Page 16 - Adlershof Journal November/Dezember 2015
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NETZWERKE GRÜNDER
Visionär, Macher, Mensch DIE ESSPROFIS
Geschrieben wurde über Prof. Norbert Langhoff, der am 28. Oktober 2015 seinen
80-jährigen Geburtstag feierte, schon viel. Höchste Zeit, Familie, Freunde und Wegbe- D
gleiter über den Mitgestalter des Standortes Adlershof zu Wort kommen zu lassen. er Firmenname 5micron ist Pro- Minus 55 bis plus 75 Grad Celsius, heftige Strömungen und Vibrationen – auf
Er gilt als Pionier auf dem Gebiet der Röntgendiagnostik. Er gründete selbst einige gramm: Auf fünf Mikrometer genau woll- einem Flugzeugflügel kann es ungemütlich werden. Genau das richtige Ambiente
ten es die meisten Kunden wissen, sagt
Unternehmen, wie das Institut für Gerätebau GmbH (IfG). Die Hände in den Schoß Jean Blondeau. Grundlage für ihre Ent- für die Messtechnik, die das 5micron-Team seit Beginn dieses Jahres am Stand-
legen wird Norbert Langhoff auch weiterhin nicht – der Jubilar strotzt vor Kraft wicklungen sind gängige berührungs- ort Adlershof entwickelt. Sie haben sich auf die Vermessung von Oberflächen
und Ideen. Fünf persönliche Würdigungen: lose Messverfahren wie Infrarot- oder spezialisiert. Flugzeugflügel sollen zum Beispiel super glatt sein, damit sich die
Videokameras, Ultraschall, Radar, Ther- richtige Strömung ausbildet.
mografie oder einfache Deflektometrie.
Dr. Aniouar Bjeoumikhov, Geschäftsführer der IfG – Institute „Wir entwickeln daraus Speziallösungen
for Scientific Instruments GmbH für unsere Kunden, die unter extremen
„Ein Moskauer Kollege und ich zählten 1995 zu den ersten Mitarbeitern des Bedingungen einsatzfähig sind“, erläu-
IfG. Im Jahr 2001 wurde ich zweiter IfG-Geschäftsführer. Auch privat steht tert Blondeau. Der 65-Jährige sprüht
mir Herr Langhoff sehr nah: Als meine Familie im Sommer 1999 nach Berlin vor Kreativität. Zur Vermessung von
gekommen war, hat er uns in seinem Haus untergebracht – zwei Jahre haben Flugzeugflügeln könne man beispiels-
wir bei ihm gewohnt und wurden als Familienmitglieder behandelt. Dafür sind weise einfach die Sonne als Lichtquelle
wir ihm sehr dankbar. Meine beiden Töchter, die damals vier und elf Jahre alt nutzen und entstehende Schatten ver-
waren, nennen ihn auch heute noch Opa. Dank Herrn Langhoff ist Deutsch- messen. Da sich der Sonnenstand je nach
land eine zweite Heimat für meine Familie geworden. Er ist zweifelsohne ein Tages- und Jahreszeit ändert, braucht es
sehr hilfsbereiter Mensch. Er denkt positiv und scheut keine Schwierigkeiten. dafür nur die genauen Positionsdaten der
Bewundernswert finde ich seine Begeisterungsfähigkeit und seine Visionen. Michael Langhoff, Mitbegründer und Vorstandsmitglied der
Von ihm kann man viel lernen: unter anderem Selbstdisziplin, Engagement, HiSolutions AG Sonne, um den aktuellen Einfallswinkel
Vielseitigkeit, … Er schätzt jeden Tag und nutzt ihn effektiv. Ich glaube, „Es gibt natürlich vieles, was mein Vater mir mit auf den Weg gegeben hat. des Lichts genau zu bestimmen.
