreuungseinrichtung für die eigenen Kinder zu finden, ist nicht nur eine Frage des Angebots, sondern vor allem des Vertrauens," erläuterte Prof. Jähnichen. "Daher läuft die Vermittlung bisher in erster Linie auf privatem Wege und von Hand zu Hand. Wir sind der Meinung, dass moderne Internettechnologien zum Aufbau von privaten Netzwerken, sog. Communities, diese Form der Vermittlung unterstützen und auf eine breitere Basis stellen können." Ob eine derartige Plattform aufgrund ihrer breiten Akzeptanz bei bisherigen Communities auch in der institutionalisierten Kinderbetreuung eingesetzt werden kann und wie dies technologisch realisiert werden könnte, wurde zum Abschluss des Rundgangs diskutiert. "Wir freuen uns über die Gelegenheit, die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten unserer Forschungsarbeit präsentieren zu können, und hoffen, dass sich daraus weitere Diskussionen und gemeinsame Projekte ergeben," sagte Prof. Jähnichen zum Abschluss der Veranstaltung. "Informations- und Computertechnologien sind Zukunftstechnologien, deshalb ist ihre Weiterentwicklung so wichtig. Wir brauchen innovative Technik um zukunftsfähig zu bleiben", so Bundesministerin Renate Schmidt. "Wenn wir diese jetzt auch für die Vermittlung von Kinderbetreuung einsetzen, bringt uns diese Technologie ein weiteres Mal einen sinnvollen und praktischen Nutzen - das freut mich doppelt: Als Systemanalytikerin und als Familienministerin."
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern die Leiterin der Presse und Öffentlichkeitsarbeit von Fraunhofer FIRST, Mirjam Kaplow, Tel.: 030/6392-1823