Wowereit will mehr Photovoltaik
Berlin soll Sonnenstadt werden
Winter 2010: über Berlin breitet sich der bleigrauste Himmel seit 1964. Schon zwei Wochen erhellt kein Sonnenstrahl die Hauptstadt. Doch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hält dagegen. Gemeinsam mit Michael Geißler, Geschäftsführer der Berliner Energieagentur (BEA), wurde am 21. Januar auf dem Dach der Max-Schmeling-Halle in Berlin-Pankow die derzeit größte Solarstromanlage auf einem öffentlichen Gebäude in Berlin eingeweiht.
Die 1.064 installierten Photovoltaikmodule mit einer Fläche von 1.749 Quadratmetern können ab sofort bis zu 250 kW Strom produzieren. Der Jahresertrag soll bei durchschnittlicher Sonnenscheindauer 220 Megawattstunden betragen, das entspricht dem Strombedarf von rund 100 Haushalten. Die Berliner Energieagentur hat die Anlage finanziert und betreibt sie, Eigentümer des Gebäudes ist das Land Berlin, Betreiber der Halle ist die Velomax GmbH. Bei den Modulen handelt es sich um Fabrikate aus deutscher Produktion, die in einer Solarfabrik der Centrosolar AG in Wismar gefertigt werden. Die Anlage vermeidet jährlich 220 Tonnen Kohlendioxid.
„Wir werden in Berlin in den kommenden Jahren mehr Solaranlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme auf die Dächer bringen, um die Klimaschutzziele des Landes Berlin zu erreichen“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit anlässlich der Einweihung. Bis 2020 will Berlin über vier Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen. Und dann bis 2050 weitere zwölf Millionen. Die öffentliche Hand, so Wowereit, habe dabei eine Vorreiterrolle und werde für ihre Gebäude prüfen, was technisch möglich und ökonomisch sinnvoll ist. Im Hinblick auf die Pläne von Umweltminister Röttgen, die Einspeisevergütungen für Sonnenstrom drastisch abzusenken, warnte der Regierende Bürgermeister: „Klimaschutz darf jetzt nicht politisch abgewürgt werden. Eine Kürzung der Förderung unserer Solarindustrie ist ein schlechtes Zeichen für unsere Anstrengungen zur Senkung des CO2-Ausstoßes. Stattdessen müssen wir in Klimaschutz investieren. Das hilft nicht nur unserer Umwelt, sondern schafft Arbeitsplätze. Ich fordere Verlässlichkeit für die junge Solarbranche. Die Unternehmen stehen in einem harten globalen Wettbewerb. Wir müssen alles tun, um dieser Zukunftsindustrie gute und stabile Rahmenbedingungen zu bieten.“ „Klimaschutz, so Wowereit weiter, „ist für Berlin ein Wachstumsthema. In der Deutschen Hauptstadt gibt es ca. 500 Unternehmen und rund 42.000 Beschäftigte in der Green Economy. Allein in der Industrie arbeitet fast jeder Dritte Beschäftigte Berlins in diesem Sektor.“
BEA-Geschäftsführer Michael Geißler sprach sich für einen weiteren kontinuierlichen Ausbau der Sonnenenergie in Berlin aus. „Wir werden im Rahmen des Energiekonzeptes 2020, das wir für den Berliner Senat entwickeln, auch die Potentiale für Strom aus Photovoltaik und für Wärme aus Solarthermie abschätzen. Klar ist aber schon heute, dass eine Vervielfachung der Energieerzeugung aus Solaranlagen möglich ist.“ Derzeit sind in Berlin etwa 2.000 Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung und rund 6.000 solarthermische Anlagen zur Wärmeerzeugung mit einer berechneten Jahresleistung von über 30.000 MWh installiert. Sie tragen noch mit weniger als einem Prozent zur Energieversorgung des Landes Berlin bei.
Für die PV-Anlage auf der Max-Schmeling-Halle kommen polykristalline, gerahmte Solarmodule zum Einsatz. Sie wurden aufgeständert und mit Betonbeschwerung auf dem Dach der Halle installiert.
Die Dachfläche insgesamt beträgt 8.000 Quadratmeter. Die Berliner Energieagentur betreibt bereits mehrere Sonnenkollektoren in Berlin, unter anderem auf Wohn- und Dienstleistungsgebäuden in Lichtenberg, Kreuzberg und Adlershof. Unter www.b-e-a.de (PV-Check) können Gebäude-Eigentümer schnell und einfach überprüfen, ob sich die Investition in eine Photovoltaikanlage für sie lohnt und sich beraten lassen.
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