deshalb er ist immer noch so fit und aktiv. Er hat im besten Sinne Ambitionen Mit am wichtigsten ist die Selbstständigkeit. Als ich mit 16 Jahren einen Vielleicht ist es sein Hintergrund als Bio-
und gibt nie auf – egal wie schwer eine Aufgabe ist oder wie unrealistisch Zuschuss zu meinem Motorrad bekam, folgte sofort die Anmerkung, dass
das Ziel erscheint.“ ich mir das Benzingeld selbst verdienen müsse. Sein größter Verdienst ist es loge und Biokybernetiker, der so erfinde-
sicherlich, in den Zeiten des Mauerfalls nicht den Kopf in den Sand gesteckt, risch macht und den Blick für einfache
Thomas Wolf, Geschäftsführer der Helmut Fischer GmbH sondern die Zukunft gestaltet zu haben. Und wie ich erfahren habe, sehr und gerade deshalb besondere Lösungen
„Wir kennen uns seit etwa acht Jahren. Die Beziehung intensivierte sich im selbstlos und ohne jegliche Vorteilsnahme. Für sich sprechen das ihm ver- öffnet. Vor über 40 Jahren kam Blondeau
Sommer 2013, als wir über die Akquisition der IfG GmbH konkret zu spre- liehene Bundesverdienstkreuz und der Gewinn des Innovationspreises der zur Promotion nach Deutschland – um
chen begonnen haben. Seit 2014 ist die IfG Teil der Helmut Fischer Gruppe, Länder Berlin und Brandenburg. Mit knapp 80 Jahren einen Innovationspreis über Fliegen, die ferngesteuert werden, zu
womit Prof. Langhoff für uns und damit auch für mich als Berater fungiert. zu gewinnen ist gewiss außergewöhnlich. Hervorheben kann man seinen forschen. Mittlerweile hat sich sein Fokus
Von ihm gelernt habe ich, wie wichtig Netzwerke und persönliche Kontakte Drang, sich ständig mit neuen Technologien zu beschäftigen, nicht nur von tierischen auf künstliche Flugobjek-
sind. Außerdem eine gewisse Hartnäckigkeit im Verfolgen von Zielen, und dienstlich, sondern auch privat. Wenn ich zu ihm nach Hause komme, steht te verschoben. Zuletzt arbeitete er beim
dass man immer wieder auch andere, neue Wege gehen muss, um ans Ziel da gefühlt jedes Mal ein neuer Fernseher. Ich bin schon gespannt auf den Luftschiffentwickler Cargolifter und an-
zu kommen. Nicht zuletzt: Wie wichtig die Wertschätzung für die Men- sich selbst füllenden Kühlschrank und das hauseigene Atomkraftwerk. Mehr schließend in der Forschungsabteilung des Das 5micron-Team: Sebastian Werner, Ute Franke, Jean Blondeau, Martin Häberer (v. l .n .r.)
schen im Berufsleben ist. Die Sorge um das Wohl seiner Mitarbeiter treibt als beeindruckend ist seine gesundheitliche und geistige Frische. Das macht brandenburgischen Flugzeugsystement-
ihn stets um. Für Herrn Langhoff stehen ideelle Werte höher im Kurs als mo- mir selbst Mut für die Zukunft. Ich hoffe, von dieser Robustheit etwas abbe- wicklers FTI Group – zusammen mit Ute
netäre. Die Wissenschaft mit ihren vielen Facetten macht ihn immer wieder kommen zu haben. Woher er letztlich die Energie nimmt, möchte ich auch Franke. Die Bauingenieurin hat als Pilotin
neugierig und spornt ihn an. Sein größter Verdienst ist aus Sicht der Firma gern wissen. Vielleicht ist es die ständige Neugier und der Wunsch, immer von Kleinflugzeugen ebenfalls ein Faible Aktuell sind sie unter anderem an dem werden können. Neben der Luftfahrt
