Porträt auf dem Münzrand
Der Berliner Laser-Spezialist Heinz Kieburg hat den Beruf zum Hobby gemacht
Fast so lange wie es das Laser-Licht gibt und es zur Materialbearbeitung eingesetzt wird, hat es auch das Leben des Berliner Physikers Dr.-Ing. Heinz Kieburg bestimmt. Porträt eines Praktikers, der mit fast 60 noch Unternehmer wurde und es ablehnt, sich auf Rente und Garten vorzubereiten.
Der Weg ins selbstbestimmte Berufsleben begann für den Festkörperlaser-Spezialisten Dr.-Ing. Heinz Kieburg spät und wie in einer dieser Geschichten, die Stoff für Biografien und Filmporträts liefern. Immerhin: Nicht die Garage, sondern einen kleinen Arbeitsraum in einem Adlershofer Keller nutzend, hat der Berliner Physiker seinen ersten modernen Nachwende-Laser zusammen gebaut, weitgehend eine Eigenkonstruktion.
Das war vor einigen Jahren, Kieburg ging damals schon stramm auf die 60 zu. Kein Gedanke ans Seniorendasein, jedoch Wille und Mut für noch einen Neuanfang. Ohne Gewissensbisse zerschlug der Experte für Feinmechanik und Optik (Diplom) sowie Laser-Technologie (Promotion) sein Sparschwein. Er steckte das Geld in den Bau des Festkörperlasers, ohne den die eigene kleine Firma nicht hätte durchstarten können. Denn Kieburg verkaufte die "bis in die Gegenwart problemlos arbeitende Beschriftungsanlage" an ein Solinger Unternehmen. Die mit dem Deal erwirtschafteten Mittel reichten für einen weiteren solchen Eigenbau-Laser und die Betriebsgründung gerade aus.
Die ersten Bearbeitungslaser 'made by kieburg' waren das allerdings nicht. Bereits in den 70er Jahren hatte er gemeinsam mit Kollegen in Teltow einen gepulsten Laser entwickelt und montiert. Eine schwierige Angelegenheit, wie er sich noch heute schmunzelnd erinnert, vor allem weil die Blitzlampe dafür aus dem Westen "irgendwie" beschafft werden musste. Dann, Ende der 80er Jahre, richtete er für die Akademie der Wissenschaften in Adlershof ein Laser-Bearbeitungszentrum ein. Die Wende stoppte Vorhaben und Arbeitgeber.
Der Praktiker suchte sich einen neuen Job. 1998, nun schon 57jährig, wollte er es noch einmal wissen. Vor Ort, im neuen Wissenschafts- und Technologiepark, gründete er die Laser-Mikrotechnologie GmbH. "Die Firma begann - mit wenig Geld aber Berliner und Brandenburger Kunden aus der Feinmechanik, Optik, Medizintechnik sowie dem Maschinen- und Werkzeugbau - als reiner Lohnveredler", resümiert Kieburg nüchtern. Er, die beiden Mitarbeiter und derzeit zwei Praktikanten beschriften mit Hilfe von Laseranlagen inzwischen für Auftraggeber aus mehreren Bundesländern Industrieerzeugnisse wie medizinische Instrumente, Frontplatten, Schilder und Autoteile sowie Werbeartikel; setzen die moderne Gerätetechnik aber auch zum hochpräzisen Schneiden und Schweißen von Metallen und Kunststoffen und zum Fräsen technischer Keramik ein.
In seiner nun nicht mehr ganz neuen Unternehmerkarriere hat der heute 62-Jährige gut zu tun. Vor allem vor Festtagen sind unterschiedlichste Firmengeschenke zu beschriften, von edel bis einfach, ausgefallene Kundenwünsche inklusive. Doch mit reinem Broterwerb hat sich Kieburg nie zufrieden gegeben. Er sucht die Herausforderung. "Die uns gestellten Aufgaben sind im Laufe der Zeit immer anspruchsvoller und komplizierter geworden. Also mussten wir unsere Technik verbessern und weiterentwickeln." Eine Laserbearbeitungsstation beschaffte er sich gebraucht, eine weitere - zum Schweißen - montierte er aus älteren Komponenten zusammen. Schließlich konnte er beispielsweise Schrifthöhen von lediglich einem viertel Millimeter bis hin zu mehreren Zentimetern realisieren.
Tatsache ist: Für den ansonsten begeisterten Segler ist die Beschäftigung mit der praktisch etwa um 1960 begründeten Lasertechnik seit langem wichtigstes Hobby. Ihm widmet er den Großteil seiner Freizeit.
Die Umsetzung seiner jüngsten Idee, mit einer weiteren Eigenbauanlage in noch viel kleinere Bearbeitungsbereiche vorzudringen, scheiterte zunächst am passenden Hauptbauteil. Kieburg fand bei seinen Versuchen heraus, dass er statt mit der infraroten mit einer im ultravioletten Bereich arbeitenden Strahlquelle ans Ziel kommen müsste. Eine solche jedoch sei schwer zu beschaffen gewesen, sagt er. "Dann aber bekamen wir die Neuentwicklung eines benachbarten Adlershofer Produzenten in die Hand, die Grundlage für unser Lasermaterial-Beschriftungssystem LMBS UV 150."
In diese Anlage, die feinste Strukturen im tausendstel-Millimeterbereich - nur unter dem Mikroskop sichtbar - auch auf Glas und Siliziumplättchen herausarbeiten kann und "ohne Kühlwasser an jeder Steckdose funktioniert", hat der Firmenchef seine Gewinne der letzten Jahre investiert. Ein engagierter Mitarbeiter half ihm bei der Entwicklung der aufwändigen Software und eines Teils der Elektronik. "Das Gerät kann feinste Schriften und Grafiken ebenso auf Metall und Kunststoff erzeugen, filigran Folien schneiden und Glas bohren", sagt der Tüftler. Zudem sei es in der Entwicklung mikroelektronischer Schaltungen für lithografische Arbeitsschritte einsetzbar.
Zwar will Kieburg nun die neue Anlage bundesweit vermarkten. Doch ein Profi auf diesem Gebiet kann er nicht auch noch sein. Zudem fehlt ihm das Geld für große Werbeaktionen. Immerhin konnte er im Sommer auf die Leistungsfähigkeit des Systems während der diesjährigen Münchener Laser-Messe mit einer kleinen Attraktion aufmerksam machen: Dort laserte er zuvor digital aufgenommene Besucherporträts originalgetreu auf den Rand von Ein-Cent-Münzen. Die Abbildungen sind erheblich kleiner als ein Streichholzkopf und im präzisen Detail nur mit der Lupe zu erkennen. So mancher Messegast habe sich davon fasziniert gezeigt, freut sich der bodenständige Berliner noch heute über seinen Gag.
Kontakt
Dr. Heinz Kieburg
Laser Mikrotechnologie Dr. Kieburg GmbH
Schwarzschildstraße 1
12489 Berlin
Telefon: (030) 63 92 47 64
Telefax: (030) 63 92 47 65
E-Mail: info(at)laser-mikrotech.de
Nachrichtenbüro Thomas Wolter
i. A. Bereich Kommunikation
WISTA-MANAGEMENT GMBH
Rudower Chaussee 17
12489 Berlin
Telefon: (030) 63 92 22 15, (030) 63 92 22 25
Telefax: (030) 63 92 21 99
E-Mail: scherkowski(at)wista.de