Willkommene Nachfolge
Bei Ahlberg Metalltechnik und Legler Objekt & Konzept übernimmt die nächste Generation die Geschäftsführung
Mit der Ahlberg Metalltechnik GmbH und der Legler Objekt & Konzept GmbH haben Mario Ahlberg und Heike Legler echte Erfolgsunternehmen geschaffen. Nun lassen beide die nächste Generation ans Steuer – und gehen den Prozess der Nachfolge mit ähnlicher Umsicht an wie den Aufbau ihrer Unternehmen.
Aus der S-Bahn von Johannisthal nach Adlershof ist die Ahlberg Metalltechnik GmbH nicht zu übersehen. Ihre große Werkshalle mit türkiser Front und das moderne Bürogebäude wirken nagelneu. Doch es ist acht Jahre her, dass Mario Ahlberg sein unternehmerisches Lebenswerk hier im Technologiepark Adlershof zusammengeführt hat. Fast zeitgleich zog Heike Legler mit ihrer Legler Objekt & Konzept GmbH ins Europa-Center – Am Studio 1. In den hellen, offenen Räumen kreiert ihr Team Raumkonzepte, Bürodesigns und moderne Arbeitswelten.
Die zwei Unternehmen könnten kaum unterschiedlicher sein. Hier das bunte, zuweilen beinahe verspielte und zugleich klar und stilvoll strukturierte Reich, in dem Legler mit ihrem Team jene kollaborativen Arbeitsprozesse lebt, die bei der Kundschaft aus der Industrie und Wissenschaft so gefragt sind. Dort ein hochmoderner Industriebetrieb mit gigantischen Pressen, Stanzen und CNC-Bearbeitungszentren, der für das Who‘s who der deutschen Automobilbranche fertigt und dessen wachsende Engineering-Abteilung auch für Unternehmen aus der Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt sowie dem Maschinenbau entwickelt, simuliert, konstruiert und automatisiert. Wo es kompliziert wird, komplexe Werkzeuge, Vorrichtungen oder Sondermaschinen gefragt sind, da ist das Team um den jungen technischen Leiter Fabian Ahlberg in seinem Metier.
Und mit ebendiesem Fabian Ahlberg auf der einen Seite und Alexandra Jarecki auf der anderen beginnen die Parallelen dieser unterschiedlichen Adlershofer Welten. Beide sind designiert, die Lebenswerke von Mario Ahlberg und Heike Legler fortzuführen. Während es sich bei Ahlbergs um Vater und Sohn handelt, sind Legler und Jarecki Wahlverwandte; die Nachfolgerin ist seit den Anfängen im Unternehmen, kennt die Kundschaft, die Prozesse, den Vertrieb – und muss doch völlig umdenken. „Obwohl wir so lange zusammenarbeiten, musste ich sie fragen, was sie als Geschäftsführerin eigentlich genau macht“, berichtet Jarecki. Legler konnte es ihr nicht auf Anhieb erklären, sondern musste sich die Vielfalt ihrer Aufgaben dafür erst vergegenwärtigen. Es sei ein spannender Prozess, die Nachfolge strukturiert anzugehen und die Verantwortung nach und nach in Jareckis Hände zu legen. Im Gespräch wird klar, dass beide gut miteinander können, einander fachlich respektieren – und dass sich Legler aufrichtig freut: Es geht weiter. Sie und ihr Sohn bleiben Gesellschafter, geben Jarecki aber Entscheidungsspielraum. „Wenn sie es möchte, kann sie auch finanziell einsteigen“, erklärt die amtierende Chefin. Sie haben sich darauf geeinigt, den Übergabeprozess situativ anzugehen. Kein starrer Zeitplan, sondern ein fließender Übergang. Im Prinzip hat er schon vor Jahren begonnen. Nur wird es nun, nach einem klärenden Gespräch vor einem Jahr, konkret.
Unternehmen befinden sich ohnehin in ständigem Wandel. Leglers Kundschaft sucht neue Idee und Raumkonzepte für die Zukunft der Arbeit. Attraktive Räume, die ihre Beschäftigen aus dem Homeoffice locken, zu Teamwork einladen und interdisziplinäre Interaktion fördern. Dieser Wandel nimmt seit Corona Fahrt auf – und Jarecki hat Lust, ihn unternehmerisch und fachlich zu gestalten. Darin trifft sie sich mit Fabian Ahlberg. Auch er wird das Familienunternehmen durch einen Markt im Wandel führen und die darin liegenden Chancen ergreifen müssen: Mit dem Wechsel zu Elektroantrieben wird die Zahl der Bauteile pro Fahrzeug stark zurückgehen. Zugleich müssen Hersteller und Zulieferer ihre Werke weltweit umbauen und neue Prozesse aufsetzen. „Darin liegen für uns als Anbieter maßgeschneiderter Engineering-Lösungen, die wir inhouse fertigen, große Chancen“, ist er überzeugt. Diese Zuversicht gründet auf Aufträgen, die sie bei solchen Werksumbauten schon gewinnen konnten. Parallel treibt er die Diversifizierung in neue Märkte voran. Bislang kommen zwei Drittel der Umsätze aus dem Automobilgeschäft. Das soll sich durch das breitere Branchenspektrum und den Ausbau des Engineerings ändern. Während der Vater die Stammkundschaft betreut und die Finanzen im Blick hat, geht der Sohn gezielt neue Märkte an und nutzt hierfür auch das nahe Adlershofer Netzwerk.
Mario Ahlberg freut sich, dass sein Traum vom Unternehmertum von seinem Sohn fortgeführt wird. Es hat das Unternehmen Schritt für Schritt durch Zukäufe etablierter Berliner Betriebe zu dem gemacht, was es heute ist: 170 Beschäftigte, 17 Auszubildene, moderner Maschinenpark und ein Umsatzziel von 30 Millionen Euro im Visier. „Meine Frau und die Familie mussten oft zurückstecken“, berichtet er. Auch deshalb ist ihm das Gelingen der Nachfolge so wichtig. Es gilt, das Geschaffene zu bewahren und mit Innovationsgeist in die Zukunft zu führen. Fabian Ahlberg hat dafür seine vielversprechende Karriere bei Mercedes-Benz in Stuttgart aufgegeben. Er hatte es vom Trainee zum Produktionsleiter gebracht. Das dabei erworbene Know-how fließt nun in Engineering, Qualitätsmanagement und Automation ein. Der designierte Nachfolger ist entschlossen, das Werk seines Vaters fortzusetzen und mit seinem Fachwissen zukunftsfest zu machen. Auch dieses Ziel teilt er mit Alexandra Jarecki.
Peter Trechow für Adlershof Journal