Helmut Fischer, dass er die Polykapillartechnik nach Deutschland, in die IfG vorn dabei zu sein. Zum Altwerden bleibt dann offensichtlich keine Zeit.“ für das Fliegen. großen EU-Projekt Clean Sky beteiligt, könnten auch Eisenbahn, Automotive und
GmbH, gebracht hat. Aus breiterer Sicht: sein Engagement für den Aufbau das Technologien für eine klimafreund- Windenergie von den Oberflächenspezia-
des Standorts Adlershof – aus den ‚Ruinen‘ der Akademie der Wissenschaft Dr. Rainer Hammerschmidt, Geschäftsführer BESTEC GmbH Keine schlechten Voraussetzungen, um lichere Zukunft der Luftfahrt entwickelt. listen profitieren. Adlershof als Standort
zu einem führenden Forschungs- und Technologiepark in der Hauptstadt.“ „Prof. Langhoff war vor der Wende mein Institutsdirektor und Förderer nochmal mit einem eigenen Ingenieur- Zusammen mit Airbus und anderen Part- haben sich Blondeau und Franke bewusst
neuer Ideen in Bezug auf die Entwicklung weltmarktfähiger Produkte aus
Gert Kommichau, Mitgründer der Röntec AG dem Zentrum für wissenschaftlichen Gerätebau heraus. Durch seine Unter- büro durchzustarten. „Wir wollten uns nern arbeiten sie an einer Verbesserung gewählt. Nicht nur wegen des histori-
„Prof. Langhoff ist einer der Väter der Röntgenspektrometrie in Deutsch- stützung konnte unsere Arbeitsgruppe Produkte im westlichen Ausland ver- persönlich weiterentwickeln und können der Flügelprofile. Ein Plakat über Fran- schen Luftfahrthintergrunds. „Es ist wie
kes Schreibtisch zeigt ein Flugzeug mit
dabei einerseits auf unsere guten Kontak-
eine WG für Firmen mit der perfekten
land. Als Direktor des Zentrums für Wissenschaftlichen Gerätebau der Aka- kaufen und Anteile des Devisenerlöses direkt wieder in Neuentwicklungen te zur Branche und andererseits auf unser den neun Meter langen neuen Flügel- Mischung aus alteingesessenen und
demie der Wissenschaften (ZWG) traf er im Jahr 1981 die Entscheidung, investieren. Nach der Wende unterstützte er die ausgegründeten Firmen bei
energiedispersive Röntgenspektrometer (EDS-Systeme) in Berlin entwickeln der Suche nach neuen Geschäftsfeldern bzw. dem Knüpfen von fruchtbaren Wissen um den Bedarf an Speziallösungen spitzen, auf die ein System aus acht neuen Unternehmen und Forschungsein-
und bauen zu lassen. Ich durfte mich als einer der ersten Mitarbeiter des Geschäftskontakten. Dadurch konnte unter anderem die Firma Bestec schon bauen“, berichtet Franke. Sie managt die Kameras montiert ist. Damit können die richtungen“, betont Franke. „Das Netzwer-
ZWG mit diesen interessanten Systemen beschäftigen. Nachdem mich Prof. frühzeitig am renommierten Max-Planck-Institut in Garching einen umfang- Projekte, Blondeau schätzt aber auch ih- Experten von 5micron die Verformung ken wird einem leicht gemacht, es gibt
Langhoff im Februar 1979 einstellte, begleitete er mein Arbeitsleben bis zum reichen Entwicklungsauftrag einwerben. Über die Jahre hat Prof. Langhoff ren Ingenieurinnenblick. 5micron arbeitet der Oberflächen genau beobachten, die viele Gleichgesinnte und wir bekommen
heutigen Tag. In dieser Zeit habe ich von ihm gelernt, sich für die Mitarbeiter immer wieder versucht, seine ehemaligen ‚Schäfchen‘ in eigene Projekte auch daran, aus normalen Bildern ohne während des Fluges durch Druckunter- gute Unterstützung.“
