Mit dünnen Schichten dick im Geschäft
Solarzellenproduktion bei Global Solar Deutschland gestartet
Die Global Solar Energy Deutschland GmbH produziert neuerdings innovative Dünnschicht-Solarzellen in Adlershof. Bald schon sollen 100 Mitarbeiter rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche Sonnenkollektoren herstellen. Das ist so ungewöhnlich wie das Produkt selbst, das ohne immer rarer werdendes Silizium auskommt.
Fast wie eine frische Tageszeitung rollen die Solarzellen in langen Bändern aus der speziellen Druckmaschine. Es sind hauchdünne Zellen, die später Sonnenstrahlen in Strom umwandeln werden. Hinter ihnen liegt ein äußerst diffiziler Produktionsprozess, den sie in der jüngsten Anlage auf dem Gelände des Technologieparks Adlershof durchlaufen.
Volle Auftragsbücher für fünf Jahre
In dem hochmodernen rund 30 Millionen teuren Werk der Global Solar Energy Deutschland GmbH fertigen seit Januar 2009 die Mitarbeiter rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche Solarzellen. Noch im April 2007 waren gerade mal vier Angestellte auf dem Gelände unterwegs, mit dem Produktionsstart zum 1. Oktober 2008 arbeiteten gut 60 im Drei-Schicht-Betrieb, und demnächst werden es 100 sein. Auf Halde wird hier nicht produziert. Die Berliner Solon AG, Hersteller von Solarmodulen und -großkraftwerken, nimmt in den ersten fünf Jahren 80 Prozent der Gesamtproduktion ab, der Rest geht meist ins Ausland.
Einen besseren Start kann sich Ronald Erdmann, technischer Geschäftsführer von Global Solar, nicht wünschen: „So müssen wir als junges Unternehmen nicht alle Kraft auf die Akquise verwenden und können verstärkt forschen und entwickeln.“ Denn das Thema Energieausbeute ist längst noch nicht ausgereizt. Kurze Wege bei der Kooperation mit Forschern, etwa vom Helmholtz Zentrum Berlin, war daher auch ein Beweggrund für die US-amerikanische Mutter Global Solar Energy Inc. aus Tucson/Arizona, warum sie den einzigen europäischen Standort in Adlershof gegründet hat.
Biegbare Solarzellen
Attraktiv ist auch das im Technologiepark geplante „Zentrum für Dünnschicht- und Nanotechnologien in der Photovoltaik“. Denn Global Solar hat sich auf Dünnschichtsolarzellen spezialisiert und treibt eine neuartige Technologie voran: „Wir verwenden das Material Kupfer-Indium-Gallium-Selenid, kurz: CIGS. Damit sind wir nicht auf knappes Reinstsilizium angewiesen, was die Solarzellen im Vergleich zu konventionellen deutlich günstiger macht“, erklärt Erdmann. Dabei wird die fotoaktive Schicht auf eine flexible Folie aus Edelstahl aufgebracht. Womit sich eine weitere Besonderheit ergibt: Die Solarzellen lassen sich biegen.
Auf Autodächern Sonnenstrahlen einfangen
„Damit erschließen sich ganz neue Marktpotenziale“, frohlockt Steffen Schuler, der die Technologie- und Entwicklungsabteilung leitet. Die Sonnenkollektoren könnten wie Dachpappe ausgerollt, in Dachziegel oder in Fassaden integriert werden, was Architekten und Häuslebauer erfreuen dürfte. Noch muss eine robuste Verkapselung entwickelt werden, sagt Schuler, der dieses Ziel fest im Blick hat. „Denkbar wäre sogar, damit Autodächer zu versehen“, wirft er einen Blick in die Zukunft. Fest steht schon jetzt, dass der Wirkungsgrad mit zehn Prozent für eine Dünnschichtzelle sehr gut ist – eine konventionelle Zelle erreicht 13 bis 15 Prozent.
Mit diesem Technikvorsprung versucht Hauptabnehmer Solon im Dünnschicht-Bereich und auf dem US-amerikanischen Solarmarkt Fuß zu fassen. Auch deshalb hat Solon eine strategische Beteiligung von 19 Prozent an Global Solar Energy Inc. erworben. Nun sind beide Firmen in Adlershof unter einem Dach vereinigt.
„Eine glückliche Konstellation“, freut sich Ronald Erdmann. Und für ihn komplettes Neuland. Der studierte Maschinenbauer hat 18 Jahre lang für den Rasierklingenhersteller Gillette in Berlin gearbeitet, ist einer der Väter des 3-Klingen-Nassrasierer-Turbos „Mach3“ und war zuletzt Leiter der Klingenfertigung. „Dort hätte ich alt werden können, zumal Friseure immer Konjunktur haben“, lacht der 46-Jährige. Doch er hat eine neue Herausforderung gesucht, weswegen er nicht lange überlegen musste, als ihm der Job in Adlershof angetragen wurde.
Er macht sich keine Illusionen darüber, dass das kommende Konjunkturtief auch für Wolken am Himmel der Solar-Branche sorgen könnte. Doch er blickt ungeachtet aller gesamtwirtschaftlich trüben Aussichten überwiegend heiter in die Zukunft. Denn die gehöre ganz klar Erneuerbaren Energien. Sein Credo: „Das ist Energie for free!“