einzusetzen, sie zu fördern, aber auch zu fordern. Bemerkenswert finde ich, einzubeziehen und somit die sonst üblicherweise aufgepfropften Synergien Referenz und Skala die Topographie einer schiede, Materialeigenschaften oder In-
dass er Wissenschaftler, Ingenieur und Unternehmer in einer Person ist. Er wirklich zu beleben. Das er mit 80 Jahren immer noch nicht genug hat von Oberfläche abzuleiten. „So können wir In- sektenaufprall auftreten. Die Lösungen Außerhalb von Berlin, in Wildau, betreibt
ist ein aufrichtiger und geradliniger Mensch mit Rückgrat. Dies schätze ich Wissenschaft, Wirtschaft und gegenseitigem Erfahrungsaustausch ist schon formationen darüber geben, ob es sich bei von 5micron werden auch in kleinen Di- 5micron noch einen 1:1-Prüfstand für das
an ihm besonders. Er besitzt eine Aura, die nur ganz wenigen Menschen bemerkenswert. An sich ist seine gesamte Biographie erstaunlich: Vom einer Struktur um eine Delle oder Beule mensionen gebraucht. So miniaturisieren Clean-Sky-Flügelprofil und ein Werkstatt-
gegeben ist. Damit kann er sein Umfeld begeistern. Fest steht: Arbeit ist sein Lehrling bis zum Institutsdirektor war er der Akademie der Wissenschaften handelt“, erläutert Franke. Das ist bei- sie etwa für einen Triebwerkhersteller ein labor. Hier werden Prototypen von Mess-
Leben. Er brennt für seine Arbeit, achtet aber auch auf seine Gesundheit. treu und danach hat er noch seinen Traum des Wissenschaftsunternehmers spielsweise von Interesse, wenn Maschi- Verfahren zur Vermessung der Oberflä- systemen gebaut und getestet. Für eine
Seine Devise: ‚Das Auto muss jährlich einmal zur Durchsicht – das mache verwirklicht. Persönlich schätze ich Prof. Langhoff als Wegbereiter und Weg- nen zur Wartung an nicht sichtbaren Stel- chen von Triebwerksschaufeln, damit die Fertigung größerer Stückzahlen suchen
ich auch.‘“ begleiter meiner Karriere.“ len mit einer Kamera inspiziert werden. Triebwerke ohne Demontage inspiziert sie derzeit einen Partner. ud
16 Adlershof Journal | November_Dezember 2015 Adlershof Journal | November_Dezember 2015 17
Visionär, Macher, Mensch DIE ESSPROFIS
Geschrieben wurde über Prof. Norbert Langhoff, der am 28. Oktober 2015 seinen
80-jährigen Geburtstag feierte, schon viel. Höchste Zeit, Familie, Freunde und Wegbe- D
gleiter über den Mitgestalter des Standortes Adlershof zu Wort kommen zu lassen. er Firmenname 5micron ist Pro- Minus 55 bis plus 75 Grad Celsius, heftige Strömungen und Vibrationen – auf
Er gilt als Pionier auf dem Gebiet der Röntgendiagnostik. Er gründete selbst einige gramm: Auf fünf Mikrometer genau woll- einem Flugzeugflügel kann es ungemütlich werden. Genau das richtige Ambiente
ten es die meisten Kunden wissen, sagt
Unternehmen, wie das Institut für Gerätebau GmbH (IfG). Die Hände in den Schoß Jean Blondeau. Grundlage für ihre Ent- für die Messtechnik, die das 5micron-Team seit Beginn dieses Jahres am Stand-
legen wird Norbert Langhoff auch weiterhin nicht – der Jubilar strotzt vor Kraft wicklungen sind gängige berührungs- ort Adlershof entwickelt. Sie haben sich auf die Vermessung von Oberflächen
und Ideen. Fünf persönliche Würdigungen: lose Messverfahren wie Infrarot- oder spezialisiert. Flugzeugflügel sollen zum Beispiel super glatt sein, damit sich die
Videokameras, Ultraschall, Radar, Ther- richtige Strömung ausbildet.
mografie oder einfache Deflektometrie.
Dr. Aniouar Bjeoumikhov, Geschäftsführer der IfG – Institute „Wir entwickeln daraus Speziallösungen
for Scientific Instruments GmbH für unsere Kunden, die unter extremen
„Ein Moskauer Kollege und ich zählten 1995 zu den ersten Mitarbeitern des Bedingungen einsatzfähig sind“, erläu-
IfG. Im Jahr 2001 wurde ich zweiter IfG-Geschäftsführer. Auch privat steht tert Blondeau. Der 65-Jährige sprüht
mir Herr Langhoff sehr nah: Als meine Familie im Sommer 1999 nach Berlin vor Kreativität. Zur Vermessung von
gekommen war, hat er uns in seinem Haus untergebracht – zwei Jahre haben Flugzeugflügeln könne man beispiels-
wir bei ihm gewohnt und wurden als Familienmitglieder behandelt. Dafür sind weise einfach die Sonne als Lichtquelle
wir ihm sehr dankbar. Meine beiden Töchter, die damals vier und elf Jahre alt nutzen und entstehende Schatten ver-
waren, nennen ihn auch heute noch Opa. Dank Herrn Langhoff ist Deutsch- messen. Da sich der Sonnenstand je nach
land eine zweite Heimat für meine Familie geworden. Er ist zweifelsohne ein Tages- und Jahreszeit ändert, braucht es
sehr hilfsbereiter Mensch. Er denkt positiv und scheut keine Schwierigkeiten. dafür nur die genauen Positionsdaten der
Bewundernswert finde ich seine Begeisterungsfähigkeit und seine Visionen. Michael Langhoff, Mitbegründer und Vorstandsmitglied der
Von ihm kann man viel lernen: unter anderem Selbstdisziplin, Engagement, HiSolutions AG Sonne, um den aktuellen Einfallswinkel
Vielseitigkeit, … Er schätzt jeden Tag und nutzt ihn effektiv. Ich glaube, „Es gibt natürlich vieles, was mein Vater mir mit auf den Weg gegeben hat. des Lichts genau zu bestimmen.
deshalb er ist immer noch so fit und aktiv. Er hat im besten Sinne Ambitionen Mit am wichtigsten ist die Selbstständigkeit. Als ich mit 16 Jahren einen Vielleicht ist es sein Hintergrund als Bio-
und gibt nie auf – egal wie schwer eine Aufgabe ist oder wie unrealistisch Zuschuss zu meinem Motorrad bekam, folgte sofort die Anmerkung, dass
das Ziel erscheint.“ ich mir das Benzingeld selbst verdienen müsse. Sein größter Verdienst ist es loge und Biokybernetiker, der so erfinde-
sicherlich, in den Zeiten des Mauerfalls nicht den Kopf in den Sand gesteckt, risch macht und den Blick für einfache
Thomas Wolf, Geschäftsführer der Helmut Fischer GmbH sondern die Zukunft gestaltet zu haben. Und wie ich erfahren habe, sehr und gerade deshalb besondere Lösungen
„Wir kennen uns seit etwa acht Jahren. Die Beziehung intensivierte sich im selbstlos und ohne jegliche Vorteilsnahme. Für sich sprechen das ihm ver- öffnet. Vor über 40 Jahren kam Blondeau
Sommer 2013, als wir über die Akquisition der IfG GmbH konkret zu spre- liehene Bundesverdienstkreuz und der Gewinn des Innovationspreises der zur Promotion nach Deutschland – um
chen begonnen haben. Seit 2014 ist die IfG Teil der Helmut Fischer Gruppe, Länder Berlin und Brandenburg. Mit knapp 80 Jahren einen Innovationspreis über Fliegen, die ferngesteuert werden, zu
womit Prof. Langhoff für uns und damit auch für mich als Berater fungiert. zu gewinnen ist gewiss außergewöhnlich. Hervorheben kann man seinen forschen. Mittlerweile hat sich sein Fokus
Von ihm gelernt habe ich, wie wichtig Netzwerke und persönliche Kontakte Drang, sich ständig mit neuen Technologien zu beschäftigen, nicht nur von tierischen auf künstliche Flugobjek-
sind. Außerdem eine gewisse Hartnäckigkeit im Verfolgen von Zielen, und dienstlich, sondern auch privat. Wenn ich zu ihm nach Hause komme, steht te verschoben. Zuletzt arbeitete er beim
dass man immer wieder auch andere, neue Wege gehen muss, um ans Ziel da gefühlt jedes Mal ein neuer Fernseher. Ich bin schon gespannt auf den Luftschiffentwickler Cargolifter und an-
zu kommen. Nicht zuletzt: Wie wichtig die Wertschätzung für die Men- sich selbst füllenden Kühlschrank und das hauseigene Atomkraftwerk. Mehr schließend in der Forschungsabteilung des Das 5micron-Team: Sebastian Werner, Ute Franke, Jean Blondeau, Martin Häberer (v. l .n .r.)
schen im Berufsleben ist. Die Sorge um das Wohl seiner Mitarbeiter treibt als beeindruckend ist seine gesundheitliche und geistige Frische. Das macht brandenburgischen Flugzeugsystement-
ihn stets um. Für Herrn Langhoff stehen ideelle Werte höher im Kurs als mo- mir selbst Mut für die Zukunft. Ich hoffe, von dieser Robustheit etwas abbe- wicklers FTI Group – zusammen mit Ute
netäre. Die Wissenschaft mit ihren vielen Facetten macht ihn immer wieder kommen zu haben. Woher er letztlich die Energie nimmt, möchte ich auch Franke. Die Bauingenieurin hat als Pilotin
neugierig und spornt ihn an. Sein größter Verdienst ist aus Sicht der Firma gern wissen. Vielleicht ist es die ständige Neugier und der Wunsch, immer von Kleinflugzeugen ebenfalls ein Faible Aktuell sind sie unter anderem an dem werden können. Neben der Luftfahrt
Helmut Fischer, dass er die Polykapillartechnik nach Deutschland, in die IfG vorn dabei zu sein. Zum Altwerden bleibt dann offensichtlich keine Zeit.“ für das Fliegen. großen EU-Projekt Clean Sky beteiligt, könnten auch Eisenbahn, Automotive und
GmbH, gebracht hat. Aus breiterer Sicht: sein Engagement für den Aufbau das Technologien für eine klimafreund- Windenergie von den Oberflächenspezia-
des Standorts Adlershof – aus den ‚Ruinen‘ der Akademie der Wissenschaft Dr. Rainer Hammerschmidt, Geschäftsführer BESTEC GmbH Keine schlechten Voraussetzungen, um lichere Zukunft der Luftfahrt entwickelt. listen profitieren. Adlershof als Standort
zu einem führenden Forschungs- und Technologiepark in der Hauptstadt.“ „Prof. Langhoff war vor der Wende mein Institutsdirektor und Förderer nochmal mit einem eigenen Ingenieur- Zusammen mit Airbus und anderen Part- haben sich Blondeau und Franke bewusst
neuer Ideen in Bezug auf die Entwicklung weltmarktfähiger Produkte aus
Gert Kommichau, Mitgründer der Röntec AG dem Zentrum für wissenschaftlichen Gerätebau heraus. Durch seine Unter- büro durchzustarten. „Wir wollten uns nern arbeiten sie an einer Verbesserung gewählt. Nicht nur wegen des histori-
„Prof. Langhoff ist einer der Väter der Röntgenspektrometrie in Deutsch- stützung konnte unsere Arbeitsgruppe Produkte im westlichen Ausland ver- persönlich weiterentwickeln und können der Flügelprofile. Ein Plakat über Fran- schen Luftfahrthintergrunds. „Es ist wie
kes Schreibtisch zeigt ein Flugzeug mit
dabei einerseits auf unsere guten Kontak-
eine WG für Firmen mit der perfekten
land. Als Direktor des Zentrums für Wissenschaftlichen Gerätebau der Aka- kaufen und Anteile des Devisenerlöses direkt wieder in Neuentwicklungen te zur Branche und andererseits auf unser den neun Meter langen neuen Flügel- Mischung aus alteingesessenen und
demie der Wissenschaften (ZWG) traf er im Jahr 1981 die Entscheidung, investieren. Nach der Wende unterstützte er die ausgegründeten Firmen bei
energiedispersive Röntgenspektrometer (EDS-Systeme) in Berlin entwickeln der Suche nach neuen Geschäftsfeldern bzw. dem Knüpfen von fruchtbaren Wissen um den Bedarf an Speziallösungen spitzen, auf die ein System aus acht neuen Unternehmen und Forschungsein-
und bauen zu lassen. Ich durfte mich als einer der ersten Mitarbeiter des Geschäftskontakten. Dadurch konnte unter anderem die Firma Bestec schon bauen“, berichtet Franke. Sie managt die Kameras montiert ist. Damit können die richtungen“, betont Franke. „Das Netzwer-
ZWG mit diesen interessanten Systemen beschäftigen. Nachdem mich Prof. frühzeitig am renommierten Max-Planck-Institut in Garching einen umfang- Projekte, Blondeau schätzt aber auch ih- Experten von 5micron die Verformung ken wird einem leicht gemacht, es gibt
Langhoff im Februar 1979 einstellte, begleitete er mein Arbeitsleben bis zum reichen Entwicklungsauftrag einwerben. Über die Jahre hat Prof. Langhoff ren Ingenieurinnenblick. 5micron arbeitet der Oberflächen genau beobachten, die viele Gleichgesinnte und wir bekommen
heutigen Tag. In dieser Zeit habe ich von ihm gelernt, sich für die Mitarbeiter immer wieder versucht, seine ehemaligen ‚Schäfchen‘ in eigene Projekte auch daran, aus normalen Bildern ohne während des Fluges durch Druckunter- gute Unterstützung.“
einzusetzen, sie zu fördern, aber auch zu fordern. Bemerkenswert finde ich, einzubeziehen und somit die sonst üblicherweise aufgepfropften Synergien Referenz und Skala die Topographie einer schiede, Materialeigenschaften oder In-
dass er Wissenschaftler, Ingenieur und Unternehmer in einer Person ist. Er wirklich zu beleben. Das er mit 80 Jahren immer noch nicht genug hat von Oberfläche abzuleiten. „So können wir In- sektenaufprall auftreten. Die Lösungen Außerhalb von Berlin, in Wildau, betreibt
ist ein aufrichtiger und geradliniger Mensch mit Rückgrat. Dies schätze ich Wissenschaft, Wirtschaft und gegenseitigem Erfahrungsaustausch ist schon formationen darüber geben, ob es sich bei von 5micron werden auch in kleinen Di- 5micron noch einen 1:1-Prüfstand für das
an ihm besonders. Er besitzt eine Aura, die nur ganz wenigen Menschen bemerkenswert. An sich ist seine gesamte Biographie erstaunlich: Vom einer Struktur um eine Delle oder Beule mensionen gebraucht. So miniaturisieren Clean-Sky-Flügelprofil und ein Werkstatt-
gegeben ist. Damit kann er sein Umfeld begeistern. Fest steht: Arbeit ist sein Lehrling bis zum Institutsdirektor war er der Akademie der Wissenschaften handelt“, erläutert Franke. Das ist bei- sie etwa für einen Triebwerkhersteller ein labor. Hier werden Prototypen von Mess-
Leben. Er brennt für seine Arbeit, achtet aber auch auf seine Gesundheit. treu und danach hat er noch seinen Traum des Wissenschaftsunternehmers spielsweise von Interesse, wenn Maschi- Verfahren zur Vermessung der Oberflä- systemen gebaut und getestet. Für eine
Seine Devise: ‚Das Auto muss jährlich einmal zur Durchsicht – das mache verwirklicht. Persönlich schätze ich Prof. Langhoff als Wegbereiter und Weg- nen zur Wartung an nicht sichtbaren Stel- chen von Triebwerksschaufeln, damit die Fertigung größerer Stückzahlen suchen
ich auch.‘“ begleiter meiner Karriere.“ len mit einer Kamera inspiziert werden. Triebwerke ohne Demontage inspiziert sie derzeit einen Partner. ud
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